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Pressemeldung

Nr. 27 / 2020

29. Januar 2020 : Die Unverständlichkeit verstehen - Gastvortrag an der Universität Osnabrück zur Hermeneutik nach Nietzsche

Die Infragestellung des Verstehens durch Nietzsche diskutiert am Mittwoch, 5. Februar, ein Vortrag von Dr. Felix Christen, der am Deutschen Seminar der Universität Zürich tätig ist. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Germanistischen Kolloquiums der Universität Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph König statt. Beginn ist um 18 Uhr im Schlosshauptgebäude (Neuer Graben 29, Raum 11/212).

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© Fabian Henzmann

Dr. Felix Christen (Universität Zürich) hält den Gastvortrag über Nietzsche an der Universität Osnabrück.

Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert bildet sich mit den Vorlesungen und Schriften von Chladenius, Georg Friedrich Meier, Friedrich Ast und Friedrich Schleiermacher eine allgemeine Hermeneutik aus, die an die Stelle des Überzeugens und Überredens der klassischen Rhetorik das Verstehen setzt. Das Ziel, vollkommen zu verstehen, wird dabei gerade vom Nichtverstehen her methodologisch begründet. Wenn durch ein regelgeleitetes Vorgehen verstanden ist, was zuvor unverständlich war, ist die Aufgabe der Hermeneutik erfüllt.

Demgegenüber greift der frühe Nietzsche noch einmal auf die Rhetorik zurück und entgrenzt ausgehend von der Metaphorik und Figuralität der Sprache das Problem des Nichtverstehens. Wenn es keine eigentlichen und damit eindeutigen Bedeutungen mehr gibt, so die Annahme des frühen Nietzsche, kann auch ein regelgeleitetes Verstehen die Aufgabe der Deutung nicht erfüllen. Diese Kritik des Verstehens eröffnet am Beginn der klassischen Moderne in fast kantischer Strenge die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit des Verstehens.

Im Vortrag werden zwei Antworten auf diese seit Nietzsche virulente Infragestellung des Verstehens näher diskutiert: zum einen Adornos ästhetische Theorie mit ihrem Anspruch, die Unverständlichkeit zu verstehen, indem die Hermeneutik in eine Ästhetik überführt wird; zum anderen Celans Poetik, die gerade die radikale Dunkelheit des Dichterischen zum Ausgangspunkt des Verstehens erklärt.

PD Dr. Felix Christen vertritt im Sommersemester 2020 die Professur von Davide Giuriato am Deutschen Seminar Zürich. 2019 habilitierte er sich zum Thema „Sprachen der Dunkelheit. Zur Theorie der Unverständlichkeit zwischen Philosophie und Literatur 1870-1970“. Felix Christen war von 2013 bis 2019 Seminaroberassistent für Neuere deutsche Literaturwissenschaft am Deutschen Seminar der Universität Zürich und ist Kollegiat des Peter Szondi-Kollegs.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph König, Universität Osnabrück
Institut für Germanistik
Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Tel.: +49 0541 969 4030
christoph.koenig@uni-osnabrueck.de