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Pressemeldung

Nr. 41 / 2021

19. April 2021 : Nachwirkungen des Holocaustmigrationsregimes: Wissenschaftler forscht mit Unterstützung der Alfred Landecker Foundation

Der Historiker Dr. Sebastian Musch forscht seit Februar 2021 als Alfred Landecker Lecturer am Forschungszentrum Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) bzw. am Historischen Seminar der Universität Osnabrück. Mit einer Förderung im Rahmen des Lecturer Programms der Alfred Landecker Foundation in Höhe von 500.000 Euro widmet sich Dr. Musch in den nächsten fünf Jahren der Geschichte von Mobilität und Flucht während des Holocaust sowie den Nachwirkungen auf Fragen der Migration und ihrer Regulierung im 20. und 21. Jahrhundert. 

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© Dr. Sebastian Musch / Universität Osnabrück

Dr. Sebastian Musch

In dem Forschungsprojekt mit dem Titel The Holocaust Migration Regime: From Past to Present wird untersucht, wie globale Migration in der unmittelbaren Nachkriegszeit, während des Kalten Krieges und vor dem Hintergrund des europäischen Grenzregimes seit den 1990er Jahren durch Institutionen, Konzepte und Akteure geprägt wurden, die als Antwort auf den Holocaust entstanden sind. Welche genealogischen Linien lassen sich ziehen und welche Brüche zeigen sich? Welche Nachwirkungen des Holocaustmigrationsregimes finden sich in den Versuchen, Flucht und Mobilität vom Zweiten Weltkrieg bis heute zu verstehen und zu regulieren? 

„Als Alfred Landecker Lecturer wird sich meine Forschung neben politischen und sozialen Aspekten einer Geschichte des Denkens über Holocaust und Migration widmen“, erläutert Dr. Musch. „Der Zusammenhang zwischen Holocaust und Migration im 20. Jahrhundert und bis heute wird durch vielfältige Akteure explizit und implizit formuliert. Im Sinn einer intellectual history wird es auch darum gehen, diesen Zusammenhang in seinen vielfältigen Permutationen und Argumentationen nachzuzeichnen.“  

Durch seinen historisch-genealogischen Ansatz kann das Forschungsprojekt zudem eine ganze Anzahl weiterer Fragen in den Fokus nehmen, unter anderem zur jüdischen Gewaltmigration im Kontext des Zweiten Weltkrieges, zur Bedeutung internationaler Konferenzen für die Entwicklung des globalen Flüchtlingsregimes und der Zukunft des Gedenkens an den Holocaust in der Migrationsgesellschaft. Für die nächsten fünf Jahre plant der Historiker eine Reihe an Veranstaltungen, die sich sowohl an die wissenschaftliche Community richtet als auch an die breitere Öffentlichkeit. Dr. Musch ist der Alfred Landecker Foundation dankbar für die Unterstützung: „Ich freue mich sehr, dass die Stiftung als Partner dieses Forschungsprojekt so großzügig unterstützt.“

Mit dem Lecturer Programm fördert die Alfred Landecker Foundation herausragende Spitzenforschung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Geschichte und zu den Folgen des Holocaust sowie über die gesellschaftliche und politische Tradierung der Erinnerungen an den Holocaust. „Es braucht innovative Ansätze in der Holocaustforschung, die eine hohe Relevanz im Hier und Jetzt haben. Das Forschungsprojekt von Dr. Sebastian Musch eröffnet neue, historisch fundierte Perspektiven auf aktuelle und häufig polarisierte Debatten zu Migration, Flucht und Asyl und gibt neue Impulse für das Holocaustgedenken in Migrationsgesellschaften“, sagt Dr. Andreas Eberhardt, Geschäftsführer und Gründungsdirektor der Alfred Landecker Foundation. 

Das Projekt ordnet sich in einen Forschungsschwerpunkt zur Gewaltmigration im Kontext des Zweiten Weltkriegs ein, der am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien sowie an der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung (Prof. Dr. Christoph Rass) im Ausbau ist und bereits jetzt eine Reihe thematisch verknüpfter Forschungsarbeiten umfasst. „Für uns“, so Professor Rass, „ist das Forschungsvorhaben von Dr. Sebastian Musch ganz zentral beim weiteren Ausbau unseres Schwerpunkts zur Gewaltmigration im 20. Jahrhundert. Darüber hinaus können wir wichtige Kompetenzen zur Jüdischen Geschichte bzw. der Holocaustforschung an der Universität Osnabrück verankern.“ 

An der aktuellen Relevanz besteht für die Beteiligten keine Zweifel. So Dr. Musch: „Die Art und Weise, wie wir heute mit den Folgen von Gewaltmigration umgehen, ist geprägt durch Muster, die weit ins 20. Jahrhundert zurückreichen. Deswegen ist heutzutage die Analyse historischer Aushandlungen von Mobilität, der Regulierung von Flucht und Migration und des Umgangs mit Flüchtlingen durch internationale Organisationen, Staaten und lokale Behörden wichtiger denn je.“

 

Weitere Informationen für die Redaktionen:

Dr. Sebastian Musch, Universität Osnabrück

Forschungszentrum Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19 a/b, 49074 Osnabrück

Tel.: +49 541 969 6358

sebastian.musch@uos.de

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press@alfredlandecker.org

Die Alfred Landecker Foundation über sich selbst: 

„Die Alfred Landecker Foundation fördert und beschleunigt die Entwicklung einer offenen, demokratischen und diskriminierungsfreien Gesellschaft – innovativ, mutig und disruptiv. Als Inkubator für Demokratie im digitalen Zeitalter stellt die Alfred Landecker Foundation technologischen Fortschritt und umfassende Expertise in den Dienst offener Gesellschaften, der Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus und einer zeitgemäßen Erinnerungskultur. Die Stiftung schafft Netzwerke, Räume und Wissen, indem sie interdisziplinäre Projekte unterstützt, fördert, vernetzt und professionalisiert. Durch den Aufbau eines Netzwerks global aktiver Partnerinnen und Partner macht sie Wissen und Erfahrungen breit verfügbar und bringt unterschiedlichste Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis an einen Tisch.“   

Weitere Informationen zu laufenden Projekten:  https://www.alfredlandecker.org/de/was-wir-tun