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Pressemeldung

Nr. 120 / 1999

15. Oktober 1999 : Robert Kempner: Mutiger Warner, unerbittlicher Ermittler, Helfer und Beistand - Vortrags-Matinee um 100. Geburtstag des Juristen, Historikers, Publizisten und Sachbuchautors

Zu einer Zeit, als der nationalsozialistische Terror noch hätte gestoppt werden können, war er bereits ein wacher und mutiger Warner, dann ein unerbittlicher Ermittler, der selbst als Verfolgter noch seinen Gegner nicht aus den Augen ließ. Er gehörte zu denen, die am Ende des Dritten Reiches eine ganze Epoche anzuklagen hatten, und nach den Nürnberger Prozessen war Robert Kempner (1899 – 1993) für die Verfolgten und die Überlebenden der Vernichtungs- und Arbeitslager ein Helfer und Beistand auf dem Weg, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Am 17. Oktober wäre der Jurist, Historiker, Publizist und Sachbuchautor 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlaß lädt die Universität Osnabrück, die Robert Kempner 1986 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück ausgezeichnet hat, an diesem Tag zu einer Vortrags-Matinee ein.

Der Präsident der Universität, Prof. Dr. Rainer Künzel, wird zum Auftakt der Veranstaltung über "Robert Kempner als Mitankläger im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß" sprechen. Im Anschluß daran folgt ein Vortrag von Oberstaatsanwalt Willi Dreßen. Der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen (Ludwigsburg) referiert über "Die Rolle der Wehrmacht vor dem Hintergrund des Holocaust". Die Veranstaltung, die auch die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" begleitet, findet am Sonntag, 17. Oktober 1999, im Oberlichtsaal des Kulturhistorischen Museums, Heger-Tor-Wall 28, statt und beginnt um 11 Uhr.

Robert Kempner wuchs als Sohn jüdischer Wissenschaftler in Berlin-Lichterfelde auf. Nach dem Studium in Freiburg war er zunächst in Berlin als Staatsanwalt tätig und wechselte 1928 ins Preußische Innenministerium, das in diesen Jahren ein Bollwerk gegen den aufkommenden Nationalsozialismus war. Kempner engagierte sich im Republikanischen Richterbund und bemühte sich, Hitler wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen und die NSDAP verbieten zu lassen. 1933 wurde Kempner "wegen politischer Unzuverlässigkeit in Tateinheit mit fortgesetztem Judentum" aus dem Staatsdienst entlassen und 1935 verhaftet. Nach internationalem Protesten freigelassen, floh er zunächst nach Italien und ging dann wenig später nach Amerika ins Exil, wo er seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus in Deutschland fortsetzte.

Als Stellvertreter des amerikanischen Chefanklägers Jackson spielte Kempner 1945/46 eine wichtige Rolle in den Nürnberger Prozessen. Er war es, der das "Wannsee-Protokoll" mit dem Beschluß der "Endlösung der Judenfrage" aufspürte und aufgrund seiner vertieften Kenntnisse auch in den zwölf Nachfolgeprozessen die Anklage wirkungsvoll unterstützen bzw. erfolgreich führen konnte. Kempner blieb in Deutschland und ließ sich 1951 als Rechtsanwalt in Frankfurt nieder. In zahlreichen Prozessen kämpfte er fortan weiter für die Bestrafung der Täter aus der NS-Zeit und für die Entschädigung der Opfer. 1984 wurde Robert Kempner für sein Lebenswerk - neben zahlreichen anderen Ehrungen - mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Universität Osnabrück würdigte ihn 1986 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde als "einen Mann, der sich stets kompromißlos gegen das Unrecht gestellt und die politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland aktiv mitgeprägt hat".