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27. Juni 2025 : Nachruf Dr. Rudolf Schepers
Ein Teil der Geschichte der Universität Osnabrück
Am 11. Juni 2025 verstarb Dr. Rudolf Schepers im Alter von 86 Jahren. Wie außergewöhnlich unser Kollege für uns war, sieht man daran, dass wir als Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Erziehungswissenschaft an ihn auf unserer Homepage erinnern möchten, obwohl er bereits 2004 nach 35 Jahren Tätigkeit, zuletzt als Akademischer Direktor, in Pension gegangen ist. Sein universitäres Wirken ist ein Beitrag zur Geschichte der Universität und mutet in manchen Bereichen aktueller an denn je.
Lehrer und Entwicklungshelfer
Bevor Rudolf Schepers 1970 an die Pädagogische Hochschule Osnabrück kam, hatte er als Entwicklungshelfer und Lehrer in Kenia gearbeitet. Diese Jahre und seine Arbeit in Entwicklungsländern insgesamt prägten seine Pädagogik. Damals arbeiteten Rudolf Schepers und Prof. Konrad Hartong (Professur an der PH und der Universität Osnabrück bis 1993) als eine Art Berater für private humanitäre Institutionen, um nach praktikablen Modellen zur Vorbereitung von europäischen Fachkräften für Dienste in Entwicklungsländern zu suchen. Das waren die Jahre nach 1962, als das Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit eingerichtet wurde. Heute heißt es Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Diesen Zusatz fand Rudolf immer wichtig. Beide Kollegen haben den Typ Ausbildung von einheimischen Fachkräften durch ausländische Expertinnen und Experten vor Ort und der dazugehörenden Didaktik „Schau her, so macht man das“ als schlicht arrogant gesehen. Und das galt auch für den Typ „Studium in Deutschland“ ohne jeden Bezug zur Situation im Heimatland. Hier hieß damals die Didaktik: „Vergiss, was Du zuhause gelernt hast und studiere nach deutschen Ritualen. Dann kannst Du mit einem deutschen akademischen Abschluss zurückkehren.“ Dieses System von Integrations- und dann wieder Reintegrationskursen war für beide ohne entwicklungspolitische Perspektive.
Wichtig war für Rudolf Schepers damals die Anerkennung der Ausbildung und Berufserfahrung der Stipendiaten und Stipendiatinnen im Heimatland. Wichtig war beiden ebenso ihre Bereitschaft, sich auf einem anspruchsvollen Niveau mit diesem „Mitgebrachten“ auseinanderzusetzen. Deshalb haben sie sich für ein Postgraduierten-Programm eingesetzt. Natürlich hieß das, in jedem Einzelfall einen individuellen Studienplan zu entwickeln. In langen Diskussionen ist schließlich ein Konzept entstanden. Es ging ihnen darum, Alternativen für die üblichen Schemata der Zusammenarbeit mit sog. Entwicklungsländern zu gestalten. Und das bedeutet für Rudolf immer auch sein Engagement für die Beteiligung der Pädagogik an dieser Zusammenarbeit. Er hat dies immer als Gratwanderung beschrieben, das hieß für ihn, die Sache mit der Vergleichenden Erziehungswissenschaft und die tastenden Versuche in den Prozessen der Dekolonisierung ebenso ernst zu nehmen wie die konkrete Situation da in Indonesien, dort in Sierra Leone, in Paraguay oder auch wieder in Kenia. Die Universität Osnabrück hatte damals durch die Initiativen von Rudolf Schepers und Konrad Hartong eine Reihe Studierender aus sog. Entwicklungsländern.
Der Vordenker der Lehrer- und Lehrerinnenbildung als Profession
Vieles von dem, was Rudolf damals gelernt und erarbeitet hat, war auch Zeit seiner Tätigkeit an der Uni Osnabrück maßgeblich für seine Seminare und seinen unglaublichen Einsatz für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Für die Pädagogik waren seine Arbeitsschwerpunkte der letzten Jahre neben der „Schule in Entwicklungsländern“ immer wieder die Grundschule, die Orientierungsstufe und die Hauptschule. Er machte u.a. Seminare zu praktischem Lernen und Unterrichtsmethoden.
Lehrerinnen- und Lehrerbildung musste für Rudolf Schepers immer auf die Profession vorbereiten. Deshalb standen ihm die handlungstheoretischen Ansätze näher als die Systemtheorie oder die Gesellschaftstheorie. Nicht, dass er sie verachtete, aber sie reichen ihm nicht, um auf den Beruf vorzubereiten. Bei aller Begeisterung für die Lehrerprofession und ihre Wichtigkeit blieb er sich dennoch immer wieder bewusst, dass Schule eine äußerst künstliche Veranstaltung ist. Sein Motto „Leave fruits alone for learning purposes“ ist sinnbildlich für Rudolf Schepers Auffassung über die Künstlichkeit von Schule – über ihre Didaktisierung. Immer wieder stritten wir uns über den einen oder anderen neuen Auftrag, den Schule nun wieder von Seiten der Bildungspolitik oder der Wissenschaft zu erfüllen habe. Er wehrte sich gegen die ständigen Überforderungen der Schule durch Ansprüche der Gesellschaft. Aber er betonte auch immer, dass Schule nur deshalb wirke. Bildung sei eben ein wichtiger Hoffnungsanker der Gesellschaft, aber z.T. nur, weil die anderen Politikbereiche ihre Arbeit nicht vernünftig machen würden. In seinen Veröffentlichungen z. B. zur Schule in Entwicklungsländern hat er sich immer wieder mit den unterschiedlichen Schulverständnissen oder Theorien von Schule auseinandergesetzt. Wozu dienen z. B. Schulleistungen? Ist Schule eine Existenzform oder eine Ersatzaktivität? In welchem Verhältnis stehen Grundbildung und Menschenrechte?
Wie auch immer die Antworten ausfielen – für Rudolf stand fest, dass die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an die Universität gehört. Als um 1997 herum die Grundschulpädagogik an der Universität Osnabrück abgeschafft werden sollte, hat er alles getan, um die relevanten Akteure davon zu überzeugen, wie wichtig diese für unsere Universität ist. Er war eine lebende, wohlgeordnete Akte in Sachen Lehrerbildung, deshalb haben wir ihn auch in vielen Jahren nach seiner Pensionierung noch gerne zum ein oder anderen gefragt.
Das Thema „Der Lehrer/die Lehrerin und sein/ihr Berufsbild“ war zudem ständiger Diskussionspunkt in den Unterhaltungen mit Rudolf. Er hat sich leidenschaftlich für eine Reform der Lehrerinnen- und Lehrerbildung eingesetzt und gehörte zu denen, die eine Gründung des Zentrums für Lehrerbildung an der Universität begrüßt und forciert haben. Die Universität kann dieses Berufsbild nach seiner Meinung nicht richtig abbilden, wenn die beteiligten Fächer nicht zusammenarbeiten. Es müsse darum gehen, die vielen Mosaiksteine zusammenzufügen. Hieran hat er über viele Jahre gearbeitet. Er hat immer persönliche Kontakte zu Vertretern der Fächer und Fachdidaktiken gesucht, um sich auf dieser Ebene auf dem Laufenden zu halten und abzustimmen.
Der Meister des Integrierten Kerncurriculums
Eine wichtige Herausforderung in seinen letzten Amtsjahren war die Neuordnung der Prüfungsordnungen. Hier ist Rudolf Schepers zur Höchstform aufgelaufen. Er liebte es, konzeptionell und strukturell zu denken, Prüfungs- und Studienordnungen in Handlungszusammenhänge einzuordnen und in Handlungsanweisungen zu übersetzen, Übergänge von der alten Prüfungsordnung zu moderieren und immer wieder Kollegen und Kolleginnen die damals neue Prüfungsordnung zu erläutern. Unzählige Male hörte man damals Kollegen und Kolleginnen zu den Studierenden sagen: „Da gehen Sie am besten zu Herrn Schepers, er wird Ihnen weiterhelfen.“ Und so ist es nicht verwunderlich, dass er in der Regel übervolle Sprechstunden hatte. Die Studierenden haben ihm sein beständiges Engagement für sie sehr gedankt.
Dabei musste Rudolf immer wieder innerhalb des Kollegiums vermitteln, erläutern und glätten. Er war immer ausgleichend und nie verletzend. Als konstruktiv in der Kritik beherrschte er überdies die Kunst, selbst lästige Leute geduldig zu ertragen. Im Laufe der Jahre haben wir festgestellt – es war für ihn keine Kunst, sondern eher eine Lebenshaltung, die seinem Menschenbild entsprach.
Die Zusammenarbeit mit ihm hatte immer etwas Leichtes, Fröhliches und äußerst Professionelles, ob es um die Organisation und die Betreuung der Lehraufträge ging oder die Beantragung der Überlastmittel oder um Bafögbescheinigungen.
Nach seiner Pensionierung ist er zu seinem ursprünglichen Betätigungsfeld – der Pädagogik in Entwicklungsländern – zurückgekehrt und hat für Misereor wieder als Berater gearbeitet. Sein Engagement galt zuletzt der Unterstützung von Schulen in Myanmar.
In seinem Umgang mit Menschen wurde auch immer der Pädagoge Rudolf Schepers sichtbar. Man spürte sein Vertrauen und versuchte, dieses auch zu rechtfertigen. Bis zum Schluss war er ein gerne gesehener, interessierter und immer wohlwollender Gast auf Institutsfesten, bei Antrittsvorlesungen und Verabschiedungen.
Ach Rudolf – ein Menschenfreund wie Du wird uns unendlich fehlen!
Für das Institut für Erziehungswissenschaft
Prof. Dr. Ingrid Kunze Prof. Dr. Claudia Solzbacher
Nachruf Katharina Walter - Im Alter von 90 Jahren verstarb am 13. Oktober 2019 Frau Katharina Walter.
28. Oktober 2019
Frau Walter hat in Osnabrück den Auf- und Ausbau der Lehrerbildung und ihres Kernfachs, der Schulpädagogik, maßgeblich mitgestaltet: von 1964 bis 1974 an der Adolf-Reichwein-Hochschule, nach 1974 an der neu gegründeten Universität. Das Kollegium des Fachs/Instituts Erziehungswissenschaft hat eine hochgeschätzte Kollegin, Studierende in diesen Jahren haben eine beliebte Lehrerin und Beraterin verloren.
Erworben hat Frau Walter das Bild einer anspruchsvollen Lehrerbildung und einer herausfordernden Berufstätigkeit während ihres eigenen Studiums an den pädagogischen Hochschulen in Celle und Osnabrück in den Jahren 1953 bis 56, und durch ihre Tätigkeit als Lehrerin und Seminarleiterin im Landkreis Osnabrück, von 1956 bis 64. Kennzeichnend für diese Zeit ist die Neubestimmung von Schule und Lehrerberuf nach den Jahren der Perversion.
Frau Walter wurde 1964 als Praktikums-, später Studienleiterin an die Pädagogische Hochschule Adolf-Reichwein in Osnabrück berufen. Ihre Aufgabe bestand in der Sicherung eines begründeten Praxisbezuges des Lehramtsstudiums zu den beruflichen und bildungspolitischen Anforderungen. Dies wurde die zentrale Herausforderung bei der Überführung der Lehrerbildung von den Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten; nicht überall wurde sie so erfolgreich gemeistert wie in Osnabrück.
Erheblichen Anteil daran hatte Frau Walter in ihrer Funktion als Akademische Rätin/Oberrätin, ab 1977; geleistet hat sie diese komplexe Aufgabe in ihrer eigenen Seminargestaltung, der Lehrplanung, der Gremienarbeit, der Studienberatung, der Praktikumsbetreuung sowie der Zusammenarbeit mit Schulen und Behörden. In diesen Arbeitsfeldern ist es ihr gelungen, den wissenschaftlichem Anspruch des Studiums, die persönlichen Interessen der Studierenden und die Anforderungen des Lehrerberufs in Einklang zu bringen.
Die Hochschätzung ihres Kollegiums und ihrer Studierenden beruht vor allem darauf, dass Frau Walter sie an der Lösung dieser Aufgaben teilhaben ließ: durch Gespräch, Beratung, Unterstützung. Eindrücklich in Erinnerung ist zudem ihre intensive, vor allem biographieorientierte Aufarbeitung schulischer und persönlicher Erfahrungen während der NS-Zeit.
Viele sind ihr freundschaftlich verbunden geblieben, weit über das Studium und die gemeinsame Arbeit hinaus.
Nachruf: Fritz Loser
06. Februar 2019
Das Institut für Erziehungswissenschaft trauert um seinen Kollegen Professor em. Dr. Fritz Loser, der am 30.1.2019 verstorben ist.
Fritz Loser (Jg. 1935) hat ein Lehramtsstudium absolviert und von 1956-1958 als Volksschullehrer in Nußdorf/Baden-Württemberg gearbeitet. 1958-1962 nahm er ein Zweitstudium an den Universitäten Tübingen und Heidelberg auf, das er erfolgreich mit einer Promotion bei O. F. Bollnow in Tübingen abschloss. Nach einer kurzen Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der PH Reutlingen wurde er 1965 als Professor für Schulpädagogik an die Pädagogische Hochschule Münster berufen. Von 1968 bis 1980 war er zugleich Lehrbeauftragter für Schulpädagogik an der Universität Münster. Im Jahre 1974 folgte er einem Ruf an die Universität Osnabrück auf eine Professur für Schulpädagogik, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2001 innehatte. In allen Stationen seines Berufslebens hat sich Fritz Loser in Lehre und Forschung sowie in der akademischen Selbstverwaltung stark und mit Erfolg engagiert. Dies kann man auch an der großen Zahl der von ihm betreuten Lehramts- und Diplomstudierenden ablesen.
Fritz Loser hat durch seine Arbeiten zur Allgemeinen Didaktik und Unterrichtsforschung die Fachdiskussion in der Schulpädagogik sehr stark mitgeprägt. Er legte immer großen Wert darauf, etablierte Positionen zu problematisieren und eingespielte Denkgewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Seine Auseinandersetzung mit bildungstheoretischen und lernpsychologischen Fundierungsversuchen der Allgemeiner Didaktik hat in der Fachdiskussion breite Resonanz gefunden. Aus seiner Sicht konnte die Didaktik als Berufswissenschaft für Lehrerinnen und Lehrer auf die anthropologische Betrachtungsweise ihres Feldes nicht verzichten. Für ihn war die Aufhellung der theoretischen Hintergründe von Schulpädagogik und Didaktik eine ständige Aufgabe. Zugleich engagierte er sich in empirischen Forschungsprojekten an Haupt- und Gesamtschulen.
Seit Mitte der 1970er und 1980er Jahren wandte er sich dann verstärkt und mit großer fachlicher Resonanz Fragen und Konzeptionen der empirischen Unterrichts- und Schulforschung zu. Für die Entwicklung und Ausbreitung qualitativer Forschungsmethoden in der Analyse von Unterricht, heute ein breit etabliertes Forschungsfeld, war er einer der zentralen Impulsgeber. Mit den Internationalen Schulen / Europaschulen erschloss er sich darüber hinaus in den 1990er Jahren ein weiteres wegweisendes Forschungsfeld.
Fritz Loser hat auf seinem wissenschaftlichen Weg eine ganze Reihe von Schülerinnen und Schülern erfolgreich geprägt. Seine hohe Sachkompetenz, sein starkes berufliches Engagement, seine Kreativität, seine menschliche Zugewandtheit und nicht zuletzt seine freundliche, unkomplizierte Art führten dazu, dass er hohe Wertschätzung im Kreis der Kolleginnen und Kollegen genoss. Hervorzuheben ist schließlich auch seine Fähigkeit, jungen wissenschaftlichen Nachwuchs zu motivieren, ihn zwar anzuleiten, aber ihm zugleich Raum für eigene Entwicklungspfade zu lassen. Als wissenschaftlicher Lehrer und menschliches Vorbild bleibt Fritz Loser deshalb bei allen, die ihn kannten, unvergessen.
Umtriebiger Netzwerker und Reformpädagoge. Universität Osnabrück trauert um den Schulpädagogen Wolf Dieter Kohlberg
30. August 2018
Am 15. August 2018 verstarb der Schulpädagoge Wolf Dieter Kohlberg, der von 1980 bis zu seiner Pensionierung 2011 zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Akademischer Rat an der Universität Osnabrück am Institut für Erziehungswissenschaft angestellt war.
Wolf Dieter Kohlberg absolvierte ein Lehramtsstudium mit den Fächern Physik, Philosophie und Pädagogik. Als von den Studierenden geschätzter und nachgefragter Dozent trug er wesentlich zur Ausgestaltung des Lehrbereichs Schulpädagogik bei. Er war überdies ein umtriebiger Netzwerker im Dienste des Bildungsaustausches innerhalb Europas und vor allem im Themenfeld der Reformpädagogik und ihrer Bedeutung für heutige Fragestellungen. Jahrelang war er Erasmus-Beauftragter und hat zahlreiche Kontakte aufgebaut und zum Wohle der Studierenden und der Forschung besonders im Bereich Lehrerbildung gepflegt. Er arbeitete an zahlreichen COMENIUS- und SOKRATES Projekten und internationalen Arbeitsgruppen mit unter anderem zur innovativen Schulentwicklung und zur Anwendung neurophysiologischer Grundlagen auf Erziehungs- und Lernprozesse.
„Wir werden unseren hochgeschätzten Kollegen Dieter Kohlberg sehr vermissen! Er hatte auch nach seiner Pensionierung immer noch Lehraufträge inne und hielt immer den Kontakt zur Universität“, so die geschäftsführende Leiterin des Instituts für Erziehungswissenschaft , Prof. Dr. Claudia Solzbacher. „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Claudia Solzbacher, Universität Osnabrück
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaft
Geschäftsführende Leiterin des Instituts für Erziehungswissenschaft
Heger-Tor-Wall 9, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4794
Das Gesicht der Universität mitgeprägt
Universität Osnabrück trauert um Reformpädagogen Prof. Dr. Salzmann
12. Juni 2018
Am 6. Juni ist der Osnabrücker Reformpädagoge Prof. Dr. Christian Salzmann gestorben Als anerkannter Wissenschaftler trug er wesentlich zur Ausgestaltung des Lehrbereichs Schulpädagogik an der Universität Osnabrück bei. Er war ein begeisterter Pädagoge mit einem ausgeprägten sozialen und pädagogischen Engagement für Kinder und Jugendliche. 2009 wurde ihm für die Errichtung des Lernstandortes Noller Schlucht das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Christian Salzmann absolvierte zunächst ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Celle. Noch während seines insgesamt siebenjährigen Schuldienstes in Osnabrück nahm er 1957 an der Universität Münster ein weiteres, nebenberufliches Studium in den Fächern Erziehungswissenschaft, Philosophie, Soziologie, Christliche Sozialwissenschaft und Psychologie auf, das er 1964 mit der Promotion abschloss. Bereits von 1960 an arbeitete er als Hochschulassistent an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule (PH) Osnabrück und wechselte 1963 als wissenschaftlicher Assistent an das erziehungswissenschaftliche Institut der Universität Münster.
Anschließend war er von 1965 bis 1968 Dozent an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Münster, und lehrte dann an der PH Ruhr, Abteilung Duisburg, an die er 1968 zum Professor berufen wurde. Zum Wintersemester 1972/73 wechselte er nach Osnabrück, wo zum Sommersemester 1974 die neugegründete Universität ihren Studienbetrieb aufnahm.
Arbeitsfelder waren zunächst die Schul- und Unterrichtstheorie. In den achtziger Jahren beschäftigte sich Prof. Salzmann insbesondere mit der Reformpädagogik. Dazu gründete er 1985 die „Arbeitsgruppe Osnabrücker Schulmodell: Regionales Lernen – Interkulturelle Erziehung – Humane Schule", die 1991 in "Arbeitsgruppe für Europäische Erziehung und Regionales Lernen" umbenannt wurde. Unter seiner Leitung knüpfte die Arbeitsgruppe zahlreiche europaweite Kontakte und organisierte den Austausch von Lehrenden und Studierenden.
Um die reformpädagogischen Arbeiten in der Region zu vertiefen, gründete der Wissenschaftler 1986 den Osnabrücker Verein zur Förderung des Regionalen Lernens e.V. und baute mit seiner Hilfe im Teutoburger Wald bei Dissen den sogenannten Lernstandort Noller Schlucht auf, der vom Land Niedersachsen den Status eines Regionalen Umweltbildungszentrums erhielt. In diesem Rahmen entstand auch das Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Renaturierung des Noller Bach-Tals", an dem neben 25 Schulen auch zahlreiche andere Kooperationspartner beteiligt waren. Die Arbeiten wurden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit engagierte sich Prof. Salzmann in Senat und dem damaligen Konzil der Universität Osnabrück. Er war 1974/75 Dekan seines Fachbereichs und gehörte verschiedenen Senatskommissionen sowie dem Fachbereichsrat an. Der Hochschullehrer zählte zu den Mitbegründern der Universitätsgesellschaft Osnabrück.
„Wir werden unseren hochgeschätzten Kollegen Christian Salzmann besonders auch als vielseitig begabten und stets zugewandten Menschen sehr vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, so die geschäftsführende Leiterin des Instituts für Erziehungswissenschat des Fachbereichs Erziehungs- und Kulturwissenschaften, Prof. Dr. Claudia Solzbacher. „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Claudia Solzbacher, Universität Osnabrück
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaft
Geschäftsführende Leiterin des Instituts für Erziehungswissenschaft
Heger-Tor-Wall 9, 49069 Osnabrück,
Tel.: +49 541 969 4794
csolzbac@uni-osnabrueck.de
Trauer um ehemaligen Kollegen LRSD Josef Thöle
18. April 2018
Mit Bestürzung haben die Kolleginnen und Kollegen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik den Tod des ehemaligen Mitarbeiters Josef Thöle zur Kenntnis genommen. Neben seinem politischen Einsatz machte sich Josef Thöle zuletzt als Leitender Regierungsschuldirektor für Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen und ihre Ausbildung stark. An der Universität Osnabrück hat sich Josef Thöle ab 2005 als Lehrkraft für besondere Aufgaben äußerst engagiert für den Aufbau der Lehrerbildung in den Fachrichtungen Elektro- und Metalltechnik eingesetzt. Hier entstand auch eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück. Er hat nicht nur entscheidend an der Konzeption der Studiengänge mitgearbeitet, sondern sie auch klug mit Unterstützung der Politik vorangebracht. Der Quereinstieg ins Lehramt an berufsbildenden Schulen ist besonders auf sein Engagement zurückzuführen. Der Quereinstiegsmaster wurde soeben an der Universität Osnabrück akkrediert. "Wir werden sein unermüdliches Engagement für die Ausbildung von Lehrkräften in dankbarer Erinnerung bewahren", so Thomas Bals, Vizepräsident und Professor für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Osnabrück.
Honorarprofessor Dr. Klaus Münstermann verstorben
29. August 2017
Klaus Münstermann hat unser Institut mit seiner ausgeprägten Fachkompetenz und seiner unermüdlichen Tatkraft über viele Jahre bis zu seinem Tode intensiv unterstützt und begleitet. Als Honorarprofessor unserer Universität trug er wesentlich zur Ausgestaltung des Lehrbereichs Sozialpädagogik bei und begeisterte die Studierenden durch seine engagierte Lehre. Noch für das kommende Wintersemester hatte er wieder Lehrveranstaltungen angekündigt. In seiner vielfachen Funktion als Inhaber und Gründer der Kinder- und Jugendhilfe tibb Ibbenbüren, Supervisor, Verleger und Honorarprofessor an der Universität Osnabrück schuf er für Studierende wie auch für Lehrende und Forschende eine überaus produktive Brücke zwischen sozialpädagogischer Theorie und Praxis. Sein weitsichtiges und immer wieder innovatives Wirken war tief begründet in einem ausgeprägten sozialen und pädagogischen Engagement für Kinder in belasteten Lebenslagen und deren Eltern. Wir werden unseren Kollegen Klaus Münstermann sehr vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Erziehungswissenschaft
Prof. Dr. Claudia Solzbacher (Institutsleiterin)
Prof. Dr. Hans-Rüdiger Müller (Abteilung Allgemeine Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik)