Hauptinhalt

Topinformationen

Pressemeldung

Nr. 116 / 1998

23. Juli 1998 : Krefelder Hautschutzpreis 1998 für Osnabrücker Wissenschaftler - Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schwanitz für seine Forschungsarbeiten ausgezeichnet

Der Osnabrücker Dermatologe und Umweltmediziner Prof. Dr. Dr. Hans JoachimSchwanitz ist Träger des Krefelder Hautschutzpreises 1998. Der Wissenschaftler,der an der Arbeitsgruppe Gesundheitswissenschaften der Universität Osnabrücklehrt und forscht, erhielt diese Auszeichnung für seine Forschungsarbeiten zurPrävention beruflich bedingter Hauterkrankungen bei Friseuren. Der Preis wurde1996 erstmals ausgelobt und ist mit 5.000 DM dotiert. Er wird alle zwei Jahrevon der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie e. V. vergeben,die damit herausragende wissenschaftliche Arbeit zur Förderung des Hautschutzesprämiert. Preisträger 1996 war der niederländische Wissenschafter Prof. Dr.Pieter-Jan Coenraads von der Universitäts-Hautklinik Groningen.

Wie der Osnabrücker Wissenschaftler erläutert, haben Friseurekzeme eineaußerordentlich große "gesundheitsökonomische Relevanz". Prof. Schwanitz:"Erkrankungen der Haut gehören mit einem Anteil von über einem Viertel ohnehinzu der größten Gruppe der Berufskrankheiten. Das höchste Risiko einerErkrankung tragen dabei die Friseure, wobei Hautveränderungen vor allem in denersten drei Monaten ihrer Berufsausbildung auftreten." Nach einer empirischenStudie von Prof. Schwanitz waren in Niedersachsen 1994 mehr als die Hälftealler Friseur-Azubis im ersten Lehrjahr von Veränderungen der Haut betroffen. 16 Prozent der Lehrlinge wollten aus diesem Grund ihren Beruf aufgeben. DerDermatologe und Umweltmediziner: "Der zuständigen Berufsgenossenschaft fürGesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege entstehen durch die Hauterkrankungen derFriseure jährlich Folgekosten von mehr als 60 Millionen DM. Nicht mitgerechnetsind hier die Summen, die Krankenkassen und Arbeitgeber im Erkrankungsfallaufwenden müssen."

Die seit 1991 in Osnabrück laufenden Forschungsarbeiten, die von derBerufsgenossenschaft mit über zwei Millionen DM mitfinanziert worden sind,setzen vor allem auf eine Optimierung der Präventionsmaßnahmen. Prof. Schwanitzund sein Team, dem neben Fachwissenschaftlern und Medizinern auch Pädagoginnenmit vorheriger Friseurausbildung angehören, haben hier verschiedene Bausteineder Vorbeugung entwickelt. So werden die Auszubildenden im Friseurhandwerk aufInitiative der Osnabrücker Forscher schon in der Berufsschule mit dem Problemmöglicher Hauterkrankungen und ihrer Vermeidung vertraut gemacht. Für dieseForm der primären Prävention wurden in der ArbeitsgruppeGesundheitswissenschaften der Universität Osnabrück entsprechendeUnterrichtseinheiten entwickelt.

Im Bereich der sekundären Prävention arbeiten Prof. Schwanitz und sein Team mitden Friseuren zusammen, die in einem frühen Stadium von Veränderungen der Hautbetroffen sind. "Wir haben die Möglichkeiten der ärztlichen Betreuung ergänztdurch Schulungen der erkrankten Friseure, die über die Entstehung derHautschäden aufgeklärt und dazu motiviert werden, besseren Hautschutz zupraktizieren. Dazu gehört insbesondere das Tragen geeignerterSchutzhandschule", betont der Dermatologe und Umweltmediziner. Die konkreteUmsetzung der Schutzmaßnahmen kann in Osnabrück in einem eigens eingerichtetenFriseursalon unter fachkundiger Anleitung geübt werden. Parallel dazu findenBetriebsberatungen statt, in denen mit den Patienten und dem Arbeitgeber vorOrt über Möglichkeiten eines verbesserten Hautschutzes diskutiert wird. Prof.Schwanitz: "Auf diese Weise findet nicht nur eine Verhaltens-, sondern aucheine Verhältnisprävention statt." Die Erprobung dieser Maßnahmen ist imvergangenen Jahr abgeschlossen und das Projekt nunmehr flächendeckend in derBundesrepublik von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst undWohlfahrtspflege (BGW) umgesetzt worden.

In einem weiteren Modellvorhaben testen Prof. Schwanitz und seine Mitarbeiterseit 1994 die enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Dermatologie. Sierichtet sich nicht nur an Friseure, sondern an die Versicherten allerBerufsgenossenschaften, die durch eine fortgeschrittene Erkrankung der Hautkurz vor der Aufgabe ihres Berufes stehen. Diese werden zunächst rund zweiWochen stationär behandelt, parallel geschult und, so Prof. Schwanitz, miteinem "optimalen Hautschutz" ausgestattet. Nach einer weiteren ambulantenBehandlung von zwei Wochen, die durch einen niedergelassenen Dermatologen nochohne erneute Hautbelastung erfolgt, kehren die Betroffenen an ihren altenArbeitsplatz zurück. "Dieses Projekt wird laufend evaluiert. Die Ergebnissezeigen, daß wir bei den auf den ersten Blick ,hoffnungslosen Fällen' eineErfolgsquote von rund 60 Prozent vorweisen können. Ein Jahr nach der Teilnahmean unserem Projekt arbeiten sie weitgehend hautgesund in ihrem ursprünglichenBeruf weiter", erläutert der Osnabrücker Wissenschaftler.

Wie Prof. Schwanitz betont, haben die Arbeiten in Osnabrück nicht nurmedizinische oder soziale Aspekte, sondern auch eine wichtige wirtschaftlicheund politische Komponente: "Angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage sindwir Dermatologen in besonderen Maße gefordert, den Patienten den Verbleib in ihrem erlernten Beruf zu ermöglichen. Denn leider häufen sich dieBeobachtungen, daß die Betroffenen nach einer erfolgreich absolviertenUmschulung keinen Arbeitplatz in ihrem neuen Beruf finden."Kontaktadresse:

Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schwanitz
Universität Osnabrück
Arbeitsgruppe Gesundheitswissenschaften
Sedanstraße 115, 49069 Osnabrück

Tel. (0541) 969-2426, Fax (0541) 969-2445