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Massenmedien und Kognition

Wie verzerrt sehen wir die Welt?

Großer Andrang auf Kurs zur Rolle kognitiver Mechanismen bei verzerrter Wahrnehmung – Studenten entwickeln Apps, Handbuch und Webseite zur Sensibilisierung

Begeistert bei der Sache: Studierende im Kurs "Massenmedien und Kognition"

© Universität Osnabrück / Uwe Friese

Begeistert bei der Sache: Studierende im Kurs "Massenmedien und Kognition"

Ob kleine Parteien, „große“ Präsidenten oder sechsjährige Verfasser von Briefen an Santa Claus, ob lokal oder global, ob zeitgeschichtlich relevant oder eher nicht: Es scheint, als haben noch nie so viele Ereignisse, Organisationen und Personen so geballt mediale Aufmerksamkeit erlangt wie heute - immer wieder neu befeuert durch Tweets, Posts und Co. Aber wie beeinflussen Massenmedien das menschliche Denken und die Wahrnehmung unserer Welt tatsächlich? Und welche Werkzeuge können dazu beitragen, verzerrte Wahrnehmungen zu erkennen und womöglich zu vermeiden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich aktuell fünfzig Studentinnen und Studenten der Universität Osnabrück im interdisziplinären Kurs "Cognitive Psychology of Mass Communication".

„Einen großen Teil unseres Wissens über die Welt erwerben wir praktisch ausschließlich über den Konsum von Massenmedien. Dabei laufen wir immer Gefahr, dass unser Bild von der Welt verfälscht werden kann. Daher sollte man die kognitiven Mechanismen kennen, die beim Lernen aus den Medien eine Rolle spielen“, erläutert Dr. Uwe Friese vom Institut für Kognitionswissenschaften, der den Kurs gemeinsam mit Timo T. Schmidt leitet. Anhand wissenschaftlicher Studien zu Verzerrungen menschlicher Informationsverarbeitung ("cognitive biases") entwickeln die Studierenden in vier Projektgruppen konkrete Maßnahmen für einen sensiblen Umgang mit diesem Phänomen. So wird eine Quiz-App zu kognitiven Verzerrungen entwickelt, um Wissen auf spielerische Weise zu vermitteln. Zudem entsteht eine Webseite mit Informationen zu kognitiven Verzerrungen und zu so genanntem "Konstruktivem Journalismus", der darauf abzielt, möglichst ausgewogen über positive und negative Entwicklungen zu berichten. Außerdem wird ein Handbuch für Jugendliche und Lehrkräfte zu Konzepten und Methoden der Werbepsychologie erstellt. Nicht zuletzt soll eine weitere Webseite eingerichtet werden, auf der Nachrichten zu bestimmten Themen zusammengefasst und bewertet werden. Die Gegenüberstellung von Meldungen aus verschiedenen Ländern zu einem Thema soll einladen, Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Und was bewegt die Studenten zur Teilnahme an diesem Kurs? Farina Kock und Johannes Schrumpf fassen das Feedback ihrer Kommilitonen dazu zusammen: "In jüngster Zeit werden Medien oft harsch kritisiert, vor allem wenn es um ad-hoc Berichterstattung zu gegebenen Ereignissen geht. Als aufgeklärte Personen sehen wir es als bürgerliche Pflicht an, uns mit den Methoden der Berichterstattung und Meinungsbildung von Medien auseinanderzusetzen, um Berichte differenzierter kategorisieren zu können. Zudem finden wir es wichtig, dieses Wissen in Form von Websites, Handbüchern oder Spielen weiterzugeben, um an der Entwicklung einer neuen Art von Medienkompetenz teilzuhaben."

Weitere Fachdisziplinen sowie Interessierte an den Projekten außerhalb der Universität können sich an den Kursleiter wenden. Angedacht ist auch ein öffentliches Symposium zum Thema.
Kontakt: Dr. Uwe Friese, Tel.: +49 541 969-3390, ufriese@uni-osnabrueck.de