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Männlich für einen Tag

Frauen überschreiten Geschlechtergrenzen beim Drag King Workshop

Einmal aus erlernten Geschlechterrollen ausbrechen und die Grenzen zum anderen Geschlecht überschreiten – dieses Experiment haben im Rahmen eines „Drag King“ Workshops zwölf Teilnehmerinnen der Universität Osnabrück gewagt. Das Gleichstellungsbüro und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hatten kürzlich weibliche Angehörige der Universität dazu eingeladen, für einen Tag in die Rolle eines Mannes zu schlüpfen.

„Es geht darum aufzuzeigen, wie Geschlecht von uns allen tagtäglich hergestellt wird, mit Verhaltensweisen, die nicht als weiblich eingeordnet, sondern eher Männern zugestanden werden. Diese Konstruktion decken wir im Workshop auf, weisen so auf Missstände hin und eignen uns neue Räume an“, erläuterte die Kölner Workshop-Leiterin Stephanie Weber das Konzept der Veranstaltung. Zum tatsächlichen Geschlechterrollentausch entschlossen sich schließlich sechs der zwölf Teilnehmerinnen. Unter Webers erfahrener Hand auf dem Gebiet der sogenannten Anti-Bias-Arbeit schlüpften sie in ihre männlichen Alter Egos – mit lockersitzender Hose auf der Hüfte, weiten Pullis und angeklebten Barthaaren. Die übrigen Teilnehmerinnen konnten als Beobachterinnen die Transformation der Frauen miterleben und gaben Tipps für das männliche Erscheinungsbild. Den Praxistest bestanden die „Männer“ auf der Osnabrücker Maiwoche. „Ich bin erstaunt, wie einfach es doch war sich als „Mann“ unter die Leute zu mischen“, freut sich Teilnehmerin Kersti. „Aber es war auch wirklich schwer, aus den gewohnten Verhaltensmustern auszusteigen.“

Vorbereitet hatten sich die Teilnehmerinnen auf diese Praxisphase mit verschiedenen Übungen: Sie sammelten Geschlechterklischees und übten Körperhaltungen wie den „typischen“ breiten Gang, während Trainerin Stephanie Weber den Prozess mit der Kamera dokumentierte. Die ungewohnte Kleidung und Körperhaltung führte zu viel Heiterkeit unter den Teilnehmerinnen – auch wenn es sich bei einem „Drag King Workshop“ im Kern um eine ernste Sache dreht: „Den Teilnehmerinnen wird mithilfe des Workshops einerseits deutlich, dass sämtliches Alltagsverhalten von Geschlechternormen durchzogen ist und, dass dieses andererseits eine Frage der Performance ist - also erlernt wird.“, verdeutlicht Melora Felsch, Gleichstellungsreferentin im Gleichstellungsbüro. "In einem 'Drag King' Workshop wird so die Unterscheidung zwischen sex – als biologischem Geschlecht – und gender – als mit bestimmten Rollenerwartungen verknüpftem sozialen Geschlecht - praktisch erfahrbar."

In der Abschlussrunde zeigten sich alle Teilnehmerinnen zufrieden mit dem Workshop. Die AStA-Referentin für Soziales, Rabea Mette, fasst zusammen: „Am Ende haben alle Teilnehmerinnen neues Wissen über Rollenerwartungen und genderspezifische Verhaltensrepertoire mitgenommen, das auch im Alltag anwendbar ist.“