Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

25. November 2025

Seit 1981 nutzen Menschenrechtsorganisationen und Feminist*innen den 25. November, um auf Fortbestehen, Ausmaß und Konsequenzen patriarchaler Gewalt aufmerksam zu machen und sich für eine Stärkung des Gewaltschutzes einzusetzen. Gewählt wurde dieses Datum im Gedenken an María Teresa Mirabal, Minerva Mirabal und Patricia Mirabal, drei Schwestern und Aktivistinnen, die am 25. November 1960 für ihre aktive Rolle im Widerstand gegen die Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik ermordet wurden.

Im Jahr 2000 wurde der Tag per UN-Resolution zu einem Gedenk- und Aktionstag der Vereinten Nationen, an dem jährlich auch die Kampagne  Orange the World startet.

Mit der Verabschiedung der Richtlinie gegen sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt hat die Universität Osnabrück bereits vor 10 Jahren ein deutliches Zeichen gesetzt: sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt werden unter keinen Umständen geduldet und entsprechend sanktioniert.

Geschlechtsbasierte Diskriminierung und Gewalt

Geschlechtsbasierte Gewalt bleibt ein globales Problemfeld, dass sich laut UN Angaben durch anhaltende und neue Konflikte, humanitäre und wirtschaftliche Krisen sowie mit den Auswirkungen der Klimakatastrophe weiter verschlimmert. So wurden im Jahr 2023 insgesamt 51,100 Frauen und Mädchen von einer ihnen nahestehenden Person getötet – statistisch also 140 Frauen und Mädchen pro Tag. Darüber hinaus haben über 640 Millionen Frauen und Mädchen in ihrem Leben Gewalt durch eine Person erfahren, mit denen sie eine (ehemalige) partnerschaftlichen Beziehung geführt haben, das ist etwa jede vierte Frau. Betrachtet man zusätzlich sexualisierte Gewalt, die von nicht-Partner*innen ausgeht, war fast jede dritte Frau weltweit einer Form von geschlechtsbasierter Gewalt ausgesetzt.

Auch Statistiken aus Deutschland bestätigen das Ausmaß der Gewalt: so lag die Anzahl versuchter oder vollendeter Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen im Jahr 2023 bei 938, die Anzahl der vollendeten lag bei 360. Etwa 80 % dieser Fälle geschahen im Kontext einer zu dem Zeitpunkt aktuellen oder früheren partnerschaftlichen Beziehung und 90 % der registrierten Fälle gingen von einem männlichen (Ex-)Partner aus. Auch im Jahr 2024 nahm die Gewalt in Deutschland weiter zu; von den dort berichteten 171.100 Fällen von Partnerschaftsgewalt richteten sich fast 80 % gegen Frauen und laut Daten aus dem Jahr 2023 geht diese Art von Gewalt in über 90 % der registrierten Fälle von einem männlichen (Ex-)Partner aus. Zudem wurden im Jahr 2024 40.845 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst, von denen sich über 90 % der Fälle gegen Frauen und Mädchen richten.

Fälle von geschlechtsbezogener Gewalt, die sich gegen trans*, inter und nicht-binäre Personen richten, werden in den zitierten Statistiken leider nicht erfasst. Ein auf die Situation in Deutschland bezogener Bericht zu Straftaten gegen queere Personen im Jahr 2023 existiert zwar, lässt aber kaum Differenzierung zwischen geschlechtsbasierter Gewalt und anderen Formen von Gewalt gegen queere Personen zu. Klar ist jedoch, dass sich die Anzahl der Straftaten gegen queere Personen seit 2010 verzehnfacht hat.


Zu den Statistiken:

 Kriminalstatistik des BKA – Berichtsjahr 2024
 Kriminalstatistik des BKA – Berichtsjahr 2023
 Bundeslagebilder – Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023
 Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit von LSBTIQ* des BKA – Berichtsjahr 2023
 UN Women: Facts and Figures – Ending Violence against Women

Das Ausmaß sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt im Kontext Hochschule wird oft unterschätzt. Dabei zeigen auch die jüngsten Zahlen, dass Universitäten alles andere als gewaltfreie Räume sind. Eine im Jahr 2022 an 46 europäischen Universitäten durchgeführte Studie (Lipinsky, Schredl, Baumann, Humbert & Tanwar, 2022) berichtet beispielsweise, dass fast zwei von drei befragten Studierenden und Mitarbeitenden mindestens eine Form geschlechtsbasierter Gewalt erlebt haben, seit sie ihr Studium bzw. ihre Stelle angetreten sind. Der Begriff der Gewalt bezieht sich in diesem Fall auf physische und sexuelle Übergriffe, auf Vorfälle sexueller Belästigung, auf die Ausübung von psychischer oder wirtschaftlicher Gewalt, sowie auf Gewalt im digitalen Raum, wobei die psychische Gewalt und die sexuelle Belästigung die am häufigsten berichteten Formen darstellen.

Geschlechtsbasierte Gewalt betrifft auch an Hochschulen Personen aller Geschlechter, weibliche Studierende und Mitarbeitende sind jedoch stärker betroffen als ihre männlichen Mitstudierenden und Kollegen; am stärksten betroffen sind Personen, die sich weder mit dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht identifizieren. Statistisch steigt die Wahrscheinlichkeit, von geschlechtsbasierter Gewalt betroffen zu sein, zudem mit der Angehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit, der Angehörigkeit zur LGBTIQ* Community sowie mit einer Beeinträchtigung oder chronischen Erkrankung.

Auf Studium und Berufsleben der Betroffenen wirkt sich geschlechtsbasierte Gewalt auf unterschiedliche Arten negativ aus. Im Vergleich zu Studierenden, die keine geschlechtsbasierte Gewalt erlebt haben, verpassen Betroffene beispielsweise häufiger Lehrveranstaltungen oder verlassen sie ganz, sie fühlen sich öfter von ihren Mitstudierenden isoliert, ziehen häufiger den Studienabbruch in Betracht und entscheiden häufiger, das akademische System nach ihrem aktuell angestrebten Abschluss zu verlassen. Auch die betroffenen Mitarbeitenden bleiben der Arbeitsstelle häufiger fern, fühlen sich öfter von ihren Kolleg*innen isoliert und ziehen häufiger einen Wechsel der Arbeitsstelle oder ein Verlassen des Hochschulsystems in Betracht, als ihre nicht von geschlechtsbasierter Gewalt betroffenen Kolleg*innen.

Doch obwohl so viele Hochschulangehörige geschlechtsbasierte Gewalt erfahren, wird nur ein Bruchteil (13%) von Vorfällen offiziell gemeldet. Als Grund dafür geben die Betroffenen häufig an, das Verhalten für nicht „schlimm genug“ gehalten oder es erst nachträglich als Gewalt erkannt zu haben.


Zur Studie:

 Lipinsky, A., Schredl, C., Baumann, H., Humbert, A., Tanwar, J. (2022). Gender-based violence and its consequences in European Academia, Summary results from the UniSAFE survey. Report, November 2022. UniSAFE project no.101006261.

Hilfe & Unterstützung

Richtlinie

Um zu verdeutlichen, dass sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der Universität unter keinen Umständen geduldet werden, wurde 2015 die Richtlinie gegen sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt verabschiedet. Diese schützt Angehörige, Mitglieder und Gäste der UOS vor geschlechtsbasierter Gewalt und legt ein Beschwerdeverfahren fest. Auch die vom Gleichstellungsbüro angebotene Erstberatung ist dort verankert.

 zur Richtlinie

Beratung

Wenn Sie sexualisierte Belästigung, geschlechtsbasierte Diskriminierung oder Gewalt erlebt oder beobachtet haben – und auch wenn Sie sich unsicher sind, ob das Erlebte Diskriminierung oder Gewalt darstellt – unterstützen Sie die Berater*innen des Gleichstellungsbüros. Hier können Sie von Ihren Erfahrungen berichten und ganz ohne jeglichen Handlungsdruck über mögliche Umgangsformen sprechen. Die Beratung ist vertraulich und parteilich, sie dient also allein Ihnen und Ihren Interessen.

 zu den Berater*innen

Frauenberatungsstelle Osnabrück

Die Frauenberatungsstelle Osnabrück bietet eine anonyme, kostenlose Beratung in Osnabrück-Stadt und im Landkreis an. Dabei sind sowohl telefonische Beratung als auch kurzfristige Termine in Person möglich. Zusätzlich zum allgemeinen Beratungsangebot gibt es spezielle Beratungsangebote, die genauer auf die Bedürfnisse der zu Beratenden eingehen.

 zur Website der Frauenberatungsstelle Osnabrück

Hilfetelefon

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung, rund um die Uhr unterstützt. Auch Angehörige, Freund*innen sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.

 zur Website des Hilfetelefons

FrauenNacht Taxi

Frauen und Mädchen sowie genderqueere Personen erleben viel öfter sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt als Männer. Häufig findet diese Gewalt nachts statt oder wenn es dunkel ist. Deswegen fühlen sich viele Frauen und Queers zum Beispiel auf dem Heimweg unsicher. Unter der Nummer 0541-32011 oder per  App bietet das FrauenNachtTaxi einen sicheren Heimweg für Frauen, genderqueere Menschen und Mädchen.

 zur Website des FrauenNachtTaxis

Heimwegtelefon

Personen, die sich nachts auf dem Heimweg unwohl fühlen, erreichen unter 030 12074182 das Heimwegtelefon. Täglich von 21 Uhr bis Mitternacht, freitags und samstags sogar bis 3 Uhr, werden dort Ehrenamtliche erreicht, die die Anrufenden am Telefon nach Hause begleiten und so die Sicherheit erhöhen.

 zur Website des Heimwegtelefons