Das Römische Reich war vielfach von Gewalt geprägt. Während das Reich nach Außen expandierte, bot es für die einzelnen Bewohner*innen im Inneren oftmals nur wenig Schutz. So waren Raub und Überfälle an der Tagesordnung, aber auch Mord war selbst in kaiserlichen Reihen ein übliches Mittel. Auch der unehrenhafte Giftmord bot hierbei eine Möglichkeit, vermeintlich unauffällig Konkurrenz oder politische Gegner aus dem Weg zu räumen. Eine beliebte Ansprechpartnerin des Kaiserhauses war hierbei scheinbar Locusta – die wohl erste dokumentierte Serienmörderin der Geschichte. Sie soll als Giftmischerin im 1. Jhd. n. Chr. für mindestens sieben Mordfälle verantwortlich gewesen sein, die Dunkelziffer wird jedoch höher geschätzt.
Locusta selbst galt als weit bekannt, übte in einer Zeitspanne von mehreren Jahren in Rom ihre Giftmischerei aus und unterrichte sogar in ihrem Fachgebiet. Und auch wenn sie bereits vorbestraft war, übte Locusta ihre Giftmischerei weiterhin beruflich aus.
Ihre Aufträge stammten dabei unter anderem vom römischen Kaiserhof. Sie soll die Giftmischerin der Kaisergattin Agrippina gewesen sein, für welche sie Tacitus und Cassius Dio zur Folge das Gift für die Vergiftung des amtierenden Kaisers Claudius hergestellt habe. Aber auch Kaiser Nero, selbst für seine Grausamkeiten geschmäht, profitierte demnach von den Künsten der Giftmischerin. So berichtet Sueton, dass das verwendete Gift für den möglichen Anschlag auf Neros Bruder Britannicus ebenfalls von Locusta im Auftrag des Kaisers hergestellt wurde. Als Belohnung soll die Giftmischerin dann von Nero mit Landgütern entschädigt worden sein.
Neben den möglichen Giftaufträgen erhielt Locusta durch den Kaiser zudem Aufträge Schülerinnen und Schülern hinsichtlich der Giftmischerei zu unterrichten. Durch ihre Nähe zu Nero genoss Locusta nach den Berichten Suetons Straffreiheit. So wurde sie durch den Kaiser beispielsweise im Jahr 55. n. Chr. vor der Hinrichtung bewahrt, obwohl sie des Giftmordes bezichtigt wurde. Erst zu Beginn des Jahres 69, sieben Monate nach dem Tod des Kaisers, wurde die Giftmischerin unter Neros Nachfolger Galba dann verurteilt und hingerichtet.
Dennoch geht Locusta mit ihren Fähigkeiten als Giftmischerin in die Geschichte der Kriminalität ein, die durch ihre Nähe zum Kaiserhof das Interesse der Geschichtsschreiber fand.
Annalena Schwettlick
Bildnachweis:
Locuste essaye en présence de Néron le poison préparé pour Britannicus, Joseph-Noël Sylvestre 1876, online unter: fr.wikipedia.org/wiki/Locuste_(empoisonneuse).