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Pressemeldung

Nr. 84 / 2020

29. April 2020 : Die Geschicke der jungen Universität mitgeprägt - Universität Osnabrück trauert um den Sozialgeographen Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel

Die Universität Osnabrück trauert um Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel. Er starb am Mittwoch, 22. April, im Alter von 82 Jahren. Wenzel, der 1975 als Professor für Sozialgeographie an die Universität berufen wurde, gehörte zum "Urgestein" dieser jungen Hochschule, die damals zu seinem Dienstbeginn mit "heftigen Eruptionen, Verwerfungen und Verschiebungen um Formgebung rang", wie der ehemalige Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel bei dessen Verabschiedung 2003 hervorhob.

geboren am 24.2.1938, gestorben am 22.4.2020
Die Universität Osnabrück trauert um Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel, er starb am Mittwoch, 22. April 2020, im Alter von 82 Jahren. Wenzel, der 1975 als Professor für Sozialgeographie an die Universität berufen wurde, gehörte zum "Urgestein" dieser jungen Hochschule, die damals zu seinem Dienstbeginn mit "heftigen Eruptionen, Verwerfungen und Verschiebungen um Formgebung rang", wie der ehemalige Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel bei dessen Verabschiedung 2003 hervorhob. Großansicht öffnen

© Universität Osnabrück / Ilse Thörner

Die Universität Osnabrück trauert um Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel.

An diesem Gestaltungsprozess nahm Wenzel als engagiertes Mitglied des Akademischen Senats, wenig später auch des Konzils, über 25 Jahre aktiv teil. Als geschätzter Wissenschaftler und Kollege prägte er die Geschicke der Universität entscheidend mit. Auch das heutige Institut für Geographie und das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) verdanken ihm sehr viel.

Prof. Wenzel, geb. am 24.2.1938, studierte Geographie, Bodenkunde, Geologie, Sozialökonomie der Entwicklungsländer und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Hamburg, Freiburg i.Br., Göttingen und Gießen. Der diplomierte Geograph arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Gießen, wo er 1969 promovierte. Nach einer mehrjährigen Dozententätigkeit folgte dann 1975 der Ruf an die kurz zuvor gegründete Universität Osnabrück.  

Sein engagiertes wissenschaftliches Wirken war im Kern immer an den Werten der sozialen Gerechtigkeit orientiert. Seit Anfang der achtziger Jahre hatte Wenzel durch zahlreiche Forschungsaufenthalte in verschiedenen Ländern Subsahara-Afrikas – zumeist im Rahmen von Projekten zur ländlichen Entwicklung – Ansehen in seinem Fach, bei den Institutionen deutscher Entwicklungszusammenarbeit und den Akteuren vor Ort erworben. Ein sichtbarer Ausdruck seines wissenschaftlichen und zugleich stets auch politischen Engagements war das "Kolloquium Dritte Welt" an der Universität, das der Geograph von Anfang an im Vorstand der Arbeitsgruppe "Dritte Welt – Umwelt und Entwicklung" maßgeblich mitgestaltete.

Weitere Arbeitsschwerpunkte stellten die Migrationsforschung sowie die regionale Bildungs- und Arbeitsmarktforschung dar. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen befassen sich mit Fragen der Regional- und Stadtentwicklung, mit grenzüberschreitenden Arbeitsmärkten, Binnenwanderungen sowie Formen der internationalen Migration. Dazu gehörten Untersuchungen über umweltinduzierte Fluchtbewegungen in und aus Afrika ebenso wie Projekte im Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ sowie zur Zuwanderung und Integration von (Spät-)Aussiedlern. Aus diesem Forschungsinteresse entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem IMIS, dessen Mitglied er von 1994 bis zu seiner Pensionierung war. Von 1997 bis 2002 war Prof. Wenzel Direktor dieses von Prof. Dr. Klaus J. Bade gegründeten Forschungsinstituts. „Sein Einsatz für die geographische Migrationsforschung und seine Leidenschaft für die interdisziplinäre Zusammenarbeit waren beispielhaft und wirken bis heute fort“, so IMIS-Direktor Prof. Dr. Andreas Pott.

Als Hochschullehrer hat Prof. Wenzel ein weites Spektrum – von den Lehramtsstudiengängen einschließlich der schulischen Betreuung von Absolventen in der einphasigen Lehrerausbildung bis zur praxisorientierten Ausbildung von Diplomgeographen – vertreten. Mit Publikationen wie dem „Metzler Handbuch für den Geographieunterricht“, dessen Mitherausgeber er war, leistete er ebenso innovative wie nachhaltige Impulse für eine ganze Generation von Geographie-Lehrerinnen und -Lehrern. Durch seinen unermüdlichen Einsatz gerade für jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – sei es in der intensiven Betreuung wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten, bei der Erarbeitung erster Publikationen oder durch Unterstützung und Vernetzung in unterschiedlichen Forschungs- und Praxiszusammenhängen – hat er vielen Menschen sehr viel ermöglicht.

„Die Universität und der Fachbereich verabschieden sich von einem exzellenten Wissenschaftler, einem hoch geachteten Kollegen, wertvollen Berater und guten Freund. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie“, so die Dekanin des Fachbereichs Kultur- und Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Christiane Kunst.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christiane Kunst, Universität Osnabrück
Dekanin des Fachbereichs Kultur- und Sozialwissenschaften
Seminarstraße 33, 49069 Osnabrück
Telefon: + 49 541 969 4612
E-Mail: dekanatfb1@uni-osnabrueck.de

Prof. Dr. Martin Franz, Universität Osnabrück
Leiter des Instituts für Geographie
Seminarstr. 19 a/b, 49074 Osnabrück
Telefon: + 49 541 969 4277
E-Mail: martin.franz@uni-osnabrueck.de

Prof. Dr. Andreas Pott, Universität Osnabrück
Sozialgeograph und Direktor des
Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19/21, 49074 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4384
E-Mail: andreas.pott@uni-osnabrueck.de