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Pressemeldung

Nr. 108 / 2020

24. Juni 2020 : Fünf Jahre nach der Willkommenskultur - Neues Forschungsprojekt der Universität Osnabrück untersucht aktivierte Zivilgesellschaft

Was ist heute, fünf Jahre nach dem „Sommer der Migration“ 2015, von der Willkommenskultur in Deutschland geblieben? Sind diejenigen, die sich oft erstmalig in ihrem Leben und recht spontan für Geflüchtete einsetzten weiterhin aktiv? Welche neuen Initiativen und Netzwerke sind daraus entstanden? Es engagierten sich auch viele Personen mit eigener Migrations- oder Fluchterfahrung. Wie nehmen sie ihr Engagement wahr? Das Forschungsprojekt „Die aktivierte Zivilgesellschaft“ an der Universität Osnabrück analysiert das auf breiter Basis entstandene zivilgesellschaftliche Engagement und die Ausdrucksformen dieser Willkommenskultur auf ihre Entwicklungen und Nachhaltigkeit hin. Es wird vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) für drei Jahre mit rund 330.000 Euro gefördert.

Das Verbundprojekt „Die aktivierte Zivilgesellschaft: Eine Analyse der nachhaltigen Wirkung von bürgerschaftlichem Engagement auf Sozialkapital und Gemeinwohl (aktivzivil)“ ist an der Universität Osnabrück am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) angesiedelt. Es findet in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Migrationsforschung (DeZIM) und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) statt.

Der zivilgesellschaftliche Aktivierungsschub wird exemplarisch anhand von sechs mittelgroßen Städten und drei Ebenen der Aktivierung untersucht: Auf der Ebene des individuellen Engagements wird am IMIS etwa untersucht, inwiefern dieses in dauerhafte Formen der Beteiligung übergeht. Auf der Organisationsebene wird untersucht, inwiefern der Aktivierungsschub von 2015 die zivilgesellschaftliche Infrastruktur langfristig verändert hat. Und schließlich wird auf der Ebene der gesellschaftlichen Folgen untersucht, welche Bedeutung sich für den sozialen Zusammenhalt in Deutschland ergibt.

Der Aktivierungsschub steht im Kontext von zwei zentralen Entwicklungen, die die Zivilgesellschaft in Deutschland prägen: ein Wandel ihrer Strukturen und Handlungsformen sowie ihre zunehmende Politisierung. „Für viele der Engagierten bedeutete die Zeit um 2015 eine wichtige biographische Erfahrung. Bisher ist nur wenig bekannt darüber, wie etwa die Aktiven die politischen Verschärfungen von gesetzlichen Grundlagen und gesellschaftlichem Klima gegenüber Geflüchteten wahrgenommen haben“, so die Osnabrücker Projektleiterin Prof. Dr. Helen Schwenken. „Uns interessiert auch das migrantische Engagement, das weit über Übersetzungsdienstleistungen hinausging. Auch darüber wurde bislang kaum systematisch geforscht“, so Schwenken weiter.

Der Forschungsverbund arbeitet mit außerakademischen Praxispartnern wie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, dem Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland zusammen, um Forschungsergebnisse zu reflektieren und gemeinsam an Handlungsempfehlungen zu arbeiten.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Helen Schwenken, Universität Osnabrück
Inken Rommel, M.A., Universität Osnabrück
Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS)
Neuer Graben 19/21, 49074 Osnabrück
Tel.: +49 541 969-4748
hschwenken@uni-osnabrueck.de