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114/2025
Neues Forschungsprojekt der Uni Osnabrück

Tabuthema Suizidgefahr im Alter

Im Alter nimmt die Suizidrate deutlich zu – besonders bei Männern. Eine Forscherin der Uni Osnabrück nutzt innovative Technologie, um Warnzeichen frühzeitig zu erkennen und gezielte Hilfe zu ermöglichen.

Im Alter steigt die Suizidgefahr, und gerade Männer sind gefährdet: Bei ihnen liegt die Rate im Alter von über 75 Jahren  bei 40,5 pro 100.000. Dr. Miriam Hehlmann von der Universität Osnabrück erforscht nun gemeinsam mit Dr. Nili Solomonov vom renommierten Weill Cornell Medical College in New York City verschiedene Maßnahmen, um Risiken früher zu erkennen und gezielter zu therapieren.

„Unser Ziel ist es, Therapieerfolge vorherzusagen und auch zu verbessern“, sagt Miriam Hehlmann. Denn leider würden derzeit nur rund zwei Drittel der Patientinnen und Patienten von einer Therapie profitieren.

Neben regelmäßigen Therapiegesprächen und dem Ausfüllen von Fragebögen spielt für das Forschungsprojekt der psychologischen Psychotherapeutin ein Fitnesstracker in Form eines Smart Rings eine große Rolle: Der Ring registriert sowohl die Schlafphasen als auch die Aktivität der Probanden. Die Forschenden untersuchen, welche Rückschlüsse auf mögliche Suizidgedanken sich aus Bewegungsmustern und der damit verbundenen sozialen Interaktion bereits vor einer Therapiesitzung ziehen lassen.

Die Methode basiert auf dem sogenannten Ecological Momentary Assessment (EMA): Dabei werden mittels elektronischer Geräte wie Smartphones Daten über das Verhalten und Erleben von Personen in ihrem alltäglichen Umfeld gesammelt.

Insbesondere Männer könnten von den Ergebnissen des Projekts, das von der Society for Psychotherapy Research gefördert wird, profitieren: „Dass Menschen im Alter lebensmüde werden, kann an Erkrankungen liegen oder an einer Vereinsamung. Hier sind es gerade Männer, die sich nach dem Tod ihrer Partnerin schwertun“, erläutert Miriam Hehlmann. Oft seien es die Frauen, die die sozialen Kontakte pflegten und für Verabredungen sorgten. Doch leider seien Einsamkeit im Alter und damit einhergehende Suizidgedanken immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema, so die Wissenschaftlerin.

Neben Gender spielten auch sozioökonomische Faktoren eine Rolle: In strukturschwachen Stadtvierteln und Regionen sei das Suizidrisiko höher als in Gegenden mit höherem Einkommen, besserer Bildungsinfrastruktur und stabileren sozialen Netzwerken.    

„Ziel der Studie ist es, ein Vorhersagemodell zur Echtzeit-Erkennung von Warnzeichen für Suizidalität im hohen Alter während der Psychotherapie entwickeln“, so die Wissenschaftlerin der Uni Osnabrück. Dadurch sollen Suizidrisiken künftig schneller und präziser behandelt werden.

Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Miriam Hehlmann, Universität Osnabrück
Institut für Psychologie
E-Mail:  miriam.hehlmann@uni-osnabrueck.de

 

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