Thema des Monats März 2025: Wagenrennen und der Weltfrauentag?

Platte mit Epitaph eines Wagenlenkers

Wagenrennen gehörten neben den Gladiatorenkämpfen wohl zu den spektakulärsten Freizeitbeschäftigungen der römischen Gesellschaft. Der Brauch der Wagenrennen geht bereits auf die Zeit der Griechen zurück und übt bis heute eine Faszination auf Jung und Alt aus. Doch die Rennen dienten nicht nur der Unterhaltung – sie hatten auch eine große politische Bedeutung. Das Thema des Monats Januar, der Nika-Aufstand  (siehe Thema des Monats Januar 2025), hat dies bereits ausführlich dargestellt.

So traten im antiken Rom verschiedene Parteien, die teils sogar kaiserliche Unterstützung genossen, im Circus Maximus gegeneinander an. Die Wagenlenker, agitatores genannt, setzten sich dabei mit riskanten Manövern großen Gefahren aus.

Obwohl der Sport von Männern dominiert wurde, gibt es Hinweise darauf, dass bei den Griechen auch Frauen an Wagenrennen teilgenommen haben. Zu nennen ist hierbei Kyniska, die erste uns bekannte Frau, die ein olympisches Wagenrennen für sich entscheiden konnte. Darüber hinaus gibt es jedoch auch verschiedene Inschriften, die bis zum 4. Jahrhundert vor Christus zurückreichen und die Siege von Frauen bei Wagenrennen belegen. Dabei handelte es sich vor allem um Frauen der Oberschicht, insbesondere die Frauen der Ptolemäer, die durch die Rennen bedeutende Siege für ihre Familie sichern konnten. So bezeugt beispielsweise ein Gedicht Poseidippos den Sieg Berenikes bei einem Wagenrennen:

„Besingt, alle Sänger, meinen Ruhme, wenn ihr gern Bekanntes verkündet, weil mein Ruhm (als Siegerin) von langer Zeit herrührt. Mit dem Wagen nämlich siegte mein Großvater Ptolemaios, mit seinen Pferden über die Rennbahn von Pisa fahrend. Ebenso siegte Berenike, die Mutter meines Vaters.“ (Poseidippos, Hippika 78, Übersetzung von Martin Hose)

Doch auch bei römischen Rennen waren Frauen bei den Rennen anzutreffen und besuchten gemeinsam mit ihren Männern die beliebten Sportveranstaltungen.

Die Bedeutung der Wagenrennen für Frauen zeigt auch eine stadtrömische Inschrift (CIL VI 10051), mit der wir anlässlich des Weltfrauentages eine bisher unbekannte Frau ins Licht der Öffentlichkeit rücken wollen.

Carisia Nesis ließ eine Inschrift mit den bedeutenden Rennerfolgen eines Wagenlenkers in den Jahren 13-25 n.Chr. anfertigen. Das lässt auf einigen Reichtum schließen, denn solche Aufträge waren mit erheblichen Kosten verbunden. Der in der Tafel erwähnte Wagenlenker Scirtus war vermutlich der Sklave der Carisia. Sein ungewöhnlicher Erfolg bestand darin, dass es ihm gelang für die weiße Partei bei mehr als zehn Rennen den ersten Platz zu erreichen. Außerdem belegte er in etwa 100 weiteren Rennen den zweiten oder dritten Platz. Carisia selbst war eine Freigelassene: eine andere Frau aus der Familie der Carisier hatte sie freigelassen. Auch wenn Carisias Beziehung zu Scirtus nicht eindeutig zu klären ist, dürfte ihr Interesse an seinem Erfolg durchaus geschäftlicher Natur gewesen sein. Möglicherweise waren es ihre Wagen, die er zum Sieg führte oder sie hatte Anteil daran, weil sie als seine Besitzerin diesen talentierten Fahrer auslieh und dabei ordentlich verdiente.

Annalena Schwettlick

Bildnachweis:  www.museivaticani.va/content/museivaticani/en/collezioni/musei/galleria-lapidaria/sezione-xi--iscrizioni-di-vario-contenuto--ultime-acquisizioni/lastra-con-epitaffio-di-un-auriga.html