Restitutio memoriae - Wiederherstellung der Erinnerung verfemter Herrschergestalten im Prinzipat

Im römischen Principat stellte der Umgang mit dem Andenken (memoria) eines toten Princeps eine richtungsweisende politische Entscheidung dar. Grundsätzlich konnte die memoria des Verstorbenen entweder geehrt oder geächtet werden. Letzteres wird in der Forschung unter dem Begriff der damnatio memoriae subsumiert. Vereinzelt kam es jedoch auch dazu, dass diese posthume Ächtung des Herrschers wieder aufgehoben wurde. Die sogenannte restitutio memoriae erfuhr im Gegensatz zu ihrem Gegenstück der damnatio in der althistorischen Forschung jedoch kaum Beachtung. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es folglich, die Funktionen der restitutio memoriae zu eruieren und ihre Ursachen sowie Entwicklungslinien im römischen Principat aufzuzeigen. Dabei kann gezeigt werden, dass die memoria eines vormals geächteten Princeps vor allem im Moment des irregulären Herrscherwechsels bedeutsam war. Ebenso wird am Beispiel der restitutio deutlich, dass Akzeptanz und dynastische Legitimation nicht, wie oftmals angenommen, als einander ausschließende Faktoren aufzufassen sind. Stattdessen spielte das dynastische Moment eine essentielle Rolle, da es in Zeiten von politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen Kontinuität versprach, die die maßgeblichen Akzeptanzgruppen ansprechen sollte. Gleichzeitig dienten die memorialen Aushandlungsprozesse auch als politisches Machtspiel zwischen dem Senat und neuen Princeps, sodass auch hier neue Impulse für das Akzeptanzmodell gesetzt werden können.