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Pressemeldung

Nr. 6 / 2020

09. Januar 2020 : Fahrplan zum globalen Insektenschutz – Internationales Forscherteam mit Beteiligung der Universität Osnabrück stellt Maßnahmen vor

Der weltweite Insektenrückgang hat ein bisher unbekanntes Ausmaß erreicht. Ein internationales Team von mehr als 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung des Ökologen apl. Prof. Dr. Thomas Fartmann von der Universität Osnabrück hat nun ein Konzept erstellt, wie man dieser Entwicklung entgegenwirken kann.

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© Thomas Fartmann

Der Apollofalter (Parnassius apollo) hat infolge großflächiger Arealverluste enorme Bestandseinbußen erlitten und zählt demzufolge zu den weltweit gefährdeten Insektenarten.

Der Fahrplan zum globalen Insektenschutz ist in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen. Er umfasst Maßnahmen, die sowohl aus ökologischer als auch gesellschaftlicher Sicht sinnvoll sind und betont zudem die Notwendigkeit eines standardisierten Monitorings zur Erfassung der weltweiten Insektenbestände.

„Der Fahrplan zielt darauf ab, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, die dem weltweiten Insektenrückgang entgegenwirken“, betont der Initiator der Studie Professor Jeff Harvey vom Niederländischen Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) und der Universität Amsterdam (VU Amsterdam). Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Insektenarten weltweit unter anthropogen bedingten Umweltveränderungen, wie zum Beispiel Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Nährstoffeinträgen, Pestizideinsatz, dem Einfluss invasiver Arten und der Übernutzung von Ökosystemen leiden. „Mit dem Fahrplan zum globalen Insektenschutz möchten wir den aktuellen Wissensstand zum Insektenrückgang zusammentragen und im Austausch mit verschiedenen Interessensgruppen wie Politik, Landwirtschaft und Naturschutz möglichst in die Praxis umsetzen,“ so Harvey weiterhin.

Fartmann ist Autor zahlreicher Studien zum Insektenschutz und derzeit an der Entwicklung des Insektenmonitorings in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen beteiligt. Aufgrund der breiten öffentlichen Debatte zum Insektensterben in Deutschland haben die Regierungen des Bundes und der Länder hierzulande reagiert und damit begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, die zum Erhalt und zur Wiederherstellung der mitteleuropäischen Insektenfauna beitragen sollen. „Da es sich beim Insektensterben jedoch nicht um ein regionales, sondern um ein weltweites Phänomen handelt, sollten auch auf globaler Ebene die Aktivitäten zum Insektenschutz intensiviert werden,“ erläutert Fartmann. Es gibt vermehrt wissenschaftliche Belege, dass die Anzahl der Insekten und deren Artenvielfalt artengruppenübergreifend weltweit abnehmen. Da Insekten bedeutende Ökosystemdienstleistungen, wie beispielsweise die Bestäubung von Nutzpflanzen und die Regulierung von Schädlingsbeständen erfüllen, muss davon ausgegangen werden, dass der weltweite Insektenrückgang ohne zeitnahes Handeln nicht nur ökologische sondern auch gesellschaftliche Konsequenzen haben wird.

In seiner Studie führt das Forscherteam Handlungsschritte auf, die unmittelbar, mittelfristig und langfristig zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Insektenfauna beitragen sollen. „Basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand können bereits jetzt Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die dazu beitragen, Lebensräume für Insekten und strukturreiche Landschaften zu fördern und wiederherzustellen“, so Fartmann. Es werden jedoch mittelfristig neue Forschungsaktivitäten erforderlich sein, die die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Ursachen des Insektensterbens mit innovativen Ansätzen untersuchen. Durch den Aufbau öffentlich-privater Partnerschaften und nachhaltigen Finanzierungskonzepten, können Maßnahmen zum Insektenschutz langfristig gesichert werden. Die Entwicklung der weltweiten Insektenbestände und der Erfolg dieser Maßnahmen sollte global durch ein standardisiertes Monitoring überprüft werden. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihr Konzept eine möglichst breite Resonanz in der Naturschutzpraxis findet und auch im deutschen Aktionsprogramm Insektenschutz berücksichtigt wird. Nur durch großflächige Veränderungen hin zu einer naturverträglichen Landbewirtschaftung, einer Verbesserung des Managements von Lebensräumen und einer nachhaltigen Stadtentwicklung kann der Zustand der globalen Insektenbestände langfristig verbessert werden.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
apl. Prof. Dr. Thomas Fartmann, Universität Osnabrück
Fachbereich Biologie/Chemie
Barbarastraße 11, 49076 Osnabrück
Tel.: +49 0541 969 3551
t.fartmann@uni-osnabrueck.de