Against all odds? Factors of the development of agency and empowerment of teachers and students in a (post-) migrational society

  • Dr. Jörgen Wolf

Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2022 schätzungsweise 41 Prozent aller Schüler*innen und rund 13 Prozent aller Lehrer*innen an allgemeinbildenden Schulen einen sog. Migrationshintergrund, mit seit Jahrzehnten stetig steigender und durch aktuelle Fluchtbewegungen noch einmal verstärkter Tendenz. Auch wenn sich die bundesdeutsche Politik erst spät und bislang vielfach nur mühsam zur Bedeutung von Migration für unsere Gesellschaft durchringen konnte, ist die (Post-)Migrationsgesellschaft dennoch bereits seit langem gelebte Realität. Die vielfältigen Hemmnisse, Selektionsmechanismen und Diskriminierungen in den Bildungs- und Berufsbiographien von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind in den vergangen 15 Jahren intensiv erforscht worden (vgl. die Forschungen etwa von Yildirim, Georgi, El-Mafaalani, Fereidooni). Kaum bearbeitet scheint jedoch die Frage, welche Gelingensfaktoren dazu beitragen, dass Integration bzw. Inklusion (dennoch) gelingt oder gelingen kann. Unklar scheint außerdem die Frage, inwiefern sich die Erfahrungen und Bedürfnisse von in den letzten Jahren Zugewanderten bzw. Geflüchteten von denen der bisherigen arbeitsmigrantischen Zuwander*innen (sog. „Gastarbeiter“) und deren Kindern und Enkeln unterscheidet. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, welchen Anteil das Schulfach Geschichte und allgemein die Beschäftigung bzw. Auseinandersetzung mit Geschichte an Integrations- und Inklusionseffekten hat oder haben kann. Diesen Fragen soll sich in mehreren Teilprojekten genähert werden: 

a) „Trotz alledem?“ Subjektive Gelingens-Faktoren trotz diskriminierender und marginalisierender Kontexte  

Erhebung und Auswertung von narrativen und/oder problemzentrierten Interviews mit Lehrkräften mit Zuwanderungsgeschichte. Fragebogen zu sozioökonomischem und Bildungskontext, Milieuzugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Leistungsmotivation.  
Ziel: Identifizierung interpersonaler und/oder sozioökonomischer bzw. Bildungs-Faktoren, die eine gelingende (Lehrer*innen-)Bildung unterstützen.  

 

b) Empowerment durch staatlich organisierte Netzwerke? Rekonstruktion der Arbeit des „Netzwerks Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“ NRW  

Rekonstruktion der Gründung und Entwicklung des „Netzwerks Lehrkräfte mit Zuwanderungs-geschichte“ in NRW anhand Dokumentanalyse amtlicher und institutioneller Dokumente (Evaluationen der Fachtage) sowie Interviews mit Mitgliedern der Landesstelle. Außerdem Umfrage zur Bekanntheit und Relevanz unter Studierenden der teilnehmenden Universitäten. 
Ziel: Einschätzung der Bedeutung von institutionell organisierter Vernetzung und ggf. Besonderheit bestimmter Bausteine bzw. Fachprojekte in diesem Zusammenhang  

 

c) „By any means?“ Welche Ressourcen werden zur erfolgreichen Inklusion benötigt?  

Leitfaden gestützte Problem-Interviews mit Schulleiter*innen zu den Fragen, welche Ressourcen Schulen haben und welche ausgebaut werden müssten um Inklusion von Zugewanderten und Migrant*innen erfolgreich bewältigen zu können. Welchen Beitrag kann der Geschichtsunterricht – Politik Unterricht – Gesellschaftslehre – Sozialwissenschaften leisten für die Stärkung der demokratische Grundhaltung und geteilter Werte in der Postmigrations-Gesellschaft? 

  • 2025-2027