Forschungsprofil

Arbeitsgruppe Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung
Prof. Dr. Christoph A. Rass
[NGHM] [IMIS] [SFB1604]

Forschungsprofil

 

Die Abteilung Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung betrachtet Deutschland und Europa in ihren globalen Bezügen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert.

In der Lehre deckt das Team der Abteilung die gesamte Breite historischer Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur ab.

Kernthemen unserer Forschung sind die interdisziplinäre Historische Migrationsforschung, die Gesellschaftsgeschichte von Gewalt und Krieg, die jüdische Geschichte und die nordwestdeutsche Regionalgeschichte. Die Methoden und Möglichkeiten der digital humanities bilden dabei einen wichtigen Zugang.

Forschungslinien

Historische Migrationsforschung

In der Historischen Migrationsforschung befassen wir uns gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern mit der biografischen Dimension von Migration und Mobilität sowie mit der Aushandlung von Wanderungsverhältnissen in Migrationsregimen zwischen Individuen, Kollektiven und Institutionen. Wir konzentrieren uns dabei auf normative Institutionalisierungsprozesse, die Modellierung von Mobilitätsphänomenen aus Lebenslaufdaten, die Erkundung von Erinnerungen und Narrativen, Praktiken der Datifizierung von Migration durch Organisationen sowie Formen der diskursiven Produktion von Migration bzw. Mobilität in wechselnden Kontexten und Medien. Formen der Wissensproduktion bzw. der Produktion der gesellschaftlichen Bedeutung von Migration - und damit der Herstellung sozialer Ordnung in Migrationsgesellschaften - zählen dabei zu den zentralen Untersuchungsgegenständen.

In diesem Arbeitsfeld verorten sich auch das Teilprojekt A3 und das Transferprojekt des Sonderforschungsbereichs 1604 - Produktion von Migration, die von Prof. Dr. Christoph Rass co-geleitet werden. Zugleich ist Prof. Dr. Christoph Rass als PI an dem von der Nds. Landesregierung über die Volkswagenstiftung eingerichteten und am IMIS angesiedelten Wissenschaftsraum ›Zukünfte der Migration‹ (FuturMig) beteiligt.

Eng mit dem SFB verwoben befasst sich die Forschungsgruppe Negotiating Migration an der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung zum globalen displacement management im Kontext der durch den Zweiten Weltkrieg ausgelösten Gewaltmigrationen.

Geschichte organisierter Gewalt

Korrespondierend fokussieren sich unsere Forschungen zur Geschichte organisierter Gewalt auf die Sozialprofilanalyse von Täter- und Opfergruppen sowie darin abgebildete institutionelle Strukturen, Praktiken und Prozessen, stets mit Blick auf weiterführende gesellschaftsgeschichtliche Implikationen. Dabei rücken Zusammenhänge zwischen Wissensproduktion und Herrschaftspraktiken immer stärker in den Vordergrund. Die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Daten als Abbild historischer Prozesse, das nicht ohne Reflexion der solchen Quellen inhärenten Konstruktionsprozesse gelesen werden kann, bindet vielfach unmittelbar an unsere Fragen im Feld der Historischen Migrationsforschung an. Forschungsprojekte zur Geschichte der deutschen Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg bilden dabei derzeit einen Schwerpunkt.

Als einen Schwerpunkt im Bereich der Gewaltforschung haben wir an der UOS in Kooperation mit natur- und kulturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen eine Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Konfliktlandschaftsforschung etabliert, die sich den Wechselwirkungen zwischen der materiellen und der diskursiven Ebene gewaltüberformter Orte annähert und damit nicht zuletzt auch Fragen nach Erinnerungs- und Geschichtskultur adressiert. Unsere Forschungen in diesem Bereich konzentrieren sich derzeit auf Gewaltorte und Lagerstandorte im Kontext der NS-Zeit.

Digital Humanities und interdisziplinäre Ansätze

Verbunden sind diese Forschungsfelder durch Methoden der Digital Humanities sowie interdisziplinäre Ansätze, bei denen sich die Arbeitsgruppe NGHM auf die Analyse personenbezogener historischer Massendaten, auf GIS-gestützte Auswertungen bzw. Visualisierungen sowie auf die Nutzung dreidimensionaler digitaler Repräsentationen materieller Kultur – auch im Sinne einer Public History – spezialisiert. Dabei beziehen mehrere Projekte in unseren Arbeitsbereichen ihre Untersuchungsgegenstände aus der Regional- bzw. Landesgeschichte und stehen damit für unsere unmittelbare Vernetzung vor Ort.

Öffentliche Vermittlung und Kooperationen

Die Auseinandersetzung mit individuellen und kollektiven Übersetzungen von Vergangenheit in Geschichte und deren Repräsentation in Narrativen, Ausstellungen, materieller Kultur oder commemorativen Praktiken ist ein Kern historischen Denkens und eng mit unserer fachgeschichtlichen Arbeit verbunden. Die kritisch reflektierte Vermittlung von historischen Zusammenhängen im Sinne einer public history ist daher ein elementares Anliegen der Abteilung für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung. Eng verzahnt mit Forschung und Lehre bilden daher die Kooperation mit Museen, Archiven und Gedenkstätten, die Mitarbeit an Ausstellungsprojekten und digitalen Vermittlungsformen sowie eine intensive Vortragstätigkeit in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten einen besonderen Schwerpunkt unserer Arbeit.

Ausführlichere Informationen zu den Forschungslinien der Arbeitsgruppe Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung finden sich stets aktuell im NGHM-Wissenschaftsblog.