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Aus alt mach neu! Lesley-Ann Baldwin und Prof. Dr. Bärbel Schmidt (v. l.) im Kleiderarchiv des Faches Textiles Gestalten.

Mit „Fairo Moda“ gegen den Massenkonsum

Studentin der Uni Osnabrück entwickelt Konzept, um sich für eine nachhaltige Fashionindustrie einzusetzen

Noch nie haben wir so viel Kleidung besessen wie heute. Im Durchschnitt kaufen die Deutschen bis zu 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Muss das wirklich sein? Das fragt sich auch Lesley-Ann Baldwin, Studentin des Fachs Textiles Gestalten an der Universität Osnabrück. Auf diese Frage hin konzipierte sie eine Studierendenfirma, die die Modeindustrie nachhaltig verbessern soll.

Studierende sollen zukünftig Kleidungsstücke ausleihen und laufend tauschen können, anstatt sie wegzuwerfen. Zusätzlich verbindet Baldwin den Verleih mit einem geplanten Modul für ihr Fach, um Praxis und Lehre zu verbinden. Die Studentin ist im Wettbewerb „Let's Change the Fashionsystem“ von FEMNET e. V. als Favoritin nominiert und kann am 15. November in Hamburg Unterstützung für die Umsetzung gewinnen.

Überproduktion und schnelllebige Trends

Die heutige Modebranche gilt als eine der umweltschädlichsten Industrien der Welt. Durch Überproduktion und schnelllebige Trends werden endliche Ressourcen verschwendet und die Natur werde verschmutzt und durch Pestizide belastet, so Baldwin. „Die Missstände in der Textilindustrie sind unserer Gesellschaft durchaus bekannt, werden jedoch viel zu wenig thematisiert“, kritisiert sie. Die Verleihstelle „Fairo Moda“ und ihr geplantes Modul zum „Nachhaltigkeitsmanagement“ am Fach Textiles Gestalten der Uni sollen über die Zustände aufklären und es Studierenden ermöglichen, ein nachhaltiges Konsumverhalten vor Ort zu unterstützen.  

Zentrale Kleider-Verleihstelle für Studierende

Baldwin hat das Konzept für „Fairo Moda“ detailliert ausgearbeitet: In einer zentralen Verleihstelle auf dem Campus sollen sich Studierende Kleidungsstücke sowohl für Alltag als auch für besondere Anlässe ausleihen und diese während der Geschäftszeiten tauschen können. Die Studentin erklärt: „Das Prinzip ähnelt dem einer Bibliothek – nur eben mit Kleidung anstatt Büchern.“ Wissenschaftliche Hilfskräfte und Studierende sollen die Abläufe der Verleihstelle von „Fairo Moda“ sowie die Arbeitsbereiche Visual Marketing und Event Planning regeln. Für den Verleih soll unter anderem zu Kleiderspenden aufgerufen und Secondhandware eingekauft werden. Baldwin plant zudem, mit lokalen, nachhaltig produzierenden Jungdesignerinnen und –designern zu kooperieren.  

Lehrmodul zur Nachhaltigkeit

Das geplante Modul zum „Nachhaltigkeitsmanagement“ soll „Fairo Moda“ direkt mit der universitären Lehre verbinden. Bärbel Schmidt, Professorin für Textil- und Bekleidungswissenschaften an der Uni Osnabrück, hat Baldwin von Beginn an bei ihrer Arbeit begleitet und unterstützt. „Das gesamte Konzept ist bis ins Detail durchdacht“, lobt die Professorin. „Praxis und Lehre finden zahlreiche fächerübergreifende Schnittpunkte. Es könnten Seminare beispielsweise aus Wirtschaftswissenschaft, Biologie sowie Geographie integriert werden“. Die bereits verfasste Modulbeschreibung könne in über 30 Fächer sowohl in die Didaktik als auch in den Professionalisierungsbereich der 2-Fächer-Bachelor eingegliedert werden, so Baldwin und Schmidt.  

Theorie und Praxis zur Modeindustrie

In den Seminaren sollen sich die Studierenden mit ökologisch und ökomischen Themen sowie mit der Politik der Modeindustrie auseinandersetzen. Ihre Ideen könnten sie dann bei „Fairo Moda“ und auch außerhalb der Universität in die Praxis umzusetzen. „Unser Ziel ist es, vor allem die Fachdidaktik zu prägen“, erläutert Baldwin. „Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen ihr Wissen nach außen tragen und die jüngeren Generationen für das Thema einer fairen, nachhaltigen Industrie sensibilisieren“. Schmidt ergänzt: „Wir müssen Verantwortung übernehmen und gezielt darüber nachdenken, wie wir die Erde für die kommenden Generationen hinterlassen wollen.“  

Auf der Suche nach Unterstützung

Damit ihr Konzept umgesetzt werden kann, hat sich Baldwin nicht nur beim Wettbewerb „Let's Change the Fashionsystem“ des gemeinnützigen Vereins FEMNET e. V. beworben. Die Studentin hat ihr Konzept zusätzlich für das Projekt „LehrZeit an der Uni Osnabrück“ eingereicht, um im Rahmen des Strategiepakets Lehre gefördert zu werden.

Text: Marie Thiele/ Foto: Elena Scholz

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. phil. Bärbel Schmidt, Universität Osnabrück
Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, Textiles Gestalten
Seminarstr. 33-34, 49074 Osnabrück
Telefon: +49 541 969-4217 E-Mail: baerbel.schmidt@uni-osnabrueck.de

Lesley-Ann Baldwin, Universität Osnabrück
Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, Textiles Gestalten
E-Mail: lebaldwin@uni-osnabrueck.de