Hinweise zur Nutzung von LLM/KI
Arbeitsgruppe Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung
Prof. Dr. Christoph A. Rass
[IMIS] [SFB1604] [HistOS]
Empfehlungen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI)
[Für Lehrveranstaltungen und Qualifikationsarbeiten im Bereich der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung]
Vorbemerkung
Die Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung der Universität Osnabrück bekennt sich zu einem verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit Werkzeugen der Künstlichen Intelligenz (KI) in der wissenschaftlichen Arbeit. Diese Empfehlungen zielen darauf ab, das Potenzial von KI-Technologien für die Geschichtswissenschaften zu nutzen, dabei jedoch die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis, kritischer Quellenarbeit und akademischer Integrität zu wahren.
- Bitte beachten Sie die Rahmenregelung zum KI Einsatz der Universität Osnabrück
- Es stehen Ihnen in der Academiccloud sowie an der Universität Osnabrück kostenfreie und datenschutzkonforme KI-Werkzeuge zur Verfügung.
- Es gilt grundsätzlich die vom Vorstand des Historischen Seminars am 23. Oktober 2024 beschlossene " Eigenständigkeitserklärung" für alle am Historischen Seminar angefertigen schriftlichen Arbeiten
1. Grundsätze für den KI-Einsatz
1.1 Kritische Reflexion und Eigenverantwortung
Der Einsatz von KI-Werkzeugen muss stets kritisch reflektiert und verantwortungsbewusst erfolgen. KI dient als Unterstützung der eigenen intellektuellen Leistung, nicht als deren Ersatz. Die Verantwortung für alle Inhalte einer wissenschaftlichen Arbeit liegt ausschließlich bei der/dem Verfasser*in.
1.2 Transparenz und Nachvollziehbarkeit
- Jeder Einsatz von KI-Werkzeugen muss vollständig dokumentiert und für Dritte nachvollziehbar dargestellt werden.
- Dies dient der Wahrung wissenschaftlicher Standards und ermöglicht eine faire Bewertung der eigenständigen Leistung.
1.3 Fachspezifische Besonderheiten
- In der Geschichtswissenschaft stehen Quellenarbeit, historische Kontextualisierung und methodische Reflexion im Zentrum.
- KI-Werkzeuge können diese Kernkompetenzen unterstützen, aber niemals ersetzen.
2. Erlaubte Anwendungsbereiche
2.1 Unterstützende Funktionen
KI-Werkzeuge dürfen eingesetzt werden für:
- Brainstorming und Ideenentwicklung: Erste Anregungen für Fragestellungen oder Gliederungsansätze
- Literaturrecherche-Impulse: Vorschläge für Suchbegriffe oder thematische Schwerpunkte
- Sprachliche Optimierung: Verbesserung von Stil, Grammatik und Lesbarkeit bei selbst verfassten Texten
- Strukturierungshilfen: Unterstützung bei der logischen Gliederung von Argumentationen
- Übersetzungsunterstützung: Hilfe bei fremdsprachigen Quellen (mit kritischer Überprüfung)
- Datenorganisation: Systematisierung größerer Quellenkorpora oder bibliographischer Daten
2.2 Forschungsunterstützung
Bei umfangreichen Forschungsprojekten können KI-Werkzeuge eingesetzt werden für:
- Musteranalyse in Quellenmaterial: Identifikation wiederkehrender Themen oder Begriffe
- Transkriptionsunterstützung: Digitalisierung handschriftlicher Quellen (mit Nachkontrolle)
- Chronologische Sortierung: Organisation komplexer Ereignisabfolgen
3. Nicht erlaubte Anwendungsbereiche
3.1 Kernleistungen der wissenschaftlichen Arbeit
KI darf nicht eingesetzt werden für:
- Entwicklung der Forschungsfrage: Die zentrale Fragestellung muss eigenständig entwickelt werden
- Historische Interpretation: Deutung und Einordnung von Quellen und Ereignissen
- Argumentation und Schlussfolgerungen: Die wissenschaftliche Argumentation muss eigene intellektuelle Leistung darstellen
- Bewertung von Quellen: Quellenkritik und -bewertung sind unverzichtbare historische Kompetenzen
- Generierung ganzer Textpassagen: Komplette Absätze oder Kapitel dürfen nicht KI-generiert sein
3.2 Methodische Kernbereiche
Folgende Bereiche müssen eigenständig bearbeitet werden:
- Methodische Reflexion: Begründung des gewählten Vorgehens
- Kontextualisierung: Einordnung in historische Zusammenhänge
- Vergleichende Analyse: Bewertung unterschiedlicher Interpretationsansätze
4. Dokumentationspflichten
4.1 Vollständige Offenlegung
Bei jeder Verwendung von KI-Werkzeugen ist anzugeben:
- Name und Version des verwendeten KI-Systems (z.B. "ChatGPT-4", "Claude 3.5", "DeepL")
- Spezifischer Arbeitsschritt, für den KI genutzt wurde
- Art der Interaktion (verwendete Prompts, iterative Verfeinerungen)
- Konkreter Beitrag der KI zum Arbeitsergebnis
- Kritische Einordnung des Nutzens und der Grenzen
4.2 Praktische Umsetzung der Dokumentation
Die Dokumentation kann erfolgen durch:
- Fußnoten bei punktueller KI-Nutzung
- Methodenkapitel bei umfangreicherem Einsatz
- Anhang mit detaillierter Auflistung aller KI-Interaktionen
- Eigenständigkeitserklärung mit spezifischen KI-Angaben
4.3 Mindestangaben bei der Dokumentation
Beispiel einer angemessenen Dokumentation: "Für die sprachliche Überarbeitung des Kapitels 3.2 wurde ChatGPT-4 (November 2024) verwendet. Der selbst verfasste Text wurde mit dem Prompt 'Bitte überprüfe diesen Text auf Grammatik und Stil' eingegeben. Die Vorschläge wurden kritisch geprüft und teilweise übernommen, ohne die inhaltliche Argumentation zu verändern."
5. Qualitätssicherung und Verantwortung
5.1 Faktenchecking und Quellenkritik
Alle KI-generierten oder KI-unterstützten Inhalte müssen sorgfältig überprüft werden auf:
- Sachliche Richtigkeit: Abgleich mit Primär- und Sekundärquellen
- Historische Plausibilität: Einordnung in den zeithistorischen Kontext
- Quellenangaben: Verifikation aller von der KI vorgeschlagenen Referenzen
- Mögliche Verzerrungen: Kritische Bewertung auf systematische Bias
5.2 Besondere Vorsicht bei historischen Daten
KI-Systeme neigen zu "Halluzinationen" bei:
- Spezifischen historischen Daten und Fakten
- Zitaten und direkten Quellenangaben
- Ereignischronologien und Personendaten
- Bibliographischen Angaben
Alle historischen Informationen müssen daher zwingend durch Primär- oder verifizierte Sekundärquellen belegt werden.
6. Rechtliche und ethische Aspekte
6.1 Urheberrecht und Plagiate
- KI-generierte Texte können unbewusst urheberrechtlich geschützte Inhalte reproduzieren
- Alle KI-Outputs müssen auf mögliche Plagiate überprüft werden
- Bei Zweifeln ist eine Plagiatsprüfung durchzuführen
6.2 Datenschutz und Vertraulichkeit
- Keine vertraulichen oder personenbezogenen Daten in KI-Systeme eingeben
- Bei der Arbeit mit sensiblen historischen Quellen (z.B. Zeitzeugeninterviews) besondere Vorsicht walten lassen
- Archivbestimmungen und datenschutzrechtliche Vorgaben beachten
6.3 Wissenschaftliche Redlichkeit
- KI-Nutzung darf nicht verschleiert werden
- Übertreibung der eigenen Leistung durch Verschweigen von KI-Unterstützung ist unwissenschaftlich
- Bei Unsicherheiten bezüglich der Angemessenheit des KI-Einsatzes: Rücksprache mit Betreuungspersonen
7. Spezifische Hinweise für verschiedene Arbeitsformen
7.1 Hausarbeiten und Essays
- KI-Einsatz ist bei transparenter Dokumentation erlaubt
- Schwerpunkt muss auf eigenständiger Argumentation liegen
- Eigenständigkeitserklärung mit KI-Dokumentation erforderlich
7.2 Bachelor- und Masterarbeiten
- Umfangreiche Dokumentation des KI-Einsatzes in eigenem Methodenabschnitt
- Kritische Reflexion der Grenzen und des Nutzens der verwendeten KI-Tools
- Nachvollziehbare Darstellung der eigenständigen wissenschaftlichen Leistung
7.3 Referate und Präsentationen
- KI-unterstützte Visualisierungen sind erlaubt (mit Kennzeichnung)
- Inhalte und Argumentation müssen eigenständig entwickelt sein
- Bei KI-generierten Abbildungen oder Grafiken: entsprechende Kennzeichnung
8. Schritt-für-Schritt-Anleitung für KI-Nutzung
8.1 Bei der Bearbeitung
- Vor dem KI-Einsatz: Klare Definition des gewünschten Unterstützungsbereichs
- Während der Nutzung: Dokumentation aller Interaktionen
- Nach der Nutzung: Kritische Überprüfung und Verifikation aller Outputs
- Bei der Niederschrift: Transparente Integration in die Arbeit
- Vor der Abgabe: Vollständige Dokumentation in Eigenständigkeitserklärung
8.1 Checkliste für die Abgabe
- [ ] Alle KI-Einsätze dokumentiert?
- [ ] Historische Sachverhalte durch unabhängige Quellen verifiziert?
- [ ] Eigenständigkeitserklärung mit KI-Angaben versehen?
- [ ] Kritische Reflexion des KI-Einsatzes erfolgt?
- [ ] Eigenanteil klar erkennbar?
Diese Empfehlungen werden regelmäßig überarbeitet und an die sich schnell entwickelnde KI-Landschaft angepasst.
Aktuelle Versionen sind stets auf der Website der Professur verfügbar.
Zugleich verstehen sich diese Empfehlungen als lebendiges Dokument, das gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden kontinuierlich weiterentwickelt wird. Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge sind ausdrücklich erwünscht.
Letzte Aktualisierung: [Juni 2025]