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Fehlt etwas?

Wie es zu "Türkisch für akademische Zwecke" kam

Immer mal wieder schaue ich auf die Homepage des Sprachenzentrums der Universität Osnabrück. Ich interessiere mich für Sprachen und würde am liebsten alle angebotenen Sprachkurse einmal belegen wollen. Nun, ein wenig unrealistisch, wenn man bedenkt, dass dann auch noch der Stoff aus den einzelnen fachspezifischen Seminaren hinzukommt. Und als ob ein normales Semester nicht genug Anstrengung für alle sei, erreichte uns Anfang des Sommersemesters 2020 auch noch die Nachricht, dass es bis auf weiteres keine Präsenzveranstaltungen geben wird. Was heißt das denn jetzt? Keine Präsenzveranstaltungen? Online-Lehre war bis dahin für viele Studierende ein Fremdwort bzw. etwas Unbekanntes – genauer gesagt, etwas Unvorstellbares.


Ich wollte doch noch ein paar Sprachkurse im Sprachenzentrum belegen und nachfragen, ob es die Möglichkeit, einen Türkischkurs auf B2-C1-Niveau zu organisieren, gebe. Aber nein – das Nachfragen war dann auch erst einmal vom Tisch, schließlich musste ich mich erst einmal auf die neue Studienstruktur einstellen und neue Lernmethoden entwickeln. Das Sommersemester verlief jedoch besser als gedacht. Die Universität hatte es tatsächlich geschafft, die gesamten Veranstaltungen in ein Onlineformat zu überführen, und auch das Sprachenzentrum hatte sich schnell neu organisiert. Trotzdem – Menschen hat man nur noch digital gesehen bzw. getroffen. Jegliche Kommunikation verlief über digitale Medien: WhatsApp, Instagram, StudIP, facebook o. Ä.

Im Sommersemester 2020 saß ich also des Öfteren alleine in meinem Studentenwohnheim in der Hoffnung, dass das Virus schnell in seine Schranken verwiesen würde. Die meiste Zeit verbrachte ich, indem ich Bücher las, mich mit einer Freundin traf und/oder mir Serien anschaute. Insbesondere die Serien habe mich dazu veranlasst, die türkische Sprache besser erlernen zu wollen. Meine Eltern stammen aus der Türkei und haben im Laufe ihres Lebens die deutsche Sprache einwandfrei sprechen gelernt. Als Gastarbeiterkinder haben sie hier in Deutschland studiert und gute Bildung genossen. Wieso sollte ich nun nicht auch die türkische Sprache einwandfrei erlernen können? Vieles verstehe ich ja auf Türkisch, aber anspruchsvolle fachspezifische, z. B. wissenschaftliche Themen hatte ich bisher noch nie auf Türkisch thematisiert oder diskutiert.

Nun, die Sprache fehlerfrei und flüssig sprechen zu können, wäre für mich ein unermesslicher Zuwachs. Gerade für meine zukünftigen Pläne – zu einem Auslandsaufenthalt in der Türkei würde ich nicht nein sagen! Das Problem: Einen Türkischkurs auf fortgeschrittenem Niveau bot das Sprachenzentrum nicht an. Toll – und was mache ich jetzt? Klar, ich weiß, dass auch andere Träger Sprachkurse anbieten, aber die waren entweder zu teuer für mich oder haben nicht in meinen Semesterplan gepasst. Einen Türkischkurs, der auf mein Niveau zugeschnitten ist, gibt es also nicht. Na, dann lasse ich es einfach sein.

Blödsinn! Ich doch nicht! Prompt – wie ich bin – zu meinem Handy gegriffen und beim Sprachenzentrum angerufen: „Hallo, ich wollte mich einmal erkundigen, ob es die Möglichkeit gibt, einen Türkischkurs auf Erstspracheniveau zu organisieren.“ Und, was glaubt Ihr, wie die Antwort ausgefallen ist? – Positiv!

Mein Nachfragen hat sich also gelohnt, doch die Teilnehmenden fehlten noch. Aber auch das war kein Problem. Ich habe einige Freundinnen, die ebenfalls Interesse an solch einem Kurs hatten, aber auch ein Aufruf über das StudIP-Portal hat sich bewährt. Am Ende des Tages haben sich mehrere Studierende gemeldet, und die Aufnahme des Kurses in das Veranstaltungsverzeichnis des Sprachenzentrums konnte beginnen – super! Im Wintersemester 2020/21 war es dann endlich so weit: Der Sprachkurs „Türkisch B2-C1 für akademische Kontexte“ konnte im Veranstaltungsverzeichnis bei StudIP gesucht und gefunden werden.Meine Interessensbekundung und das Engagement des Teams des Sprachenzentrums haben letztendlich dazu geführt, dass der Kurs auch stattfinden und mit 2 ECTS erfolgreich beendet werden konnte.

Die Inhalte des Sprachkurses bestanden aus dem Einüben der grammatikalischen Einheiten und Besonderheiten der türkischen Wissenschaftssprache, der Analyse von wissenschaftlichen Texten und der Diskussion über unterschiedliche wissenschaftliche Themen (z.B. Bildungspolitik usw.).

Eine Teilnehmerin resümiert mit folgenden Worten: „Ich bin sehr froh, dass das Sprachenzentrum der Universität Osnabrück auf die Belange der Studierenden eingegangen ist und mir die Möglichkeit gegeben hat, dass ich meine Erstsprache weiterentwickeln kann. Ich spreche zwar in meinem Elternhaus die türkische Sprache, aber die Sprache in einem akademischen Kontext zu benutzen ist dann doch etwas anderes. Ich glaube auch, dass mich dieser Kurs in Bezug auf meine berufliche Laufbahn weitergebracht hat. Vielleicht möchte ich später nämlich im Ausland arbeiten.“

Und auch jetzt, im Sommersemester 2021, findet der Sprachkurs mit dem Titel „Fachspezifischer Kurs: Türkisch B2-C1 für akademische Kontexte“ wieder statt! Und was denkst Du? Hast Du auch Interesse an einem Kurs, den das Sprachenzentrum noch nicht im Angebot hat? Falls ja, nimm‘ gerne Kontakt mit den Verantwortlichen des Sprachenzentrums auf - entweder über die Kontaktseite oder direkt unter sprachenzentrum@uni-osnabrueck.de.

Sinem Karaköse

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