Thema des Monats Dezember 2024: Frohe Weihnachten! …Oder doch ein Fest namens Saturnalien?

Saturnales, par Antoine Callet (1783)

Frohe Weihnachten! …Oder doch ein Fest namens Saturnalien? „Es ist mir nicht gestattet, etwas Ernsthaftes oder Wichtiges zu tun, sondern bloß, zu trinken, zu lärmen, zu scherzen und Würfel zu spielen, Festkönige zu wählen, die Sklaven zu bewirten, nackend zu singen und, mit Ruß bestrichen, in einen kalten Brunnen getaucht zu werden.“ (Lukianos von Samosata)
Wer einen Adventskalender besitzt, hat bereits die ersten Türchen geöffnet und auch darüber hinaus ist bekannt, dass schon bald das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Wir feiern Christi Geburt, ein religiös geprägtes Fest, das heute mit unterschiedlichen Bräuchen wie dem
Aufstellen eines Tannenbaums, dem Besuch des Weihnachtsmarktes sowie der Bescherung am 24.12. gefeiert wird.
Doch auch im antiken Rom gehörte ein uraltes Fest im Dezember wohl zu den populärsten Feiern. Die Saturnalien, die jedes Jahr zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert wurden und um die Zeit der Wintersonnenwende stattfanden. Genauer lassen sich die Saturnalien zunächst auf
den 17. Dezember datieren, dann dehnten sich die Feierlichkeiten jedoch auf bis zu sieben Tage aus. Dabei sollen beim Fest Orgien gefeiert worden sein, bei denen die Menschen lärmten und tranken. Es war ein Festmarathon, bei dem gute Sitten vergessen und stattdessen
getrunken, gegessen, gespielt und gescherzt wurde. Statt der Toga trugen die römischen Bürger gemütliche Tuniken und setzen die sogenannten Pillei auf, die ansonsten von freigelassenen Sklaven getragen wurden. Zudem wurden übliche Hierarchien symbolisch
verkehrt: Sklaven durften zum Fest wie freie Bürger agieren und es soll ihnen erlaubt gewesen sein, sich von ihren HausherrInnen bedienen zu lassen.
Saturn galt als Gott der Landwirtschaft und des Wohlstands und prägte das Fest der Ausgelassenheit und Großzügigkeit. Die übrige Zeit des Jahres war er symbolisch gefesselt. Seine Entfesselung rechtfertigte Zusammensein und Freude. Während öffentliche Einrichtungen geschlossen blieben, wurden Wohnungen und Straßen geschmückt und Geschenke wie Kerzen oder Tonfiguren ausgetauscht.
Mit der Christianisierung des Römischen Reiches und der Einführung des Weihnachtsfestes als Feier der Geburt Jesu Christi im 4. Jahrhundert entstand ein fließender Übergang von den altrömisch-paganen Bräuchen, in denen auch der Geburtstag des sol invictus, des
Sonnengottes am 25. Dezember eine Rolle spielt, hin zu den christlichen Traditionen. Die festliche Stimmung im Winter, der Austausch von Geschenken und das gemeinschaftliche Feiern blieben bestehen, erhielten jedoch eine neue Bedeutung. Auch heute lassen sich noch
Elemente der Saturnalien in unseren modernen Weihnachtsbräuchen erkennen. Das Schenken, das festliche Schmücken der Straßen und Häuser sowie das Feiern im Kreis von Familie und Freunden tragen den Geist der alten Traditionen weiter. Sogar der Gedanke der Gleichheit,
etwa durch karitative Aktionen und die Unterstützung Bedürftiger während der Weihnachtszeit, spiegelt den ursprünglichen Geist der Saturnalien wider. Deutlich wird also, dass das heutige Weihnachtsfest nicht nur ein christlicher Brauch, sondern auch auf antike
römische Traditionen zurückzuführen ist: Als Fest des Lichts, der Freude, der Gemeinschaft.

Annalena Schwettlick

Bildnachweis: Saturnales, par Antoine Callet (1783),  fr.wikipedia.org/wiki/Saturnales