Exkursion in die Niederlande

Vom 29.09. bis zum 02.10.2024 war die Alte Geschichte wieder unterwegs, diesmal in die Germania Inferior. Vom Barbaricum aus zogen wir nach Süden in Richtung der Provinzhauptstadt, der CCAA (Colonia Claudia Ara Agrippinensium), um von dort die Via Belgica zu erreichen. Entlang der Gräberstraße ging es westwärts.

Wir passierten das Grabmonument in Weiden und machten einen Zwischenstopp an einem antiken Meilenstein bei Jülich, dem antiken Iuliacum, bevor wir Jülich selbst in Augenschein nahmen. Im westlichen Stadttor, dem sogenannten Hexenturm, entdeckten wir dann wieder verwendete Steine aus der Römerzeit (Spoliensteine), darunter ein Reitergrabmal. Anschließend ging es weiter Richtung Nord-Westen (ursprünglich war ein Besuch in den Thermen in Heerlen geplant, das leider aufgrund von Baumaßnahmen komplett geschlossen ist). Wir verließen die Via Belgica, um auf dem (heutigen) direkten Wege zum Nehalennia-Heiligtum in Colijnsplaat zu gelangen. Obwohl nur als Rekonstruktion sichtbar, war das Heiligtum sehr beeindruckend und die Gruppe lernte etliches über die verschiedenen Kulte in der Germania Inferior und die Vermischung einheimischer und römischer Kulte, wie etwa die Einbeziehung der Matronensymbolik. Die erste Nacht verbrachten wir mit viel Input über Raum und Kult in einem beschaulichen Wasser-Schlösschen, das zum Hostel umfunktioniert wurde, in Domburg unmittelbar hinter den Dünen.

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Limes. Wir kreuzten Schelde, Waal und Rhein (Oude Rijn) und starteten unsere niedergermanische Limes-Expedition am äußersten Ende des Limes, in Katwijk/Brittenburg (Lugdunum Batavorum), wo einst ein Kastell mit Hafen und einem vicus gelegen war. Leider mussten wir aufgrund der Zeit auf das Auxiliarkastell in Valkenburg (Praetorium Agrippinae) verzichten, da wir um 14:00 eine Führung im legendären Rijksmuseum van Oudheden in Leiden ergattert hatten und dort die zahlreichen Objekte nicht nur aus der Germania Inferior bestaunen konnten. Nach dem Museumsbesuch machten wir, bevor es in die Unterkunft in Alphen ging, einen kurzen Stopp in Leiden-Roomburg im Park Matilo, einem weiteren Auxiliarkastell in Rekonstruktion. Besonders gut zu erkennen waren hier die Dimensionen eines solchen Lagers.

Der nächste Tag startete mit einem Rundgang durch Alphen (Albaniana), um die Lage des Kohortenkastells ausfindig zu machen. Zahlreiche Hinweise wie Straßennamen und Flaggen mit römischen Motiven deuteten auf die genaue Lage, so dass es möglich war, diese recht rasch nachzuvollziehen. Wir marschierten weiter zum Archeon, einem archäologischen Themenpark, der von der Steinzeit bis ins Mittelalter reicht und die Vergangenheit auf verschiedene Weise lebendig werden lässt. Hier kamen dann auch die Fans anderer Epochen auf ihre Kosten. Zunächst besichtigten wir das kleine – aber feine – Museum, dann gingen wir zum römischen Bereich. Dort von einem Mitarbeiter des Parks in Empfang genommen, wurde uns die römische Waffentechnik demonstriert. Einige Studierende waren auch bereit, Helm und Schild zu tragen. Abgelöst wurde der Mitarbeiter von einer Kollegin, die uns durch eine Rekonstruktion der Therme in Heerlen führte, ein reales Römerschiff zeigte und uns einen Einblick in ihre aktuellen Forschungen gewährte. Allein deshalb hat sich das Archeon bereits gelohnt. Am Nachmittag ging die Reise weiter entlang des Limes, leider vorbei an Utrecht (Traiectum), bis zum Wasserlinienmuseum und Fort Vechten (Fectio), wo u. a. ein römisches Kastell stand. Unser Guide führte uns nach einer allgemeinen Einführung zum Kastell, ließ uns Zeit zum Umschauen und Deuten und diskutierte mit uns über unsere Fragen. Anschließend hatten wir noch Zeit, uns im Museum umzuschauen. Danach ging es weiter in die Ulpia Noviomagus Batavorum, wo wir mit Blick auf die Waal übernachteten.

Den letzten Tag begaben wir uns auf Expeditionstour durch die Stadt. Wir erforschten zunächst die Lage des antiken Hafens und gingen dann entlang der Gräberstraße und der Siedlung zur antiken Stadt, wovon heute leider nichts mehr zu sehen ist und wir aufgrund von ohrenbetäubenden Bauarbeiten auf diesem Gebiet unsere Expedition leider nicht fortsetze konnten. Anschließend besuchten wir das Valkhof Museum (das eigentliche Museum Het Valkhof war ebenfalls geschlossen), in dem uns die Zeit gegeben wurde, etliche Exponate genauer zu betrachten, wie etwa eine halbseitig zerstörte Inschrift und eine kleine Bronzestatuette oder die Bleierne Dame. Am Nachmittag traten wir den Heimweg mit einem kleinen Abstecher zum Hunnerberg und zum Kopsplateau, wo sich antike Militärlager befunden haben mussten, an.

Insgesamt war es eine sehr spannende und lehrreiche Reise, durch die uns die niedergermanische Topographie, das antike Straßennetz und die Grenzproblematik nähergebracht wurden. Viele Dinge aus der Theorie konnten im Raum erst richtig klar werden, weshalb die Reise neben den Museumsbesuchen und Kastellbesichtigungen äußerst lohnenswert war.