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Pressemeldung

Nr. 33 / 2021

31. März 2021 : Osnabrücker Erziehungswissenschaftler erforschen Heimeinrichtungen als Orte der Erinnerung 

Wie das Leben von Kindern und Jugendlichen in staatlicher Obhut dokumentiert wird und welches soziale Potenzial die Aktenlage hat, dazu forschen Prof. Dr. Florian Eßer und Dr. Maximilian Schäfer aus der AG Sozialpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Osnabrück. Sie kooperieren hierbei mit Dr. Tobias Thelen vom Zentrum für Digitale Lehre, Campus-Management und Hochschuldidaktik (virtUOS) sowie mit Universitätsarchivar Dr. Thorsten Unger.

Kinderzeichnung von einem Mann mit Surfbrett am sonnigen Meeresstrand, neben ihm sind eine Krabbe und eine Schildkröte zu sehen. Großansicht öffnen

© privat / Universität Osnabrück

Auch Zeichnungen oder Texte sollen als bedeutsame Erinnerungsobjekte von Heimeinrichtungen nachgehalten werden.

Das Projekt „Back to the Future: Archiving Residential Children’s Homes (ARCH) in Scotland and Germany“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit über 430.000 Euro für knapp drei Jahre gefördert. Es will lebendige, digitale Archive für die Kinder und Jugendlichen in Heimerziehung schaffen.

„Unsere Ausgangsfrage war: Wie erinnern sich Kinder oder Erwachsene an ihre Zeit in einer Heimeinrichtung zurück? Und wie können wir sie hierbei unterstützen, indem wir bereits während ihrer Heimunterbringung digital Erinnerungen archivieren?“, so Prof. Dr. Florian Eßer.

Zu dem Projekt gehört zunächst die Erforschung des Status quo. Gegenwärtig seien ehemals fremduntergebrachte Menschen (sog. „Care Leaver“) für Erinnerungen an das eigene Aufwachsen auf Akten verwiesen, die vor allem von den Trägern der Heimeinrichtungen verwaltet werden, sagt Eßer: „Junge Menschen wurden nicht in Entscheidungen darüber einbezogen, was als Aufzeichnungen aufbewahrt wird. Aus historischer Sicht wollen wir wissen, wie Kinder und Jugendliche in den Fallakten dargestellt werden.“ Eine historische Analyse dieser Aktenbestände liefert den Ausgangspunkt des Projektes, um „aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.“ 

Im Kern des partizipativen Forschungsprojekts zielt das Team anschließend darauf ab, mit Kindern und Jugendlichen, die gegenwärtig in wohngruppenförmigen Heimeinrichtungen leben, digitale Archive anzulegen und zu untersuchen. Fotos, Musik, Texte und andere Materialien, die von den Jugendlichen als bedeutsam und erinnerungswürdig angesehen werden, sollen in dem Archiv digital gespeichert und kuratiert werden, dass sie nach Möglichkeit ein Menschenleben lang online zugänglich sind. „Gemeinsam mit den Einrichtungen entsteht ein lebendiges, digitales Archiv der jeweiligen Wohngruppe, das wir wissenschaftlich begleiten“, erklärt Dr. Maximilian Schäfer. 

Das im April 2021 gestartete, DFG-geförderte Projekt vertiefe auch das Verständnis der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Technologie. Es liefere Impulse zu der Frage, ob digitale Archive das Potenzial haben, eine Brücke für den Kontakt mit der eigenen Vergangenheit zu sein, sagen die Osnabrücker Forscher.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Florian Eßer
Universität Osnabrück
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften
Arndtstraße 32, 49069 Osnabrück
florian.esser@uni-osnabrueck.de