Tagesexkursion nach Oldenburg am 30. Mai 2024

Eine Residenzstadt im 17. Jahrhundert

Mit dem Fokus auf die Geschichte der Stadt Oldenburg im 17. Jahrhundert begaben sich am Donnerstag, den 30.05.2024, 20 Studierende unter der Leitung von Marcel Lewerentz und Hjördis Bohse sowie in Begleitung des Tutors Luca Schleibaum auf eine Exkursion. Ein Schwerpunkt lag hierbei insbesondere auf der Herrschaft des letzten Grafen von Oldenburg, Anton Günther (1583-1667). Eine historische Stadtführung und der Besuch des Oldenburger Schlosses mit einer Führung durch die Ausstellung des Landesmuseums sollte uns jene Blütezeit näherbringen. Graf Anthon Günther ist nicht nur der bekannteste, sondern auch der bedeutendste Graf von Oldenburg und bleibt bis heute eine zentrale Figur im kollektiven Gedächtnis der Stadt. 

Nach unserer Ankunft in Oldenburg startete die Exkursion am Stadtschloss mit einer Stadtführung, die von einem Darsteller in der Rolle des Anthon Günther geleitet wurde. Der Stadtführer Dieter Hähnel vermittelte uns durch seine Verkleidung und seine Erzählung aus der Ich-Perspektive ein lebendiges Bild vom Leben und Wirken Anton Günthers. Diesem Grafen ist es zu verdanken, dass die Grafschaft Oldenburg und ihre Bevölkerung nahezu unbeschadet durch den Dreißigjährigen Krieg kamen. Dies gelang ihm durch die Ausstellung von Schutzbriefen, der Wahrung von Neutralität sowie durch diplomatisches Geschick. Er legte auch den Grundstein für die Oldenburger Pferdezucht, die heute im internationalen Spitzensport führend ist. 

Nach einer Einführung zu Graf Anton Günther vor dem Stadtschloss führte uns der Weg durch die Oldenburger Innenstadt zur St. Lamberti Kirche. Sie ist die älteste Kirche Oldenburgs und stammt in ihrer ersten Form aus dem Hochmittelalter. Der heute zu besichtigende Innenraum der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. Er ist in Form einer klassizistischen Rotunde mit Kuppel gestaltet und nach Westen ausgerichtet. Die Kirche beherbergt noch heute die Grabstätte von Graf Anton Günther und seiner Frau Prinzessin Sophie Katharina. 

Anschließend ging es weiter zum historischen Rathaus von Oldenburg. Im Jahr 1635 wurde das erste Rathaus im Renaissance-Stil erbaut. Dieses Gebäude wurde 1886 abgerissen und durch ein neues Rathaus mit dreieckigem Grundriss ersetzt, das 1888 eingeweiht wurde. Bei den restauratorischen Untersuchungen im Jahr 2005 wurden im Sitzungssaal reich verzierte Wandmalereien aus dem Jahr 1887 entdeckt, die im Laufe der Zeit übermalt worden waren.

Als nächster Programmpunkt der Tagesexkursion stand eine Führung durch das Oldenburger Schloss an, welches einst als großherzogliches Herrscherhaus diente. Heute beherbergt es das Landesmuseum für Kunst und Kultur. Unter der Regentschaft von Graf Anton Günther wurde die alte Wasserburg in ein repräsentatives Residenzschloss umgebaut und mit einer Fassade im Stil der Renaissance versehen. Während der Führung wurde uns die Entwicklung der Grafschaft Oldenburg im 17. Jahrhundert nähergebracht: Neben seiner Rolle als Pferdezüchter erlangte Graf Anton Günther auch Anerkennung als Deichbauer. Nachdem sein Vater, Graf Johann VII von Oldenburg, 1575 das Jeverland geerbt hatte, war eine Landverbindung erforderlich, um den Zöllen an den ostfriesischen Grenzen zu entgehen. Anton Günther setzte die Deichbauprojekte seines Vaters erfolgreich fort, um die Landgewinnung voranzutreiben. 

Schließlich erwies sich Graf Anthon Günther durch seine geschickte Zollpolitik, die sich äußerst vorteilhaft auf die gräflichen Finanzen auswirkte. Ab 1612 wurde für alle Handelsschiffe, die die Unterweser befuhren, der Weserzoll eingeführt. Während die Zolleinnahmen im ersten Jahr nach der Einführung lediglich 545 Taler betrugen, stiegen sie bis 1667, dem Todesjahr von Graf Anton Günther, auf beeindruckende 19.636 Taler an.  Nach seinem Ableben erlosch die Linie des Oldenburgischen Grafenhauses, wodurch das Land Oldenburg unter dänische Herrschaft fiel. Sein Sohn Anton von Aldenburg entsprang einer nicht standesgemäßen und nicht legitimierten Verbindung mit Elisabeth von Ungnad, weshalb dieser als rechtmäßiger Nachfolger nicht berücksichtigt werden konnte. Seine Ehe mit Sophie Katharina blieb kinderlos.

Während der sogenannten „Dänenzeit“ von 1667 bis 1773 verwalteten insgesamt 15 Statthalter die oldenburgischen Grafschaften unter dänischer Regentschaft. Diese Periode war geprägt von Krisen: Die Pestepidemie im Jahr 1667 forderte über 400 Menschenleben und während einer großen Brandkatastrophe von 1676 wurde ein erheblicher Teil der Stadt zerstört. Nachdem die Grafschaft Oldenburg-Delmenhorst im Rahmen eines Tauschvertrags 1773 zunächst an das russische Zarenreich und dann an eine im Fürstbistum Lübeck regierende Nebenlinie übergegangen war, wurde Oldenburg ein Jahr später durch Kaiser Joseph II. zu einem Herzogtum erhoben. Diese zahlreichen herrschaftlichen sowie politischen Veränderungen markierten eine Phase des Umbruchs für das Herzogtum Oldenburg und seine Bürger.

Die Führung durch die Ausstellung des Landesmuseums führte durch verschiedene Schlossräume wie z.B. das Turmzimmer, das Empfangszimmer oder den Thronsaal. Diese Räume waren mit historischem Mobiliar geschmückt, darunter Werke bedeutender Künstler wie Anselm Feuerbach, Franz von Stuck oder Wolfgang Heimbach. Aber auch eine Rüstung aus dem 30-jährigen Krieg sowie das Oldenburger Wunderhorn konnten bestaunt werden.

Nach der Schlossführung blieb genügend Zeit, um die Ausstellung eigenständig zu erkunden. In einer abschließenden Diskussionsrunde unter den Exkursionsteilnehmern wurde übereinstimmend festgehalten, dass es ein sehr informativer, abwechslungsreicher Exkursionstag war, der viele Einblicke in die Oldenburger Stadtgeschichte während der Frühen Neuzeit bot.