Thema des Monats November 2025: „3-3-3 bei Issos Keilerei!“ – Alexander der Große und die Schlacht bei Issos

„3-3-3 bei Issos Keilerei!“, ist wohl eine der bekannteren Eselsbrücken, wenn es um geschichtliche Jahreszahlen geht, die auch weniger geschichtsinteressierte Personen schon gehört haben dürften. Doch was war denn nun 333 v. Chr. bei Issos?

Um dieser Frage nachzugehen, müssen zunächst in knapper Form ein paar Worte über den (historischen) Kontext des Ereignisses verloren werden: Makedonien im Jahr 336 v. Chr., der gerade zwanzigjährige Alexander, Sohn König Philipps II. besteigt nach dessen Ermordung als Alexander III. den makedonischen Königsthron. Nach der Sicherung seiner Macht und der Niederschlagung mehrerer Revolten 336/335 v. Chr. richtet sich der Blick des ambitionierten jungen Königs schließlich in Richtung Osten und das dortige Perserreich. Wie auch für seinen Vater Philipp II. vor ihm oder andere griechische Herrscher war sein erklärtes Ziel, Rache für die Ereignisse der Perserkriege zu nehmen und die griechischen Städte Ioniens von der persischen Herrschaft zu befreien; wobei im Fall der beiden Makedonen-Könige auch anderweitige und eher eigennützigere machtpolitische Interessen als Hintergrund gedient haben dürften. Er brach Anfang 334. v. Chr. mit einem griechisch-makedonischen Heer aus insgesamt ca. 30.000 Mann Fußsoldaten und 5.000 Mann Kavallerie auf und setze im März an der gleichen Stelle des Hellesponts nach Kleinasien über, an der damals die Perser ihrer (gescheiterte) Invasion Griechenlands gestartet hatten. In einer Reihe spektakulärer militärischer Erfolge erobert Alexander in kurzer Zeit große Teile Kleinasien und traf im November 333 v. Chr. in Kilikien nahe der Stadt Issos (im Süden der Türkei) erstmals in direkter Konfrontation auf seinen Gegner, den persischen Großkönig Dareios III. So kommen wir also zum eigentlichen Gegenstand dieses Textes, die zweite der drei entscheidenden Schlachten im Feldzug gegen das Perserreich, der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. (die erste Schlacht war 334 v. Chr. am Granikos und die dritte Schlacht 331 v. Chr. bei Gaugamela). Hierbei bildet die Schlacht von Issos ein wichtiges Bindeglied: Ist es sowohl die Fortsetzung und die Steigerung des militärischen Erfolges der ersten Schlacht, ist es zeitgleich auch die entscheidende Wende, die letztlich die Voraussetzungen für Alexanders finalen Schlag gegen Dareios schafft.

Im Vorfeld dieser Schlacht waren Alexander und Dareios durch das zu dieser Zeit herrschende schlechte Wetter und den jeweils eiligen Vormarsch beider Heere aneinander vorbeigezogen. Als er das bemerkte, kehrte Alexander um und sie trafen sich schließlich bei Issos. So befand er sich damit aber in einer Grundsituation, die nicht nachteiliger für ihn hätte sein können: Die Aufstellungsausrichtung beider Heere war vertauscht, Alexander somit von seinen Nachschubwegen abgeschnitten, sowie mit dem Rücken zum feindlich kontrollierten Hinterland. Sein eigenes Schicksal, das seiner Armee und auch das des weiteren Feldzugs hing also weitestgehend von einem für ihn positiven Ausgang der Schlacht ab – hätte er hier eine Niederlage erlitten, hätte er weit mehr als nur eine Schlacht verloren.

Nach antiken Quellen war die Heeresgröße der Perser gewaltig. Bei verschiedenen antiken Autoren werden Zahlen von mehreren hunderttausend Mann genannt; Plutarch oder Arrian beschreiben gar eine angebliche Heeresstärke von 500.000 bis 600.000 Mann, die Dareios ins Feld geführt haben soll (unter ihnen angeblich allein 30.000 griechische Söldnerhopliten). Bei diesen Zahlen wären allein die angeworbenen Söldner des Dareios der Armee Alexanders zahlenmäßig überlegen bzw. ebenbürtig gewesen, kam dieser „lediglich“ auf zwischen 25.000 und 35.000 Soldaten. Da diese Zahlen zumindest auf persischer Seite wohl als nachträgliche und propagandistische Überhöhung seitens der Makedonen anzusehen sind, nicht zuletzt wegen der logistischen oder versorgungstechnischen Schwierigkeiten bei solche einer Streitmacht, geht die moderne Forschung von einer Zahl von „nur“ rund 100.000 aus – damit wäre das Kräfteverhältnis aber immer noch 3:1 zu Ungunsten Alexanders gewesen.

Doch Alexander setzte seine früheren Erfolge fort und schlug (auch) diese ihm zahlenmäßig weit überlegene Armee. Eine Ursache dafür könnten die geografischen Gegebenheiten des Schlachtfeldes gewesen sein. Es war auf beiden Seiten natürlich begrenzt: Auf der einen Seite lag das Mittelmeer (der Golf von İskenderun), zur anderen Seite der Fuß des Amanosgebirges (das heutige Nurgebirge). Durch diese recht enge Passage war es beiden Seiten nicht möglich größere Taktikmanöver durchzuführen und dem Feind in den Rücken zu fallen. Dareios war es schlicht unmöglich seine zahlenmäßige Überlegenheit effektiv gegen Alexander einzusetzen. Als die Makedonen die eigentliche Schlacht eröffneten und den Fluss Pindar zwischen beiden Armeen überquerten, schlugen Alexander und seine Kavallerie die Perser auf der rechten Flanke zunächst zurück. Doch bildete sich zeitgleich im Zentrum des Schlachtfeldes eine Lücke in den eigenen Reihen. Die Perser, die diese Lücke zunächst nutzten und ihren Feinden stark zusetzten, wurden durch das Eingreifen Alexanders zurückgeschlagen. Da das Zentrum der Perser nun in Unordnung geriet und seine Armee sowohl auf der linken als auch der rechten Seite der Schlacht unter Druck geriet, floh der Großkönig vom Schlachtfeld und besiegelte damit die zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs sichere Niederlage seiner Truppen: Die so demoralisierten Truppen des Dareios zogen sich zurück, wurden aber aufgrund des Geländes zu großen Teilen aufgerieben – die Hauptstreitmacht des Großkönigs war damit vernichtet und das Perserreich stand Alexander offen.

Je nach Quelle oder Historiker finden sich andere Begründungen für diesen Sieg, doch ob Glück, Können oder beides, der Sieg war ein enormer Erfolg für Alexander und durch die frühe Flucht, so narrativeren es zumindest die Griechen, ein nicht wiedergutzumachender Imageschaden für Dareios. Kleinasien gehörte Alexander nun endgültig und auch der Rest des Perserreiches sollte bald folgen...

Patrick Kösters

Bild: KI-generiert

 

Benutzte Literatur und Quellen:

Müller, Konrad / Schönfeld, Herbert (Hrsg. und übers.): Q. Curtius Rufus. Geschichte. Alexanders des Grossen. Lateinisch und Deutsch, München 1954.

Wirth, Gerhard / von Hinüber, Oskar (Hersg. und übers.): Arrian. Der Alexanderzug und Indische Geschichte. Griechisch und deutsch, München / Zürich 1985.

Ziegler, Konrad / Wuhrmann, Walter (Hersg. und übers.): Plutarch. Fünf Doppelbiographien. Teil 1: Alexandros und Caesar. Aristeides und Marcus Cato. Perikles und Fabius Maximus. Teil 2: Gaius Marius und Alkibiades. Demosthenes und Cicero. Anhang. Griechisch und deutsch, Düsseldorf / Zürich 20012.

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Demandt, Alexander: Alexander der Große – Leben und Legende, München 2009.

Lane Fox, Robin: Alexander der Große. Eroberer der Welt, Hamburg 20132.

Seibert, Jakob: „Panhellenischer Kreuzzug“, Nationalkrieg, Rachefeldzug oder makedonischer Eroberungskrieg? Überlegungen zu den Ursachen des Krieges gegen Persien, in: Wolfgang Will (Hrsg.): Alexander der Große. Eine Welteroberung und ihr Hintergrund. Vorträge des Internationalen Bonner Alexanderkolloquiums. 19.–21. Dezember 1996, Bonn 1998, S. 5 – 58.

Wiemer, Hans-Ulrich: Alexander der Große, 2., neu bearbeitete Auflage, München 2015.