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Pressemeldung

Nr. 101 / 2002

16. August 2002 : Physikerin der Universität Osnabrück erhielt zwei Berufungsangebote - Privatdozentin Dr. Marika Schleberger erforscht Nanostrukturen

Bilder von Oberflächenstrukturen, auf denen einzelne Atome sichtbar sind, schmücken die Titelblätter von Fachzeitschriften und auch das Arbeitszimmer der Privatdozentin Dr. Marika Schleberger im Fachbereich Physik an der Universität Osnabrück. Die Wissenschaftlerin arbeitet an der Erforschung kleinster Strukturen, die in der Größenordnung von einzelnen Atomen bzw. Molekülen liegen. Jetzt hat die 37-Jährige den entscheidenden Sprung in ihrer wissenschaftlichen Karriere geschafft: Sie erhielt je einen Ruf auf eine Professur in Düsseldorf und in Essen und nahm das Angebot aus Essen an.

"Der Fachbereich Physik verabschiedet Dr. Schleberger mit einem lachenden und einem weinenden Auge", kommentiert Dekan Prof. Dr. Hans Werner Schürmann den Erfolg seiner jungen Kollegin. "Einerseits verlieren wir eine aktive Nachwuchswissenschaftlerin, andererseits zeigt die Berufung, dass hier in Osnabrück zukunftsträchtige und konkurrenzfähige Forschung betrieben wird." Zudem stirbt das Arbeitsgebiet "Nanostrukturen" mit dem Weggang von Schleberger in Osnabrück nicht aus, betont Schürmann.

Dass der Osnabrücker Fachbereich besonders stolz auf die Rufe an die Privatdozentin ist, liegt auch daran, dass die Anzahl der Frauen, die eine Qualifikation zur Professur in Deutschland erreichen, sehr gering ist. So waren im Jahr 2000 unter den 143 Habilitierten im Bereich Physik/Astronomie nur 11 Frauen. Zudem liegt Marika Schleberger mit ihrem 37 Jahren deutlich unter dem Durchschnittsalter bei der Erstberufung von 42,5 Jahren.

Die Entscheidung Physik zu studieren, fiel bei der jungen Wissenschaftlerin bereits in der Schule: "Meine Eltern standen trotz der ungewöhnlichen Wahl voll hinter mir und haben mich tatkräftig unterstützt", sagt die Privatdozentin. Nach Abschluss des Studiums folgte die Doktorarbeit an der Universität Osnabrück. Danach fasste sie den Entschluss, in der Hochschulforschung weiterzuarbeiten, mit dem Ziel, Professorin für Physik zu werden. In den folgenden Jahren erhielt die Wissenschaftlerin verschiedene Auszeichnungen, darunter einen Habilitationspreis der Universität. Dennoch fehlte ihrem Berufsleben eine gewisse Planungssicherheit. "Darauf muss man sich leider einlassen. Aber, es hat ja auch viel Spaß gemacht und war sicher spannender als eine Karriere bei der Bank", meint die zukünftige Professorin. "Ich kann allen Interessierten nur raten, Physik zu studieren und gerade die jungen Frauen möchte ich besonders ermutigen."

Um die winzigen Nanostrukturen sichtbar zu machen, verwendet die Wissenschaftlerin eine Messsonde, die einer atomaren Nadelspitze ähnelt. Damit wird die Oberfläche Atom für Atom rasterförmig abgetastet. Die dafür nötigen Apparaturen heißen "Rastertunnelmikroskop" oder "Rasterkraftmikroskop". "Das Ganze ist vergleichbar mit der Punktkodierung der Braille-Blindenschrift, die mit den Fingern ertastet wird", führt Schleberger aus. Der Blick in die Welt der Nanostrukturen ist aber nicht nur für Physiker interessant. Beispielsweise untersucht die Forscherin in einem Projekt zusammen mit ihren Kollegen aus der Biologie die Eigenschaften einer Oberfläche, an die biologisch relevante Moleküle gekoppelt sind. "Physiker und Biologen sprechen verschiedene Sprachen und müssen erst lernen, einander zu verstehen," berichtet sie über ihre Erfahrungen, "Physiker orientieren sich oft an ihren Methoden, während die Biologen gerne funktionell denken."

Die potenziellen Anwendungen ihrer Arbeit stehen noch in weiter Ferne. &qiou;Zuerst müssen wir lernen, wie Nanostrukturen sich bilden, wie wir sie herstellen können und wie man sie charakterisieren kann", erklärt Schleberger. "Das ist reine Grundlagenforschung, die für neue, heute noch spekulative Anwendungen der Nanotechnologie, wie Nanoroboter oder Molekularelektronik, die Basis bildet.

In ihrer Freizeit liebt die Wissenschaftlerin mehr die weiten Räume als mikroskopisch winzige Oberflächenstrukturen. Zu ihren Hobbys gehören der Segelsport und das Fahren auf ihrem Geländemotorrad. So hat sie sich im letzten Jahr einen Traum erfüllt und ist als Teilnehmerin der Internationalen Sahara Rallye "El Chott" 14 Tage lang mit Vollgas über die Oberfläche der Wüste Tunesiens gefegt. Schleberger kommentiert: "Es müssen eben nicht immer Nanostrukturen sein."

Informationen:
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Schmidt, Fachbereich Physik,
Universität Osnabrück, Barbarastraße 7, 49069 Osnabrück,
Tel. (0541) 969-2693, Fax. (0541) 969-2351
e-mail: heinz-juergen.schmidt@physik.uni-osnabrueck.de