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"Abgrund zwischen Geschichte und Poesie"

Paris setzt Dichter Paul Celan ein Denkmal im Anne Frank-Park  - Osnabrücker Germanist Prof. König hält Festrede zur Skulptur-Enthüllung

Skulptur "Hommage à Paul Celan" des Berliner Bildhauers Alexander Polzin. Foto: Klaus Michalek

Skulptur "Hommage à Paul Celan" des Berliner Bildhauers Alexander Polzin. Foto: Klaus Michalek

Am  Dienstag, 31.Mai, wird in Paris im Anne Frank-Park die Skulptur "Hommage à Paul Celan" des Berliner Bildhauers Alexander Polzin (* 1973) enthüllt - im Beisein von Anne Hidalgo, Oberbürgermeisterin von Paris, und des deutschen Botschafters in Frankreich, Nikolaus Meyer-Landrut. Anlässlich der feierlichen Skulptur-Enthüllung wird Prof. Dr. Christoph König vom Institut für Germanistik der Universität Osnabrück einen Festvortrag im Institut d’Études Avancées, dem Pariser Wissenschaftskolleg, halten. Ebenfalls spricht der Pariser Kunsthistoriker Krzysztof Pomian.

Paul Celan (1920-1970) zählt zu den größten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Er stammt aus einer jüdischen Familie in Czernowitz, die fast gänzlich der Ermordung der europäischen Juden zum Opfer fiel. 1948 entschied Celan sich in Paris zu leben und dort, wie er es selbst beschrieb, die "Opferstatt seiner Hände" einzurichten: Celans  Ziel war, sich die deutsche Sprache, die von den Nationalsozialisten verdorben war, im Gedächtnis an die Geschehnisse unter dieser Herrschaft wieder anzueignen. Davon zeugen seine großen Gedichtbände, wie "Sprachgitter" (1959) oder "Atemwende" (1967).

"Paris, fern des Alltagsdeutschen, war für Celan der einzig mögliche Ort für diese Aufgabe", betont König. "Daher ist die Errichtung des Denkmals für diesen deutschen Dichter in Paris ein bedeutender Moment in der deutsch-französischen Geschichte: Beide Seiten erkennen den schmerzhaften Zwang an, den Celan mit der Wahl dieses Orts auf sich nahm."

Polzins Skulptur zeigt eine männliche und eine weibliche Figur: Für manche Betrachter ist das eine streitbare Darstellung, da sie  - unter anderem aus Sicht des Lyrikers und Freundes von Celan, Yves Bonnefoy vom Collége de France, - biographisch zu interpretieren sei und somit der Dichtung Celans nicht gerecht werde. Dieser Frage wird König sich in seinem Festvortrag widmen und zeigen, warum die Figuren von den Gedichten her zu verstehen seien: Weil Polzin von einer inneren Spannung in den Gedichten ausgeht – einem Abgrund zwischen Geschichte und Poesie.

Kontakt für mehr Informationen:
Prof. Dr. phil. Christoph König
Universität Osnabrück
Institut für Germanistik
Tel.: +49 541 969-4030
Fax: +49 541 969-4256
christoph.koenig@uni-osnabrueck.de