Tagesexkursion nach Cloppenburg am 06. Juni 2025

Im Museumsdorf Cloppenburg

Anlässlich des Semesterthemas der Frühen Neuzeit "Bauernkrieg" ging es für eine Gruppe Studierender in das Museumsdorf Cloppenburg. Ein Exkursionsbericht von den Studierenden Linda Rogall und Paul Steinbrink.

Am 06. Juni ging es für eine Gruppe Studierender unter der Leitung von Marcel Lewerentz, Hjördis Bohse und Luca Schleibaum auf eine Exkursion in das Museumsdorf Cloppenburg. Wir erreichten Cloppenburg bei kühlem aber trockenem Wetter und legten die restliche Strecke zum Museumsdorf zu Fuß zurück.

Das Museumsdorf bietet einen Überblick über das bäuerliche Leben in Niedersachsen zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Für die Zukunft gibt es Pläne, die Ausstellung um einen Bereich, der sich mit den 1950er bis 1980er Jahren befasst, zu erweitern. Dafür sind bereits eine Dorfdiskothek und einige Einzelexponate – wie beispielsweise eine Litfaßsäule mit Wahlplakaten aus der Zeit –vorhanden.

Über eine Brücke erreicht man dann das frühneuzeitliche Areal. Die Anordnung der Gebäude, wie sie heute beobachtet werden kann, entspricht daher nicht einer historischen Anordnung, sondern ist zu Anschauungszwecken so gewählt worden, dass in einem möglichst begrenzten Raum ein möglichst diverses Bild bäuerlichen Lebens geboten werden kann, ohne dabei den Anschein eines real gewachsenen Dorfes zu verlieren. Die Ausstellungsstücke stammen aus allen Teilen Niedersachsens: von einem friesischen Bauernhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert über die Hofanlage Wehlburg aus dem Osnabrücker Land Mitte des 18. Jahrhunderts bis zu einer Windmühle aus dem Raum Nienburg aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die meisten Exponate standen bereits kurz vor dem Abriss, als das Museumsdorf Interesse an ihnen bekundete und sie daher abbauen und nach Cloppenburg bringen ließ. Dort wurden sie in ihrer heutigen Anordnung wieder aufgebaut. Informationen über die ursprünglichen Standorte, Bauzeit und Bauherren lassen sich auf kleinen Informationstäfelchen vor den jeweiligen Gebäuden finden.

In unserem 90-minütigen geführten Rundgang konnte nicht das gesamte, weitläufige Gelände des Museumsdorfes abgehandelt werden. Stattdessen haben wir uns schwerpunktmäßig mit dem Hof der Familie Haake auseinandergesetzt. Zu dieser Hofstelle gehörte ein sogenanntes Rauchhaus, zwei Scheunen, ein Schweinestall und ein Brauhaus. Der Hof kam in den 1970er Jahren auf das Hofgelände, davor war er 220 Jahre im Besitz der Familie. Hier wurden uns verschiedene Möglichkeiten der Erwerbsarbeit eines Bauern in der Frühen Neuzeit nähergebracht, ebenso wie Lebensweise, Versorgungslage und Bewirtschaftung eines Hofes. Zentral vermittelte uns unser Guide Oktay Jonscher: „Ob ein Mensch überlebt, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass mein Hof überlebt. Ein Menschenleben zählt nicht viel.“ Dies traf sowohl auf die Lebensweise der Großbauern als auch auf die der Heuerlinge, den abhängigen Kleinbauern der Großbauern, zu. Die Häuser der Heuerlinge und der Besitzer des Hofes unterschieden sich nahezu nur in der Größe. In beiden gab es eine zentrale Feuerstelle im Wohnbereich ohne Rauchabzug. Das Leben in einem solchen Rauchhaus sei ungefähr dem Konsum von vier bis fünf Schachteln Zigaretten pro Tag gleichgekommen. Aufgrund der hohen Belastung für die Lunge bekamen die Menschen im Liegen oft keine Luft. Zum Schlafen zogen sie sich daher in sogenannte Schrankbetten zurück, in denen sie nur im Sitzen schlafen konnten. Allerdings hatte die starke Rauchentwicklung im Haus auch einen praktischen Nutzen: Das über dem Wohnbereich gelagerte Korn wurde so vor Mäusen und Ratten geschützt, die ansonsten einen Großteil der Ernte vernichteten und auffraßen. Zudem konnten Lebensmittel, wie beispielsweise Wurst- und Fleischwaren an der Decke aufgehängt, geräuchert und damit haltbar gemacht werden.

Mensch und Tier lebten unter einem Dach, denn an den Seiten des Hauses waren sowohl Ställe für Kühe als auch kleine Körbe, als Nester für Hühner, angebracht. So konnte das Vieh einigermaßen vor Diebstahl geschützt werden, aber auch die Ausscheidungen der Tiere waren ein wertvolles Gut für die Kultivierung der Felder. Dies war in der Region um Cloppenburg laut unserem Guide besonders wichtig, da die Böden extrem sandig gewesen seien und daher keine effektive landwirtschaftliche Nutzung zuließen.

Nach den Wohngebäuden führte uns der Herr Jonscher zu einer Kirche. Diese stammte aus der Nähe von Hildesheim und wurde durch eine neue, größere Kirche ersetzt und fand so ihren Weg ins Museumsdorf Cloppenburg. Die Einrichtung der Kirche wurde original übernommen, bis auf den originalen Altar, der in der Gemeinde verblieb. Zu Ausstellungzwecken wurde ein neuer Altar in die Kirche ins Museumsdorf gesetzt. In der Kirche waren beide Konfessionen vertreten, sie wurde nach der Reformation entsprechend angepasst. Die Predigt fand an den Sonntagen parallel statt. Da Sonntag der einzige freie Tag war, war die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern vor allem auch ein Ort, um soziale Kontakte zu pflegen. Kinder konnten sich an dem Tag auf Gleichaltrige treffen, und für Ältere war es auch eine Möglichkeit, sich auf dem Heiratsmarkt umzuschauen. Um die Kirche herum befand sich ein kleiner Friedhof mit Grasgräbern. Dies war zu der Zeit üblich, da zum einen die Zeit für eine aufwendige Grabpflege fehlte, aber auch weil Ziegen auf den Friedhöfen weideten. Zu den Grabsteinen und dem Friedhof hätten wir uns gerne mehr Informationen gewünscht, wie z.B. ob es sich bei den Grabsteinen um Nachbauten oder um echte Objekte handelt und wenn ja, wie diese ihren Weg in das Museum fanden.

Nach unserer geführten Tour bot sich die Gelegenheit, das gesamte Gelände auf eigene Faust zu erkunden. Dabei war es möglich, alle Gebäude zu betreten und somit auch kleinere Details – beispielsweise bei der Bauart einer bestimmten Windmühle – zu beobachten. Besonderer Beliebtheit erfreute sich zudem die Backstube des Museumsdorfes. Dort wurde nach einer originalen 200-jährigen Rezeptur Schwarzbrot gebacken.

Zum Abschluss trafen wir uns erneut im Hof Haake für eine Abschlussbesprechung. Hier schilderten wir unsere Eindrücke zum Museumsdorf Cloppenburg. Insgesamt war es für uns eine gelungene Exkursion, die uns viele neue Eindrücke und Informationen zum bäuerlichen Leben in der frühen Neuzeit lieferte. Die anwesenden angehenden Lehrkräfte könnten sich auch vorstellen, mit zukünftigen Schülergruppen das Museum zu besuchen. Allerdings waren sich alle einig, dass gerade die Führung den größten Mehrwert für uns alle geboten hat. Für einen alleinigen Rundgang fehlte es uns an Informationen und Kontext zu den einzelnen Exponaten. In der Gruppe diskutierten wir über die Möglichkeit, einen Audioguide in die Ausstellung zu integrieren. Anschließend traten wir die Rückreise nach Osnabrück an.