Mainz (29. Juni - 1. Juli 2023)
Vom 29.06. bis zum 01.07.2023 war die Alte Geschichte wieder auf Tour. Diesmal stand das römische Mainz auf dem Exkursionsprogramm. Zunächst gab es einen Stadtrundgang durch das antike Mogontiacum mit dem Ziel der Orientierung. Mit Stadtplan und weiteren Plänen machten wir uns auf die Suche nach den erhaltenen Resten der Stadtmauer im Bereich des Kästrich zwischen zivilem Dorf und Legionslager.
Beeindruckend war die Sicht vom Kästrich auf die Stadt, den dahinterliegenden Rhein und das rechtsrheinische Gebiet darüber hinaus. An dieser Stelle kann man eindringlich nachvollziehen, warum die Römer ihr Lager ausgerechnet an diesem Ort aufgeschlagen haben.
Anschließend gingen wir entlang der imaginären Stadtmauer zum Drususstein, dem Kenotaph des im Jahr 9 v. Chr. verunglückten Nero Claudius Drusus Germanicus, Sohn der Livia und Stiefsohn des Augustus. Der Stein war selbst als Ruine noch sehr imposant, allein aufgrund seiner Gewaltigkeit.
Danach ging es weiter Richtung Rhein und entlang der alten Stadtgrenze, um die Dimensionen der antiken zivilen Siedlung vor Augen zu führen. Unser nächster Stopp war an der Jupiter-Säule, deren kläglichen ‚Überreste‘ einer Replik wir nach einigen Bemühungen hinter dem Landtag Rheinland-Pfalz fanden. Denn leider war die Säule in der letzten Zeit wohl abgebaut worden. Unsere letzte Station lag allerdings direkt gegenüber: der Dativius-Victor-Bogen, ebenfalls nur als Kopie zu bewundern – das Original, oder besser gesagt die vermuteten Reste, befindet sich im Landesmuseum Mainz.
Der nächste Tag begann wieder mit einer Spurensuche. Diesmal erforschten wir die Ausmaße des Legionslagers, das einst als Doppellegionslager angelegt war. Von dem Lager ist nichts mehr zu sehen, lediglich Straßennamen wie ‚Römerwall‘, am ‚Römerlager‘ oder ‚Drususstraße‘ erinnern an das Lager und geben Anhaltspunkte zur Lage. Obwohl nicht viel zu sehen war, haben wir lange Diskussionen rund um das Lager- und Legionsleben geführt.
Vom Lager aus ging die Suche weiter und zu den sogenannten Römersteinen im Zahlbachtal. Diese Steine sind die Überreste eines Aquädukts, das das Lager mit Wasser versorgt hat. Einige Studierende begeisterten sich intensiv für die ursprüngliche Konstruktion der Wasserleitung, so dass erneut heftig diskutiert wurde. Nachdem wir uns ein Bild von Lage und Dimension des Aquädukts gemacht hatten, versuchten wir auf dem Rückweg noch die verbliebenen im Ortsplan eingezeichneten Pfeilerreste zu finden, leider vergebens. Die auf dem Uni-Klinikum stehenden Steine befanden sich auf einer Baustelle, zu der wir trotz Charmeoffensive keinen Zugang erhielten.
Schließlich mussten wir unsere Suche abbrechen. Die Mittagspause und ein anschließender Termin im derzeit geschlossenen und umgezogenen RGZM (Rheinisch-Germanisches Zentralmuseum, jetzt Leibniz-Forum für Archäologie) standen an. Die Generaldirektorin Frau Prof. Dr. Alexandra Busch führte uns persönlich durch Archiv und Arbeitsräume. Sie ließ uns von ihren Mitarbeitenden viele Details zur Technik und Arbeit mit Überresten erklären, etwa die Behandlung von gefundenen Objekten, die Rekonstruktion von Gläsern und anderen Behältern sowie die Erstellung von Abgüssen und Kopien. Zudem gewährte sie uns Einblicke in das Konzept der im Aufbau befindlichen neuen Dauerausstellung des Museums, in der es um grundlegende Menschheitsfragen aus Perspektive der Archäologie gehen wird. Einige Stücke standen bereits an ihrem Platz. Frau Busch hat uns damit wirklich äußerst spannende und exklusive Einblicke in die Arbeit des Museums gewährt.
Nach dem Besuch im Leibniz-Forum stand ein weiterer Termin an: eine Führung durch das Museum Castellum (Heimatmuseum), natürlich mit dem Schwerpunkt auf die Antike. Das Museum befindet sich auf der gegenüberliegenden Rheinseite (rechtsrheinisch) unweit des Gebiets des römischen Kastells und des Brückenkopfs, politisch Teil von Wiesbaden. Im Museum gab es erstaunlich viele Objekte der Lebenswelt zu sehen, aber auch nützliche Pläne und Rekonstruktionen. Der Museumsführer, eigentlich der Vorsitzende des kleinen Vereins, öffnete uns auch das Museum zu den Grundmauern des Germanicus-Ehrenbogens, der ebenfalls in seiner Wucht beeindruckend war. Zum Abschluss fanden wir nahe des Bogens zwei Meilensteine. Für diejenigen, die noch genügend Kräfte aufbringen konnten, ein voller Erfolg. Wir entzifferten die Inschriften. Ein Rätsel ist aber leider geblieben: Eine Inschrift am Germanicus-Ehrenbogen, die wir nicht entschlüsseln und auch anderweitig nicht verifizieren konnten. Dennoch war der Tag alles in Allem ein voller Erfolg und das Abendessen wohl verdient.
Am Tag darauf – leider schon wieder der Abreisetag – nahmen wir den Bus nach Weisenau zur Gräberstraße. In der Bettelgasse schauten wir uns die Überreste von drei Gräbern, Urnen und einen Ofen an und vertieften uns auch hier in Diskussionen rund um die römische Gräberkultur. Auf dem Rückweg machten wir Halt am römischen Bühnentheater, bevor wir das in der Schillerstraße ausgegrabene Hypokaustum eines Wohnhauses (in Kopie) anschauten (war unter dem angrenzenden Parkhaus gefunden worden).
Anschließend hatten wir eine Führung durch das Isis- und Mater-Magna Heiligtum gebucht. Das Heiligtum ist bei Bauarbeiten einer Einkaufspassage entdeckt worden. Die Führerin, eine Promovendin der Alten Geschichte, hat uns sehr spannende Einblicke in die modern aufbereitete Ausstellung vermittelt. Fragezeichen taten sich vor allem hinsichtlich eines Objektes auf, das zwei sich umarmende Personen abbildet. Es war nicht ganz klar, ob es sich bei den Personen um einen Mann und eine Frau oder zwei Frauen handelt. Auch dieses Rätsel gilt es noch zu lösen.
Nach einer anschließenden Mittagspause traten wir unsere letzte Etappe an. Wir besuchten im Landesmuseum das Lapidarium, in dem fast sämtliche Inschriften von in Mainz stationierten Soldaten aufgestellt sind. Wir versuchten gingen daran, etliche dieser Inschriften zu entschlüsseln und zu kontextualisieren. Die Studierenden suchten sich ihren ‚Lieblingsstein‘ aus, dessen Inhalt und Darstellung wir im Anschluss gemeinsam besprachen. Dann war es leider schon wieder soweit; wir mussten uns auf den Weg zum Bahnhof machen und uns vom antiken Mainz verabschieden.
Insgesamt war die Exkursion nach Mainz eindrucksvoll. Auch wenn Mainz nicht die Fülle an Bauwerken zu bieten hat wie Trier, lässt sich dort doch mit einem interessierten und wachen Blick einiges über die Römerzeit rekonstruieren und vieles entdecken. Wie immer bleibt Raum für viele weitere Anregungen sowie große und kleine Fragen rund um das Thema Mainz in der Antike.