| Geographieunterricht verfolgt das Ziel, Schüler*innen zu einem demokratischen, gerechten und friedlichen Zusammenleben in der „Einen Welt“ zu befähigen. Rassismuskritische Perspektiven gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung – insbesondere im Kontext eines gesellschaftlichen Rechtsrucks. In meinem Vortrag widme ich mich der Frage, wie angehende Geographielehrkräfte mit dem Anspruch umgehen, Rassismus im Unterricht zu thematisieren. Im Zentrum steht eine Fallstudie, in der Gruppendiskussionen mit Lehramtsstudierenden mittels dokumentarischer Methode analysiert wurden. Die untersuchten Fälle dokumentieren u.a. einen spezifischen Habitus, den „Habitus der Enthaltung“. Dieser strebt eine neutrale, vermeintlich „mittige“ Positionierung an, dethematisiert Rassismus und versteht etablierte bildungsinstitutionelle Normen als primär handlungsleitend. Dies führt zur Relativierung von Rassismus, zur Meidung konfliktueller Themen und zur Externalisierung von Verantwortung. Aus professionstheoretischer und geographiedidaktischer Sicht offenbart sich darin ein Spannungsverhältnis zwischen demokratischer Positionierung und dem Wunsch nach der Wahrung von Harmonie im Geographieunterricht. Vor diesem Hintergrund diskutiere ich Implikationen für die geographische Lehrkräftebildung, die ein verantwortungsvolles Handeln in professionellen Antinomien sowie die Bedeutung einer normativ und machttheoretisch begründeten Perspektivenvielfalt zu reflektieren vermag. |
26.
Jan
Gastvortrag Geographisches Kolloquium
Zeit
- Beginn:
- 26.01.2026, 18:15 Uhr
- Ende:
- 26.01.2026, 19:45 Uhr
Ort
Gebäude 02, Raum E04
Seminarstraße 19 a/b
49074 Osnabrück