Seit einigen Jahren steht das Thema Migration im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte. Wie die jüngste Kontroverse zum „Stadtbild“ gezeigt hat, spielen dabei Fragen des städtischen Alltags und Zusammenlebens, aber auch Bilder, Vorstellungen und Affekte eine zentrale Rolle. Diskussionen um „Problemviertel“ oder „Ghettos“ sind jedoch ebenso wenig neu wie kommunalpolitische Bemühungen, Migrations- und Integrationsprozesse in Städten zu steuern. Während viele Kommunen die Folgen von Migration und die zunehmende Präsenz von Migrant:innen in Städten seit den 1970er Jahren vor allem als Problem ansahen, trat das 1989 in Frankfurt am Main ins Leben gerufene „Amt für multikulturelle Angelegenheiten“ (AmkA) mit dem Anspruch an, eine neue Perspektive zu etablieren. Das AmkA setzte sich zum Ziel, gesellschaftliche Konflikte zu moderieren und zu bearbeiten, die im Gefolge von Migrationsprozessen auftraten. Der Bezug auf Migrationsforschung spielte dabei eine wichtige Rolle.
Auf der Veranstaltung sprechen werden der Begründer des AmkA und frühere Frankfurter Dezernent, Daniel Cohn-Bendit (Bündnis 90/Die Grünen / Les Écologistes – Europe Écologie Les Verts), und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Claus Leggewie (Justus-Liebig-Universität Gießen), der den Gründungsprozess des Amtes wissenschaftlich begleitete. Nach einer Rückschau auf die Debatten um Multikulturalismus in den 1980er Jahren und die Praxis des Amtes in den 1990er Jahren werden sie gemeinsam mit uns über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen im Feld städtischer Migrationspolitiken diskutieren.
Organisation: SFB 1604-Projekt C1 "Die Produktion städtischer Migrationsräume durch Kommunen und Wissenschaft"