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Pressemeldung

Nr. 50 / 2021

11. Mai 2021 : Konzepte von Geist und Kognition erforschen: DFG-Graduiertenkolleg „Situierte Kognition“ verlängert

Das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Situierte Kognition“ von den Universitäten Bochum und Osnabrück geht in die zweite Förderperiode. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlängert den Förderzeitraum bis Mai 2026 und stellt für die weitere Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden rund 3,5 Millionen Euro zur Verfügung.

An dem Graduiertenkolleg arbeiten Forscherinnen und Forscher der Kognitionswissenschaft, Philosophie und Psychologie gemeinsam. Hauptziel ist es, bisherige Konzepte von Geist und Kognition zu prüfen und kognitive Fähigkeiten grundlegend neu zu erklären. 

„Unserer Arbeit liegt die These zugrunde, dass eine adäquate Theorie von Geist und Kognition sich nicht allein auf neuronale Prozesse beschränken kann, sondern das systematische Zusammenspiel von Gehirn, Körper und Umwelt berücksichtigen muss“, erklärt Prof. Dr. Achim Stephan vom Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück. Er ist Ko-Sprecher des Graduiertenkollegs, das vom Sprecher Prof. Dr. Albert Newen vom Institut für Philosophie II (Ruhr-Universität Bochum) geleitet wird.

In der ersten Phase wurden zwölf Doktorandinnen und Doktoranden betreut; seit Juni 2020 arbeiten zwölf weitere Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an ihren Projekten.

Unter den entstandenen Doktorarbeiten aus der ersten Förderperiode ist zum Beispiel die von Julian Packheiser. Er stellte die bisherige Annahme in Frage, dass Prozesse des Wahrnehmens, des Denkens und des Handelns in stark abgegrenzten Modulen im Gehirn verarbeitet werden. Am Beispiel von Tauben konnte Packheiser nachweisen, dass – ganz entgegen der Erwartung – ein einzelnes Neuron an allen drei Kernprozessen beteiligt war. „Insgesamt braucht es deshalb ein neues Bild von Erklärungen kognitiver Prozesse mit Blick auf Hirnzustände“, so Prof. Dr. Albert Newen aus Bochum. 

Auch zur Relevanz von Umweltfaktoren arbeiteten die Promovierenden. So untersuchte die Arbeitsgruppe des Osnabrücker Wissenschaftlers Prof. Dr. Peter König die Raumorientierung einer Person mit Hilfe eines Magnetgürtels. Von vielen kleineren Motoren am Gürtel vibriert immer derjenige, der in Richtung Norden zeigt. Testpersonen können mit diesem Gürtel einen neuen Sinn für Raumorientierung erlernen, auch ohne zu sehen. Doktorand Nikolas Kuske konnte zeigen, dass die kognitive Verarbeitung von räumlichen Informationen nach einer Trainingsphase mit dem Gürtel verändert war und sich weniger auf eine mentale Raumkarte stützte.

In der zweiten Förderphase werden die philosophischen Analysen fortgeführt und mit neuen Anwendungen verknüpft. Dabei rücken die Kognition bei Tieren sowie extreme psychische Bedingungen in den Fokus. „In einem Projekt wird es darum gehen, die affektiven Rahmenbedingungen zu erfassen, die für eine Radikalisierung bis hin Terroranschlägen typisch sind. Theoretisch benötigen wir dazu eine Philosophie der affektiven Einbettung von kognitiven Bewertungen“, erklärt Prof. Dr. Achim Stephan aus Osnabrück.

Offizieller Beginn der zweiten Förderperiode ist Dezember 2021.

Weitere Informationen: https://situated-cognition.com/

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Albert Newen
Institut für Philosophie II
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 22139
albert.newen@rub.de

Prof. Dr. Achim Stephan
Institut für Kognitionswissenschaft
Universität Osnabrück
Tel.: +49 541 969 3359
achim.stephan@uni-osnabrueck.de