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»Wie machen wir die Uni fit?«

Klausurtagung zu strategischen Herausforderungen und Chancen

Ausgabe 03 / April 2015

(ul) »In knapp zwei Tagen kann man keine fertigen Konzepte für die Zukunft einer Universität erwarten. Aber der Prozess ist angestoßen. Und das ist sehr wichtig.« Mit diesen Worten fasste Präsident Prof. Dr. Wolfgang Lücke eine zweitägige Klausurtagung des Präsidiums mit Vertreterinnen und Vertretern des Senats, der Fachbereiche, der Verwaltung und der Studierenden Mitte Januar zusammen. Aufgabe war es, die Universität unter verschiedenen Gesichtspunkten auf ihre Zukunftsfähigkeit nach 2020 zu prüfen. Der Fokus der Zusammenkunft war auf inhaltlich-strukturelle aber auch finanzielle Fragen gerichtet. Hier ein erster Bericht. Über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wird zu einem späteren Zeitpunkt berichtet.

© Universität Osnabrück / Utz Lederbogen

© Universität Osnabrück / Pressestelle Uni Osnabrück

© Universität Osnabrück / Pressestelle Uni Osnabrück

© Universität Osnabrück / Pressestelle Uni Osnabrück

© Universität Osnabrück / Pressestelle Uni Osnabrück

»Wie machen wir die Uni fit für die Herausforderungen nach 2020«, fragte Präsident Lücke in seinem Eingangsstatement und machte auf das strukturelle Defizit, auslaufende Hochschulpaktmittel und das verfassungsmäßig bestimmte Verbot der Schuldenaufnahme nach 2020 aufmerksam. Auch muss sich die Universität für die Zeit nach den geburtsstarken Jahrgängen strategisch neu ausrichten. »Was wir bis 2020 nicht auf den Weg gebracht haben, wird uns nicht helfen, den Zeitraum danach zu bewältigen«, verdeutlichte Lücke.

Nach 15 Monaten Präsidentschaft (mit krankheitsbedingten Unterbrechungen) wagte sich Lücke auch an eine Stärken-Schwächen-Analyse. »Die Universität Osnabrück sei nicht klein, aber durchaus fein.« Osnabrück habe eine sehr aktive Bürgergesellschaft, wie es sie in der Republik nur an wenigen Standorten – wenn überhaupt – gebe. Davon könne die Universität profitieren.  Ihr fehle es aber nach wie vor an dem wissenschaftlichen Umfeld.

Positiv schlage die DFKI-Außenstelle, die eingeworbene Humboldt-Professur, exzellente Kontakte zu anderen Wissenschaftseinrichtungen und der Hochschule Osnabrück zu Buche. »Wir sind in der Lage, Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs und andere Konsortialprojekte einzuwerben, kümmern uns um EU-Consolidator-Grants, werben eine Heisenberg-Professur ein.« Hinzu komme eine erfolgreiche Berufungs- und Bleibepolitik. »Doch müssen wir ständig zehn Prozent unserer Professorinnen in Dekanatsämtern verschleißen? Und muss der Senat so groß sein«, merkte er kritisch an.

Nicht einfach für die Universität seien die wenigen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterstellen. Die W2-Professuren seien ein »wissenschaftlicher Durchlauferhitzer«, so der Präsident. Damit verbunden seien viele Nachteile, aber andererseits komme auch ständig frischer Wind in die Uni. »Ich möchte darüber nicht jammern: denn solange uns Exzellenzunis wie Heidelberg, München und Dresden unseren Nachwuchs abnehmen, machen wir wohl keinen schlechten Job.«

»Universität Osnabrück 2020« sei ein langfristiger Prozess der nur gelingen könne, wenn er von den Universitätsmitgliedern getragen werde. Voraussetzung sei eine funktionierende interne Kommunikation und das Vertrauen in die Organisation. »Ohne Vertrauen kann Wissenschaft und damit auch eine Uni nicht funktionieren«, so der Präsident in seinem Eingangsstatement.

Zum Auftakt schilderte der Präsident der Universität Paderborn, Prof. Dr. Nikolaus Risch, den 60 Klausurteilnehmern eindrucksvoll mit vielen Beispielen und Anekdoten, mit welchen Chancen und Risiken ein Change-Prozess an einer mittelgroßen Universität gemeistert werden kann (s. Interview). Sein Vortrag »Das deutsche Wissenschaftssystem im Umbruch« war auch in den anschließenden extern moderierten Arbeitsgruppen eine wichtige Diskussionsgrundlage.

Die parallel tagenden mit allen Statusgruppen besetzen Arbeitsgruppen Kommunikation, Motivation, Führung (AG1), Forschung (AG 2), Studium und Lehre (AG 3), Nachwuchsförderung (AG 4) und Internationalisierung (AG 5) dienten als Plattform, gemeinsam über Ziele und Vorhaben nachzudenken, Kooperationsmöglichkeiten und Vernetzungspotenziale zu identifizieren und im Hinblick auf die angestrebte Umsetzung wichtige Impulse für die Optimierung der Rahmenbedingungen und Stärkung des Profils der Universität zu setzen.

»Es war gut, dass wir in den zwei Tagen die Chance hatten, über verschiedene Themen, die die Uni bewegen, in verschiedenen Gruppen zu sprechen«, so Präsident Lücke in seinem Resümee. »Ich verstehe nun wesentlich besser, wie meine neue Universität tickt.« Prof. Dr. Oliver Vornberger warf ein, dass man sich für den Auftakt vielleicht zu viele Einzelthemen - von Führungsfragen bis zur Internationalisierung - vorgenommen habe. »Wir sollten nun erstmal klären, wohin sich das Profil der Universität entwickeln kann.« Der Workshop sei eine »prima Idee«, so der Sprecher der Senatorinnen und Senatoren, und sollte an jedem dritten Januarwochenende zu einer festen Einrichtung werden.

»Es ist klar geworden, dass wir uns als Forschungsuniversität weiter profilieren sollten, ohne unsere Breite in der Forschung aufzugeben«, ergänzt Lücke. »Auch den Weg zur Systemakkreditierung sollten wir gehen.« Über das Qualitätsmanagement Lehre wurde gesprochen. Auch sei deutlich geworden, welche Rolle eine stärkere Internationalisierung für die Universität spiele. »Hier gibt es ein großes Potential«, unterstrich Prof. Dr. Claudia Pahl Wostl, Direktorin des Instituts für Umweltsystemforschung.

Studentin Johanna Teubner freute sich, dass die Diskussionsbeiträge der Studierenden ernst genommen wurden. »Wir sind gehört worden und das ist heute leider noch nicht selbstverständlich.« Ihr ist es wichtig, dass die Studierenden schon frühzeitig während der Bachelorausbildung in kleine Forschungsprojekte mit eingebunden werden. Ein Vorschlag der auch beim Präsidenten auf Zuspruch stieß. Prof. Dr. Peter König fand den zweitätigen Austausch »sehr inspirierend«. Konkret werde er die »Kommunikationsstrukturen effektiver gestalten«, im Institut aber auch in seiner Arbeitsgruppe. Das komme schließlich auch der Universität insgesamt zugute.

Mit der Klausurtagung wurde ein wichtiger erster Schritt im Hinblick auf die strategische Entwicklungsplanung und Profilbildung der Universität getan – ein Prozess der nun in Zukunft weitergeführt und aktiv gestaltet werden muss, so der Präsident. Zunächst treffen sich nun die Sprecherinnen und Sprecher der fünf Arbeitsgruppen (Prof. Dr. Ulrich Schneckener, Prof. Dr. Andreas Pott, Dr. Dominique Remy, Prof. Dr. Thomas Gaube und Stephanie Schröder), um die Ergebnisse der Klausurtagung zusammenzufassen, ein kleines Exposé zu erstellen und dem Senat vorzulegen. Dort wird dann über die Umsetzung beraten.

Die Vorbereitungen der Klausurtagung lagen in den Händen von Dr. Brigitte Schöning, Beate Schlangen und Vizepräsidentin Prof. Dr. May Britt Kallenrode. Die Veranstaltung wurde von Dr. Simon Golin (Hamburg) und seinem Team moderiert.