Kulturproduktion in der Migrationsgesellschaft - Aktuelle und zukünftige Herausforderungen

Buchvorstellung, Vortrag und Podiumsdiskussion zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts KultMIX im Dialog mit der kulturellen & kulturpolitischen Praxis am 6. Mai 2025 im Theater Osnabrück

Seit Jahren diskutieren Kultureinrichtungen wie Theater und Museen darüber, in welcher Form und mit welchen Konsequenzen sie auf demographische Veränderungen und die Rolle der Migration in der politischen Debatte reagieren können und müssen. Unstrittig ist dabei, dass dies alle Bereiche und Aspekte der Kulturproduktion betrifft, also Programme und Themen ebenso wie die Besucher:innen und diejenigen, die die Kultur „machen“. Auffällig ist auch, dass, während im pädagogischen und Outreach-Bereich der großen Kulturinstitutionen ein hohes Maß an Vielfalt längst selbstverständlich ist, davon nur wenig im Hauptprogramm ankommt. Auf der anderen Seite hat die Migrationsforschung den Kulturbereich lange weitgehend ignoriert, während es an Studien zu Bildung, Arbeit oder Gesundheit nicht mangelt. Das Forschungsprojekt »Kulturproduktion in der Migrationsgesellschaft« (KultMIX) des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück hat zwischen 2018 und 2023 diese Forschungslücke zu füllen versucht und sich in verschiedenen Bereichen der Kulturproduktion mit Herausforderungen und Möglichkeiten des produktiven Umgangs mit Migration und Diversität beschäftigt. Im letzten Herbst ist die Abschlusspublikation des Projekts erschienen, in dem die Forschungsergebnisse in einen engen Dialog mit der kulturellen und kulturpolitischen Praxis gebracht werden.

Am 6. Mai 2025 wurden bei einer gemeinsamen Veranstaltung von IMIS, SFB 1604 und Theater Osnabrück das Buch und einige zentrale Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt und mit Gästen diskutiert. Bei seinem Input stellte der Koordinator der KultMIX-Studie, Jens Schneider, zunächst die demographischen Veränderungen in Städten wie Osnabrück gerade auch mit Blick auf die Zukunft dar, aus denen deutlich wird, dass jegliche Unterscheidung zwischen „migrantisch“ und „deutsch“ zunehmend irreführend wird und Kultureinrichtungen gar nichts anderes übrigbleiben wird, als sich – bei aller Verunsicherung – darauf einzustellen, wenn sie nicht einen wesentlichen Teil ihres Publikums verlieren wollen. Die Ergebnisse der Studie wiederum zeigen indes, dass sich insbesondere der – im Kulturbereich besonders stark vertretene – bildungsbürgerliche Teil der Bevölkerung genau damit aber immer noch schwertut.

Dies konnten auch die Mitglieder des anschließenden Podiums aus ihrer kulturellen, beratenden und kulturpolitischen Praxis bestätigen. Laila Ercan, Kulturmanagerin für Diversität & Teilhabe, Mntuwabantu Mtshiselwa, Bildender Künstler und Cultural Manager, Sebastian Bracke, Ratsmitglied der Stadt Osnabrück, Fraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN und Tanja Spinger, Dramaturgin und Leiterin Transkulturelles am Theater Osnabrück beklagten zugleich, dass zur teilweise noch immer fehlenden Einsicht vor allem die manchmal unendlich scheinende Langsamkeit institutioneller Veränderungsprozesse hinzukommt. Zudem habe der Kulturbereich in der öffentlichen Wahrnehmung nicht die Bedeutung, die man ihm aufgrund seiner Rolle für die Prägung und Kanonisierung von Narrativen und angesichts umfänglicher „Sinnkrisen“ allenthalben eigentlich einräumen müsste.

Moderiert wurde das Gespräch von Sören Hage, freier Journalist und Moderator bei OS-Radio. Es fand statt im Oberen Foyer des Theaters am Domhof.

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