Bis heute können Schädlinge und Pilze unsere Ernten gefährden. Gerade Getreidesorten sind durch Pilze wie den Weizensteinbrand (Tilletia caries) und Getreiderost (Puccinia graminis) bedroht. Während der moderne Mensch die Pflanzenkrankheiten beispielsweise durch die Züchtung resistenterer Getreidesorten in ihrer Verbreitung eindämmen konnte, erkannte man auch in der Antike – wie Plinius der Ältere bezeugt – Getreidekrankheiten und ihre Gefahren, konnte jedoch nur mit geringem Erfolg dagegen vorgehen. Allerdings gab es unter den zahlreichen Göttern, die die Römer verehrten, auch hierfür eine zuständige Gottheit: Robigo.
Nach dem Antiquar Varro galt diese Gottheit als Personifikation der oben genannten Krankheiten, die diese auch hervorrufen konnte. Anders als bei anderen Gottheiten scheint in der Antike jedoch Unklarheit darüber geherrscht zu haben, welches Geschlecht diese überhaupt hatte. Sowohl eine weibliche Form als Robigo als auch eine männliche als Robigus sind belegt. Die Fasti Praenestini (ein teilweise erhalten gebliebener römischer Kalender von Feiertagen) belegt den Festtag zur Abwehr des Getreidebrandes – die Robigalia – für den 25. April. Aulus Gellius bemerkt dazu im 2. Jh., dass es weniger um die Verehrung der Gottheit als vielmehr um ihre Besänftigung ging.
An diesem Tag soll an der Grenze der Feldmark, dem 5. Meilenstein der Via Claudia, zunächst mit Opfern und später auch mit Spielen das Fest stattgefunden haben. Geopfert wurden ein Schaf und ein Hund. Die Beschreibungen in den Texten unterscheiden sich dabei, ob des Geschlechts, dem Alter des Hundes und ob dieser möglicherweise ebenfalls rot wie die abzuwehrende Krankheit gewesen sein soll. Die große Bedeutung dieses Festes könnte man darin erkennen, dass laut Ovid einer der höchsten römischen Priester – der Flamen Quirinalis – an der Zeremonie beteiligt gewesen sein soll.
Die Robigalia reflektiern die tiefe Verwurzelung der antiken römischen Gesellschaft in der Landwirtschaft und ihren Glauben an göttlichen Schutz und Intervention in agrarischen Angelegenheiten. Trotz der Veränderungen in der modernen Landwirtschaft bleiben die Robigalia ein wichtiges historisches Zeugnis für die menschliche Interaktion mit der Natur und den Glauben an übernatürliche Mächte.
Friedrich W. Brüggemann
Bildnachweis:
https://en.wikipedia.org/wiki/Fasti#/media/File:Fasti_Praenestini_Massimo_n2.jpg
Abgerufen am 28.03.2024
Bild: Eintrag der Robigalia auf der Fasti Praenestini am 25. April. Übersetzt: „Feiertag für den Gott Robigus auf der Via Claudia beim fünften Meilenstein, damit der Getreiderost dem Getreide nicht schade. Ein Opfer und Spiele für Lang- und Kurzstreckenläufer finden statt. Es ist der Festtag der Bordelljungen, weil der vorletzte Tag (23. April) der der weiblichen Prostituierten ist.“