Organisation: Christoph Mauntel (Osnabrück) & Christian Hoffarth (Kiel/München)
Formen der Mobilität sind seit langem ein vielbeachtetes Thema der Vormoderne-Forschung. Die thematischen Schwerpunkte und das methodische Instrumentarium einschlägiger Arbeiten haben sich naturgemäß im Laufe der Jahre gewandelt und spezialisiert. So wurden Boten, Diplomatinnen und Missionare, Kaufleute, Scholaren und Pilgerinnen als mobile Gruppen untersucht, Routen und Wegnetzwerke rekonstruiert, die Erfahrung, Beschreibung und Konstruktion von Fremdheit und Alterität analysiert, Aspekte von Körperlichkeit und Emotionalität erforscht, transkulturelle Kontakte und Austauschprozesse in den Blick genommen und vielfältige Formen individueller oder auch kollektiver Migration analysiert – um nur wenige Themen und Ansätze zu nennen.
Der Workshop bietet ein Forum für Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen, auf dem Ansätze, Methoden und Zugänge zur Mobilitätsforschung diskutiert werden. Es werden laufende Projekte und Forschungsarbeiten vorgestellt, die sich mit Formen des Reisens, Pilgerns und Migrierens in Europa von ca. 500 bis ca. 1800 beschäftigen – der thematische Rahmen ist hier bewusst offengehalten.
Programm
Freitag, 27. Juni 2025
Moderation: Susanne Rau (Erfurt)
14.00 Uhr Begrüßung
14.30 Uhr Florian Kehm (Mainz): Sex als Attraktion? Marco Polo und Ludovico di Varthema im Vergleich
15.15 Uhr Linn Eckhof (Osnabrück): Zeit und Zeitlichkeit in Pilgerberichten des späten 15. Jahrhunderts
16.00 Uhr Karsten Johannes Schuil (Wien/Rom): Pilgrimage as Sequence of Spaces: The Lived Experience of Late Medieval Rompilgerfahrt (1400–1510s)
16.45 Uhr Pause
17.15 Uhr Laury Sarti (Heidelberg): Mobilität im Zeugnis ausgewählter spätmittelalterlicher Privatbriefe. Digitale Erschließung und Vergleich
18.00 Uhr Sarah Lentz (Bremen): Marginalisierte Mobilität/en sichtbar machen mit KI. Zur semi-automatischen Informationsextraktion aus frühneuzeitlichen Fremdenlisten
Ca. 18.45 Uhr Tagungsende
Samstag, 28. Juni 2025
Moderation: Christian Hoffarth (Kiel)
9.00 Uhr Nikita Malinovskii (Bielefeld): Hansische Kommunikation im weiten geografischen und transkulturellen Raum von Lübeck bis Nowgorod: Konflikte zwischen Hansen und Nowgorodern im 15. Jahrhundert
9.45 Uhr Sarah Minor (Saarbrücken): „Er habe nicht im Sinne auf Geratewohl zu ziehen.“ Informanten und Informationsquellen deutscher Russlandwanderer im Zeitraum von 1763 bis 1825
10.30 Uhr Adrian Meyer (Köln) & Christina Becher (Frankfurt): Gefangenschaft und Selbsthilfe. Zwei exemplarische Untersuchungen an Reiseberichten von Hans Staden (1557) und Jürgen Andersen (1669)
11.15 Uhr Pause
Moderation: Christoph Mauntel (Osnabrück)
11.45 Uhr Julia Samp (Aachen): Schweigende Glocken, krachende Masten und heulende Muslime. Zur auditiven Dimension der spätmittelalterlichen Jerusalemfahrt in der Pilgerliteratur Felix Fabris
12.30 Uhr Duane Corpis (Shanghai/Berlin): Das reisende Ohr: Wie hörten Reisende und Pilger ihre Welten?
13.15 Uhr Schlussworte