Drittmittelprojekte

DFG-Projekt „Devolving the Monopoly on Violence“, 2024-2027

Für weite Teile der Weltbevölkerung haben sich die Versprechen des „Weberianischen“ Staates, also eines Staates mit einem klar definierten Gewaltmonopol und einer umfassenden funktionierenden Bürokratie, nicht erfüllt. Sie leben stattdessen in einem Umfeld, in dem der Staat kein Gewaltmonopol aufrechterhalten kann – etwa, weil formelle staatliche Institutionen fehlen, weil sie korrupt sind oder selbst zur Unsicherheit beitragen. So wenden sich in einigen der unsichersten Gebiete weltweit Staaten und Bürger alternativen Lösungen zu: In Somalia übernehmen Clan-basierte Systeme der Konfliktbearbeitung die Aufrechterhaltung der Ordnung. Angesichts der Schwäche des afghanischen Zentralstaates sorgen traditionelle Räte und Stammesmilizen für Sicherheit in ländlichen Gebieten. Konfrontiert mit exzessiver krimineller Gewalt haben Gemeinden im Süden Mexikos von ihrem Recht Gebrauch gemacht, formelle staatliche Institutionen durch traditionelle Systeme der Regierungsführung zu ersetzen.

Im Rahmen des Projektes soll mithilfe qualitativer und quantitativer Analysen am Beispiel Mexikos untersucht werden, welche Auswirkungen die Übertragung staatlicher Funktionen auf traditionelle Institutionen mit sich bringen. Die inhaltliche räumlich-zeitliche Varianz struktureller Bedingungen und rechtlicher Bestimmungen ermöglicht es, die Rolle des Kontextes und spezifischer Merkmale einer solchen Devolution zu untersuchen. Dabei basieren die Analysen auf einer internationalen Kooperation mit der Stanford University und vier „Interkulturellen Universitäten“ in Mexiko. Ziel ist es, das Verständnis der Dynamik und Wirkung unterschiedlicher institutioneller Konfigurationen in Kontexten von Unsicherheit zu erweitern sowie Hinweise auf friedensfördernde Strategien jenseits des vorherrschenden staatszentrierten Paradigmas zu erhalten. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt soll bis Februar 2027 abgeschlossen sein.

Mitglieder einer Miliz in Uniformen
© Enrique Castro
Mexiko Landkarte für Stichprobenziehung
© Alexander De Juan

Abgeschlossene Projekte

2020 – 2023 | Micro-level determinants and consequences of militia performance, DFG
  • Alleiniger Antragsteller und Projektleiter; Gesamtvolumen 540.000 EUR
  • Forschungsfrage: “Welchen Einfluss haben die Verhaltensweisen lokaler Milizen auf die Einstellungen der Bevölkerung gegenüber staatlichen Institutionen?”
  • Methoden: Quantitative und qualitative Erhebungen und Analysen in Mexiko und Afghanistan
2021 – 2023 | The impact of information on aid outcomes, KfW
  • Antrag und Projektleitung mit Carlo Koos; Gesamtvolumen 660.000 EUR
  • Forschungsfrage: “Wie wirken sich Informationskampagnen auf intendierte Einstellungseffekte von Entwicklungsprogrammen aus?”
  • Methoden: Panel-Telefonumfrage in Mali und Niger mit eingebettetem Umfrage-Experiment
2019 – 2022 | Land Acquisitions and Social Conflict, BMZ
  • Antrag und Projektleiter mit Jann Lay; Gesamtvolumen 500.000 EUR
  • Forschungsfrage: Wie beeinflussen großflächige Landakquisitionen lokale Institutionen, sozialen Wandel und Konflikte?
  • Methoden: quantitative Auswertung von Haushaltsumfragen, “public-goods”-Experiment in Liberia und Indonesien
2018 – 2020 | The Anatomy of Repression, DSF
  • Alleiniger Antragsteller und Projektleiter; Gesamtvolumen 98.000 EUR
  • Forschungsfrage: Auf welche Weise beeinflussen bürokratische Dysfunktionen die Muster staatlicher Repression?
  • Methoden: quantitative Analysen und quasi-experimentelle Ansätze auf Basis von Archivdaten der Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
2014 – 2016 | Local Conflict with the Local State, DFG
  • Alleiniger Antragsteller und Projektleiter; Gesamtvolumen 280.000 EUR
  • Forschungsfrage: Was sind die Determinanten niedrigschwelliger Gewalt gegen lokale staatliche Institutionen?
  • Methoden: quantitative Auswertung von Haushaltsumfragen; qualitative Feldforschung
2016 – 2016 | Impact Evaluation - “Peace Fund”, BMZ
  • Antrag und Projektleitung mit Eva Wegner, Miquel Pellicer und Carlo Koos; Gesamtvolumen: 150.000 EUR
  • Forschungsfrage: Was waren die Wirkungen des Friedensfonds (Wiederaufbauprojekt mit einem Volumen von 50 Mio. Euro) im Osten der Demokratischen Republik Kongo?
  • Methoden: Meinungsumfragen (ca. 1400 Haushalte); Quasi-Experiment
2014 – 2016 | From Civil War to Social Contract, BMZ/KfW
  • Alleiniger Antragsteller und Projektleiter; Gesamtvolumen 199.000 EUR
  • Forschungsfrage: Was sind die Determinanten von politischem Vertrauen in fragilen Staaten?
  • Methoden: Massenumfragen/Survey-Experiment (1500 Personen) und vergleichende qualitative Lokalstudien in Burundi, Peru und Afghanistan
2014 – 2016 | Territorial Dynamics of Colonial State-Building, Gerda Henkel Stiftung
  • Antrag und Projektleitung mit Jan Pierskalla; Gesamtvolumen 93.000 EUR
  • Forschungsfrage: Welche Faktoren haben die zeitliche und geographische Verbreitung von kolonialen Staaten bestimmt?
  • Methoden: Vergleichende geostatistische und qualitative Analysen auf Basis zweier neu generierter Datensätze zu Deutsch-Ost- und Südwest-Afrika