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Pressemeldung

Nr. 41 / 2020

12. Februar 2020 : Celan in Europa: trinationale Perspektiven auf philologische Traditionen und Konflikte – Prof. Dr. Christoph König erfolgreich bei Einwerbung im Rahmen der Programmlinie „Trilaterale Forschungskonferenzen“

Dr. Christoph König, Professor für Neue deutsche Literatur an der Universität Osnabrück, hat sich gemeinsam mit Elena Polledri (Università degli Studi di Udine) und Werner Wögerbauer (Université de Nantes) erfolgreich im Rahmen der Programmlinie „Trilaterale Forschungskonferenzen“ beworben.

Ansicht der Villa (Deutsch-italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog) mit sie umgebenden Garten und grünen Bäumen, darüber blauer Himmel. Großansicht öffnen

© Villa Vigoni

Villa Vigoni am Comer See

Das Programm wird gemeinsam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Fondation Maison des Sciences de l’Homme (Paris) und der Villa Vigoni (Italien) getragen und ermöglicht, in der Villa Vigoni eine Serie von drei internationalen und interdisziplinären Symposien in den Jahren 2020, 2021 und 2022 zu veranstalten.

Die Tagungen sind dem Thema „Paul Celan in Europa. Trinationale Perspektiven auf philologische Traditionen und Konflikte“ gewidmet. Das Jubiläumsjahr bietet den Anlass, die Lektüre der Gedichte und Übersetzungen in einer trinationalen Perspektive zu erneuern.

Paul Celan, dessen 50. Todestag und 100. Geburtstag sich 2020 jähren, gilt als Dichter und Übersetzer zwischen Ländern, Sprachen und Kulturen. Wie kaum ein Dichter der Nachkriegszeit reflektiert er in seinem Werk die Weltliteratur, die Literaturtraditionen und die Geschichte Europas, die ihm aus der Perspektive des jüdischen Dichters deutscher Sprache nach 1945 zur problematischen wie notwendigen Voraussetzung werden. Von der kritisch-produktiven Auseinandersetzung zeugt neben den Gedichten das übersetzerische Werk unter anderem aus dem Englischen, Russischen, Französischen, Italienischen, Rumänischen und Hebräischen: Die Celan-Forschung ist nicht im Rahmen alter Paradigmen von „Nationalliteratur“ zu denken, sondern immer schon als internationales Forschungsfeld. Zugleich hat sie zuletzt eine Erweiterung ihrer Materialgrundlagen erfahren, durch die Publikation von Nachlassbeständen (Bonner Ausgabe), biographischen Dokumentationen (Badiou, Wiedemann) und Briefwechseln (Bachmann, Szondi, Celan-Lestrange). Die materialgestützte Interpretation in der Nachfolge Szondis hat sich inzwischen durchgesetzt.

Ins Zentrum der heutigen Celan-Forschung rückt damit die Frage, wie mit dem neuen Wissen umzugehen sei. Obwohl eine Autorenforschung der Ort sein kann, an dem die verschiedenen Interpretationsansätze zusammenkommen, dominieren in der Celan-Philologie zentrifugale Tendenzen. „Das Fehlen einer Bibliographie, eine kaum mehr zu überschauende Zahl von Forschungsbeiträgen sowie ein frappierender Mangel an regelmäßigen Diskussionsforen haben dazu geführt, dass eine diskursive, international und interdisziplinär ausgerichtete Arbeit am Sinn der Gedichte wenig entwickelt, ja zunehmend in Zweifel gezogen worden ist“, erklärt Prof. König.

Das Projekt will diese Schwierigkeit überwinden und in komparatistischer Perspektive nicht nur die Interpretation von Celans Werken voranbringen, sondern auch die Forschung in den Blick nehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um eine „Re-Philologisierung“ sollen die Möglichkeiten der einzelnen Ansätze diskutiert werden, im Sinn einer trinationalen Komparatistik der Celan-Philologien, die einen Beitrag zu einer international orientierten Methodengeschichte leistet.

Die Analyse der Interpretationskonflikte bietet den Auftakt der Symposien: Die Tagung vom 14. bis 17. Oktober 2020 trägt den Titel „Celan-Interpretationen: Konstellationen und Konflikte“. 2021 wird die Übersetzung als Öffnungsfigur vorgestellt; die Tagung gilt dem Thema „Übersetzung im Transfer europäischer Philologien“. Und die Tagung im Jahr 2022 stellt das Werk Celans in einen (literatur-)geschichtlichen Rahmen; sie trägt den Titel „Die (Literatur-)Geschichte Europas in Celans Werk“. Ein neuer Diskursraum entsteht, in dem Traditionen der Celan-Forschung enggeführt und Grundfragen der literarisch-kritischen Hermeneutik vorangetrieben werden.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph König, Universität Osnabrück
Institut für Germanistik
Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Tel.: + 49 541 969 4030
christoph.koenig@uni-osnabrueck.de