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Pressemeldung

Nr. 39 / 1998

16. Februar 1998 : Salzverträgliche Pflanzen sollen Ernährung der Weltbevölkerung sichern - Symposium an der Universität Osnabrück - Wissenschaftler wollen Forschung vorantreiben

In den großen Trockenregionen und Wüstengebieten dieser Welt sind die Bewohner auf den Bewässerungsfeldbau angewiesen, um ihr Überleben zu sichern. Doch die Süßwasservorräte werden knapp, und die Menschen müssen zunehmend auf "Abfallwasser" mit erhöhter Salzkonzentration zurückgreifen, das die angebauten Pflanzen schädigt oder gar vernichtet. "Die ökonomische Existenz einer großen Zahl von Menschen ist dadurch gefährdet", sagt der Osnabrücker Ökologe Prof. Dr. Helmut Lieth. Abhilfe soll hier der Einsatz salztoleranter Pflanzen schaffen. Rund 20 Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern Europas sowie aus Ägypten und Marokko, die auf diesem Forschungsgebiet bereits seit mehreren Jahren arbeiten, werden jetzt an der Universität Osnabrück erwartet: In einem Symposium, das am 18. und 19. Februar 1998 am Institut für Umweltsystemforschung stattfindet, wollen sie weitere gemeinsame Arbeit-sschwerpunkte im Rahmen eines seit 1997 bestehenden Förderprogramms der Europäischen Union (EU) festlegen. Über das EU-Programm sind inzwischen zwölf Forschungseinrichtungen im Mittelmeerraum sowie in Nordafrika und in Vorderasien zusammengeschlossen. Außerdem beteiligt sich die UNESCO mit ihrem Man-And-Biosphere-Pr-gramm (MAB) an dieser "konzertierten Aktion".

In mehrjährigen Untersuchungen hat die Arbeitsgruppe von Prof. Lieth, Emeritus am Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Osnabrück, gemeinsam mit der Universität Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten gezeigt, daß viele Salzpflanzenarten sogar mit Wasser, das einen Salzgehalt von fünf Prozent aufweist, erfolgreich auf Wüstenböden kultiviert werden können. Tagungsleiter und Programmkoordinator Lieth: "Geht man von einem Salzgehalt aus, der bei nur drei Prozent liegt, dann bieten sich weltweit umfangreiche Flächen, beispielsweise in Küstennähe, zur Kultivierung mit Salzwasser an." In jedem Kontinent gebe es zudem Pflanzen, die salzverträglich seien. Zu diesen "Halophyten" gehören nach Angaben des Wissenschaftlers unter anderem Beta-, Batis-, Aster- oder Spartina-Arten. Die Wissenschaft stehe nun vor der Aufgabe, aus diesen Wildarten geeignete Pflanzen auszuwählen und sie zu Nutzpflanzen mit einem hohen Ertrag "weiterzuentwickeln". Da-zu müssen, so Prof. Lieth, in genetischen, physiologischen und biochemischen Untersuchungen insbesondere die Mechanismen der Salzverträglichkeit im Stoffwechsel der Pflanze erforscht werden.

Wie der Wissenschaftler weiter er-läut-ert, wird es in den künftigen For-schungsarbeiten aber nicht nur um Artenauswahl und Züchtung, sondern auch um neue Landbau- und Bewässerungstechnologien gehen. Versuchs- und Demonstrationsfelder bestehen nach seinen Angaben bereits in Catania (Sizilien), in Agadir (Marokko) und in Abu Dhabi (Vereinte Arabische Emirate). Weitere Flächen sind von 1998 an für Forschungseinrichtungen in Dakhla (Marokko), Hammam Lif (Tunesien) und Ras Sudr (Ägypten), aber auch an den Universitäten Osnabrück und Gießen sowie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover geplant.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Helmut Lieth
Universität Osnabrück
Fachbereich Biologie/Chemie
Barbarastraße 11, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-2547, Fax (0541) 969-2570