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Pressemeldung

Nr. 152 / 1996

28. Oktober 1996 : Dichtung und Biographie von Gertrud Kolmar (1894 - 1943) - Arbeitstagung und Ausstellung an der Universität Osnabrück

Weitere Forschungsfelder in dem immer noch nicht leicht zugänglichen Werken der Dichterin Gertrud Kolmar (1895 - 1943) zu erschließen, ist das Ziel einer Arbeitstagung, die am Freitag, 1. November 1996, an der Universität Osnabrück stattfindet. Die Osnabrücker Literaturwissenschaftlerin und Leiterin der Tagung, Prof. Dr. Chryssoula Kambas: "Gertrud Kolmar gilt als eine der herausragenden Dichterinnen unseres Jahrhunderts, die aber - abseits des Literaturbetriebs - auch heute noch wenig bekannt ist. Erst in den letzten Jahren hat eine fundierte wissenschaftliche Darstellung von Leben und Werk für eine breitere Aufmerksamkeit gesorgt." Die jetzt stattfindende Tagung mit dem Titel "Gertrud Kolmar: Biographie und Dichtungen" wird sich unter anderem mit verschlüsselten Aussagen in Erzählungen und Gedichten Gertrud Kolmars sowie mit Todesmythen in ihrer Lyrik befassen. Außerdem wird es um zwei Briefe an den deutsch-jüdischen Philosophen, Kritiker und Schriftsteller Walter Benjamin gehen. An der Veranstaltung nehmen Experten aus dem In- und Ausland, darunter aus Brüssel (Belgien) und Delaware (USA), teil.

Gertrud Käthe Chodziesner - den Namen Gertrud Kolmar benutzte sie als Pseudonym - wurde am 10. Dezember 1894 in Berlin geboren. Nach dem Besuch verschiedener Schulen arbeitete sie zunächst als Sprachlehrerin und Privaterzieherin vor allem in Berlin und Hamburg. Während einer Frankreichreise 1927 fand sie ihre eigene lyrische Sprache, die von der französischen Lyrik der Moderne besonders geprägt wurde. Im elterlichen Haus in Finkenkrug, heute ein Stadtteil von Falkensee, entstand fast ihr gesamtes Werk. Nach 1933 mußte sie als Jüdin Ausgrenzung, Bedrohung und Entrechtung ertragen, bis sie 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert wurde. Danach gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihr.

Zusätzlich zu der Arbeitstagung ist vom 31. Oktober bis 23. November 1996 eine Ausstellung im Foyer der Universitätsbibliothek Osnabrück (Alte Münze/Kamp) über Gertrud Kolmar zu sehen. Die Konzeption hat Dr. Marion Brandt (Berlin) erarbeitet, die außerdem Mitveranstalterin der Tagung an der Universität Osnabrück ist. Prof. Kambas und Dr. Brandt: "Es geht uns darum, den literaturgeschichtlichen Ort der Dichtungen Gertrud Kolmars genau zu sichten, damit ihre weitere Überlieferung gesichert bleibt. Daran wirkt auch die Ausstellung mit, die im weitesten Sinne Räume zeigt, die für die Schriftstellerin und ihr Werk von Bedeutung waren. Dies sind Wohn- und Aufenthaltsorte wie Berlin und Finkenkrug, aber auch imaginäre Räume, die sich Gertrud Kolmar als Zufluchtsorte geschaffen hat."

Die Ausstellung "Gertrud Kolmar: Orte" wird am Donnerstag, 31. Oktober 1996, um 18 Uhr offiziell eröffnet. Dazu sprechen Dr. Brandt und Prof. Kambas sowie der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Eilhard Cordes. Ein Katalog zur Ausstellung versammelt unveröffentlichte und bisher wenig bekannte Texte und Briefe Gertrud Kolmars.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag bis Freitag von 9 bis 19.30 Uhr und Sonnabend von 9 bis 13 Uhr.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Chryssoula Kambas, Universität Osnabrück, Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Neuer Graben 40, 49069 Osnabrück, Tel. (0541) 969-4672, Fax (0541) 969-4256