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Neu an der Uni I: Juniorprof. Sophie Ellsäßer

Juniorprof. Dr. Sophie Ellsäßer

Geboren 1990 in Schwäbisch Hall, absolvierte Jun.Prof. Ellsäßer den Bachelorstudiengang Sprache und Kommunikation an der Universität Marburg. „Ich habe mich für dieses Studium entschieden, weil mich bereits in der Schule die Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen interessiert haben und ich mich schon früh für grammatische Fragen begeistern konnte“, erklärt Ellsäßer. 2014 folgte der Abschluss des Masterprogramms Linguistik: Kognition und Kommunikation, den sie ebenfalls in der traditionsreichen Universitätsstadt an der Lahn ablegte. „Die Themen, die mich hierbei beschäftigten, waren unter anderem die unterschiedlichen Strukturen der deutschen Dialekte sowie die des Deutschen im Vergleich mit anderen Sprachen“, so die Sprachwissenschaftlerin. „Vor allem die Frage nach Variationsmöglichkeiten in der Grammatik, also nach den Stellen in der Grammatik, an denen sich Sprachsysteme unterscheiden können, aber auch nach Stellen, an denen alle Sprachen gleich funktionieren, weil es ansonsten zu Missverständnissen oder Ungenauigkeiten kommen würde, hat mich in meinem Masterstudium beschäftigt.“

Von 2014 bis 2017 war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Marburg und Freiburg tätig. Im Jahr 2019 wurde Ellsäßer an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promoviert. Der Titel ihrer Dissertation: „Kasus im Korpus. Eine Untersuchung zu Struktur und Geographie oberdeutscher Kasusmorphologie“. Gemeint ist damit eine Untersuchung zur Markierung von Kasus in den süddeutschen Dialekten. Grundlage dafür bildete ein Korpus, also eine strukturierte Sammlung von Sprachdaten. Es handelte sich um Tonaufnahmen gesprochener Sprache aus den 1950er Jahren. Dabei konnte Ellsäßer herausfinden, dass ein (teilweise stattfindender) Abbau oder gar Verlust von Kasus – wie er etwa häufig für den deutschen Genitiv beschrieben wird – keine großen Auswirkungen auf die Eindeutigkeit der grammatischen Markierung hat: „Im Deutschen wird heute an bestimmten Stellen im Sprachsystem weniger Kasus markiert als noch vor mehreren hundert Jahren, es kommt damit aber keinesfalls zu grammatischen Uneindeutigkeiten. Nur weil etwas nicht mehr markiert wird, heißt also nicht unbedingt, dass es vollkommen aus der Grammatik verschwindet. Vielmehr hat sich ein äußerst ökonomisches grammatisches System entwickelt, das bis heute funktionsfähig ist.“ Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grammatik und Sprachgeschichte in Münster befasste sie sich bereits seit 2017 in ihren Lehrveranstaltungen unter anderem mit Wandel und Variation in der deutschen Grammatik sowie mit unterschiedlichen Methoden, diese zu untersuchen.

Nach einer Zeit als Vertretung der Juniorprofessur für Historische Sprachwissenschaft des Deutschen an der Universität Mainz im WS 2020/21 folgte nun die Bestellung auf die Juniorprofessur an der Universität Osnabrück. Hier wird sie sich mit Korpus- und Variationslinguistik beschäftigen und der Frage nachgehen, wie wandelbar die deutsche Grammatik in unterschiedlichen Kontexten und Varietäten ist und wie sie sich verändert hat bzw. auch noch verändern wird. „Ich freue mich sehr über die neue Aufgabe, vor allem da ich hier im Fachbereich auf Kolleginnen und Kollegen treffe, die sich mit kerngrammatischen, sprachdidaktischen und kognitionslinguistischen Fragestellungen beschäftigen. Auf diese Weise ergeben sich ganz neue, spannende Perspektiven, auch auf die Themen, mit denen ich mich in den letzten Jahren beschäftigt habe.“