Abendvortrag und Empfang zu Ehren von Prof. Dr. Hartmut Wolff
05. Dezember 2018 • 16:30 – 20:00 Uhr
Zimeliensaal · Alte Münze 16, Raum 09 /114
Vor genau 40 Jahren, am 05.12.1978, wurde H. Wolff zum Professor an der Universität Köln berufen. Diesen denkwürdigen Tag nimmt Frau Prof. Kunst zum Anlass, sich bei ihm und seiner Familie für den umfangreichen Literaturnachlass zu bedanken, den er dem Lehrstuhl für Alte Geschichte und Archäologie an der Univ. Osnabrück zukommen ließ. Das Grußwort hält Prof. Dr. Krešimir Matijević (Flensburg). Den Ehrenvortrag hält Prof. Dr. Martin Jehne (Dresden) zum Thema:
"Invektivität in Kommunikationsarenen der römischen Republik und frühen Kaiserzeit - eine Forschungsperspektive"
Die römische Republik ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Invektivkultur. Gerade die Senatoren, die kleine soziopolitische Führungsgruppe, waren permanent in Auseinandersetzungen involviert, zu denen Beleidigungen, Schmähungen, Herabsetzungen gehörten. Insgesamt gelang es aber im großen Ganzen, die Eskalationsdynamik invektiver Attacken in Grenzen zu halten, d.h. der Ausbruch physischer Gewalt war selten, und selbst die Feindschaften, die aus solchen Verletzungen des sozialen Körpers hervorgingen, waren nicht so unüberwindlich, dass man nicht bald wieder politisch kooperieren konnte. Im Verhältnis zwischen Senatoren und dem Volk galt der Grundsatz, dass das in offiziellen Versammlungen präsente politische Volk als Inkarnation des Gemeinwesens nicht beleidigt werden durfte, während die Senatoren auch von dieser Seite her einiges aushalten mussten. Selbst in der frühen Kaiserzeit, die ja offiziell die fortbestehende Republik war, hatte das Volk noch immer erhebliche Freiheiten, auch wenn insgesamt die Schwelle zur Beleidigung des Kaisers aufgrund seines Gewaltpotentials erheblich erhöht war.