Geschichte der Kognitionswissenschaft in Osnabrück

Forschungsziele / Ausrichtung

Die Forschung des IKW richtet sich primär auf Fragen der höheren kognitiven Funktionen - einerseits als interdisziplinäre Grundlagenforschung mit dem Interesse an umfassender, die traditionellen Disziplinen übergreifender, wissenschaftlicher Erkenntnis, zugleich jedoch mit dem Ziel, Technologien vorzubereiten, mit denen die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft kompetent und innovativ in Angriff genommen werden können (siehe  Forschung).

Institutsgeschichte und Professuren

Das fachbereichsübergreifende, interdisziplinäre Institut für Kognitionswissenschaft (IKW) wurde im Juni 2001 errichtet und im November 2002 offiziell eingeweiht. Es ist aus dem 1993 errichteten Institut für Semantische Informationsverarbeitung hervorgegangen. Die Motivation dazu erklärt Prof. Dr.-Ing. Claus R. Rollinger, damaliger Direktor des IKW, in seinem  Vortrag zur Institutseröffnung: "Perspektiven eines Instituts für Kognitionswissenschaft an der Universität Osnabrück".

Zum Institut gehören die folgenden Professuren :

  • Biologisch orientierte Computer Vision: Prof. Dr. Gunther Heidemann (2024†)
  • Computational Neuroscience: Prof. Dr. Sebastian Musslick
  • Computerlinguistik: Prof. Dr. Peter Bosch (2016†)
  • Ethik der KI:  Prof. Dr. Rainer Mühlhoff
  • Kognitive Modellierung: Prof. Dr. Lilian Weber (seit 2025), vorher:  Prof. Dr. Michael Franke
  • Künstliche Intelligenz: Prof. Dr. Kai-Uwe Kühnberger
  • Maschinelles Lernen:  Prof. Dr. Tim Kietzmann
  • Maschinelle Sprachverarbeitung:  Prof. Dr. Elia Bruni
  • Neurobiopsychologie: Prof. Dr. Peter König
  • Neuroinformatik: Prof. Dr. Gordon Pipa (seit 2010), vorher:  Prof. Dr. Martin Riedmiller
  • Philosophie der Kognition: Prof. Dr. Achim Stephan (Emeritus seit 2024)
  • Philosophie des Geistes: Prof. Dr. Sven Walter
  • Psycho-/Neurolinguistik: Prof. Dr. Nicole Gotzner (seit 2022), vorher  Prof. Dr. Jutta L. Mueller
  • Vergleichende Kognitionsbiologie: Dr. rer. nat. Simone Pika

Was zeichnet die Bachelor, Master & PhD Programme aus?

Die Bachelor, Master & PhD Programme in Osnabrück sind die ersten grundständigen Studiengänge in Kognitionswissenschaft, die in Deutschland angeboten werden. Im vor allem methodenorientierten Bachelorprogramm erwerben die Studenten den "Bachelor of Science" in Kognitionswissenschaft. Das viersemestrige Masterprogramm behandelt phänomenologische Bereiche der Kognition theoretisch, empirisch und durch Implementation. Am Ende des Masterprogramms können die Studenten den Grad des "Master of Science" in Kognitionswissenschaft erwerben. Das Promotionsprogramm ermöglicht exzellenten Studenten eigenständige Forschung zu hoch aktuellen Themen der Kognitionswissenschaft und ist gleichzeitig so strukturiert, dass eine Promotion innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden kann. Der erworbene Grad ist der "Ph.D in Cognitive Science".

Als internationaler Studiengang, bekannt gemacht und gefördert vom Deutschen Adakemischen Austauschdienst (DAAD) und unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zielt Kognitionswissenschaft darauf ab eine gleiche Anzahl deutscher und ausländischer Studenten anzuziehen, und strebt nach internationaler Vergleichbarkeit der Ausbildung (Bachelor- und Mastergrad, Credit System, Englisch als Unterrichtssprache). Hier soll gleichzeigtig ausländischen Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, in Deutschland zu studieren und ein offensichtlicher Bedarf in Deutschland selbst gedeckt werden.

Der methodologische Ansatz der Kognitionswissenschaft enthüllt deutlich das interdisziplinäre Erbe des Fachs:
Kognitionswissenschaft verbindet humanistische und analytische Methoden der Geisteswissenschaften und der formalen Wissenschaften (z.B. Theoretische Linguistik) sowohl mit den wissenschaftlichen, experimentellen Methoden der Psychologie und Neurowissenschaft, als auch mit den synthetischen und konstruktiven Techniken der Informatik. Ein Beispiel ist natürliche Sprachverarbeitung: Auf den linguistischen Theorien der Grammatik basierend, werden psycholinguistische Hypothesen menschlicher Sprachverarbeitung durch Experimenten getestet. Gestützt auf Erkenntnisse der Künstlichen Intelligenz führt sie darüber hinaus zu der Entwicklung von Simulationsmodellen mit Hilfe von Programmiertechniken der Computerlinguistik ("kognitive Modellierung").

In Anbetracht der Tatsache, dass die deutsche Kognitionswissenschaft noch immer von der kaum fruchtbaren Trennung zwischen "kognitiven Modellierern", "Experimentatoren" und "Neurowissenschaftlern" charakterisiert ist, ist für den neuen Studiengang von großer Wichtigkeit und großem Vorteil für das Profil des Studienganges den Schwerpunkt auf die gegenseitige Ergänzung und die mögliche Integration dieser Ansätze zu legen.

Das Studium umfasst den Erwerb der Methoden und der praktischen Erfahrung in:

  • Informatik und Mathematik (konkret: Algorithmen und Programmiersprachen; Formale Sprachen; Mathematische Grundlagen der Kognitionswissenschaft; Künstliche Intelligenz, einschließlich Wissensrepräsentation, Lernen, Planen und Multiagentensysteme)
  • Psychologie (konkret: Methoden der empirischen Forschung; Kognitive Psychologie; Persönlichkeitspsychologie; Verhaltenspsychologie; Entwicklungspsychologie; Neuropsychologie)
  • Neurowissenschaft und Biologie (konkret: Bildgebende Verfahren; Neurobiologie; Neuroanatomie; Neuroethologie; Neurocomputing)
  • Linguistik und Psycholinguistik (konkret: Lexikon; Syntax; Semantik; Pragmatik; Theorien der Grammatik)
  • Philosophie (konkret: Philosophie des Geistes; Theorien des Wissens; Wissenschaftstheorie; Philosophische Logik; Ethik)

Das Masterprogramm beinhaltet dazu Spezialisierungen mit Hinblick auf die Mutterdisziplinen oder zentrale Fragen der Kognitionswissenschaft. Ebenfalls wird die Integration von Praxisanwendungen der Analyse und der Modellierung von kognitiven Systemen durch projektbezogenes Arbeiten betont (die Teilnahme an einem einjährigen Studentenprojekt ist obligatorisch).