Thema des Monats August 2023: Der römische Kalender

Rekonstruierte Abbildung der sogenannten Fasti Antiates maiores, eines gemalten Wandkalenders aus der Zeit der späten römischen Republik vor der julianischen Kalenderreform.

„Dann kommt der August, der früher Sextilis hieß, bis man ihn auf Grund eines Senatsbeschlusses zu Ehren des Augustus umbenannte.“ Mit diesen Worten beschreibt der römische Schriftsteller Macrobius im ersten Buch seiner Saturnalien, warum der achte Monat des Jahres bis heute August heißt. Doch wie funktionierte der römische Kalender eigentlich?

Der römische Kalender (lat. fasti) kannte drei festgesetzte Tage innerhalb eines Monats: die Kalenden, die Nonen und die Iden. Während die Kalenden immer auf den ersten Tag eines Monats fielen, unterschied sich das Datum der Nonen und Iden in Abhängigkeit vom jeweiligen Monat. So waren die Nonen eigentlich am fünften und die Iden am dreizehnten Tag des Monats; im März, Mai, Juli und Oktober dagegen fielen die Nonen auf den siebten und die Iden auf den fünfzehnten Tag.

Anhand jener drei Bezugspunkte wurden die anderen Tage des Kalenders durchgezählt, wobei man sich immer auf den nächstfolgenden Termin bezog und den Ausgangstag mitzählte. Somit wäre beispielsweise der 02. August nach römischer Zählung „der vierte Tag vor den Nonen des August“ (ante diem IV Nonas Augusti), der 11. August „der dritte Tag vor den Iden des August“ (ante diem III Idus Augusti) und der 24. August „der neunte Tag vor den Kalenden des Septembers“ (ante diem IX Kalendas Septembri).

Und wie ist die Einteilung des Jahres in die verschiedenen Monate zu erklären? Auch hierzu liefert Macrobius eine Antwort: So soll Romulus, der mythische Gründer der Stadt Rom, das Jahr ursprünglich in zehn Monate unterteilt und diese Zählung mit dem März begonnen haben. Erst sein Nachfolger Numa habe dann die beiden Monate Januar und Februar vor den März gesetzt, wodurch es ab diesem Zeitpunkt zwölf Monate gab.

Hierin liegen möglicherweise die unterschiedlichen Jahresbeginne begründet: So begann der politische Kalender am 01. Januar, da die jeweiligen Konsuln an jenem Tag ihr Amt antraten. Nach den Konsuln wurden schließlich auch die einzelnen Jahre voneinander unterschieden: Das, was wir heute als 44 v. Chr. betiteln, war nach damaligem Verständnis schlichtweg „das Jahr der Konsuln Caesar und Marcus Antonius“. Das religiöse Jahr hingegen begann am 01. März, von dem aus sich auch die Namen eines Großteils der Monate ableiteten: So war der Quintilis (lat. quintus = der Fünfte), der späterhin zu Ehren Caesars in Juli umbenannt wurde, ursprünglich der fünfte Monat, der oben bereits erwähnte Sextilis (lat. sextus = der Sechste) der sechste, der September (lat. septem = sieben) der siebte, der Oktober (lat. octo = acht) der achte, der November (lat. novem = neun) der neunte und der Dezember (lat. decem = zehn) der zehnte.

Derartige Neubenennungen der Monate wie zu Ehren von Caesar und Augustus gab es auch in der Folgezeit: So soll der Kaiser Domitian die Monate September und Oktober zu seinen eigenen Ehren in „Germanicus“ und „Domitianus“ umbenannt haben. Der Princeps Commodus soll sogar noch einen Schritt weiter gegangen sein und alle Monate nach seinen (Ehren)Namen umbenannt haben. Anders als bei Caesar und Augustus wurden diese Änderungen jedoch nach dem Tod jener als tyrannisch gebrandmarkten Kaiser widerrufen.

Caesar war es schließlich auch, der eine große Kalenderreform vornahm und den bisher gültigen Mondkalender durch einen Sonnenkalender ersetzte, den sogenannten julianischen Kalender. Damit die neue Zeitrechnung präzise stimmte, schob Caesar zwischen November und Dezember zwei weitere Monate ein, sodass dieses Jahr inklusive des ohnehin geplanten Schaltmonats fünfzehn Monate besaß und infolgedessen als „Verworrenes Jahr“ sprichwörtlich wurde. Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten wurde der neue Kalender in der Folgezeit vielfach übernommen und gilt nicht nur als Vorläufer unseres heutigen gregorianischen Kalenders, sondern wird von einigen orthodoxen Kirchen bis zum heutigen Tag verwendet.

Kevin Teimer

Bildnachweis: Rekonstruierte Abbildung der sogenannten Fasti Antiates maiores, eines gemalten Wandkalenders aus der Zeit der späten römischen Republik vor der julianischen Kalenderreform.