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Pressemeldung

Nr. 85 / 2002

24. Juni 2002 : Alberto Savinio und die europäische Kultur der Zwischenkriegszeit - Internationales Kolloquium vom 28. bis 30. Juni 2002 an der Universität Osnabrück

Aus Anlass des 50. Todestages des italienischen Schriftstellers, Malers und Komponisten Alberto Savinio (1891-1952) findet vom 28. bis 30. Juni 2002 an der Universität Osnabrück ein internationales Kolloquium statt. Untersucht wird das schriftstellerische und malerische Werk des in Athen geborenen Künstlers vor dem Hintergrund der europäischen Kultur der Zwischenkriegszeit. Die öffentliche Tagung beginnt am Freitag, 28. Juni 2002 um 15 Uhr im Juridicum der Universität Osnabrück, Heger-Tor-Wall 14.

Alberto Savinio, der entscheidende Jahre seines Lebens in Paris verbrachte, gehörte jener Generation an, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf allen Gebieten eine radikale künstlerische Erneuerung anstrebte. 1914 debütierte er in Paris im Kreis um Guillaume Apollinaire mit einem aufsehenerregenden musikdramatischen Werk, den Chants de la mi-mort. Zu Beginn der zwanziger Jahre war er in Rom an Luigi Pirandellos Projekt, einer Reform des italienischen Theaters, beteiligt.

Entscheidend von Nietzsche und Schopenhauer geprägt, entwickelte Savinio - mit bürgerlichem Namen Andrea De Chirico - in den Jahren des I. Weltkriegs zusammen mit seinem älteren Bruder Giorgio De Chirico das Konzept der ‚pittura metafisica‘, der ‘metaphysischen Malerei’, die neben dem Futurismus die wichtigste künstlerische Avantgardebewegung in Italien zu Beginn des 20. Jahrhunderts war. "Auf literarischem Gebiet führt dies zu einer antirealistischen, vielfach surrealistisch anmutenden Schreibweise, die zudem von einem extrem spielerischen Umgang mit der Sprache geprägt ist", unterstreicht die Osnabrücker Romanistin Prof. Dr. Andrea Grewe.

In der Nachkriegszeit während der Vorherrschaft des Neorealismus in Vergessenheit geraten, wird Savinio wie andere große Autoren der italienischen Moderne - Italo Svevo, Luigi Pirandello, Carlo Emilio Gadda - in den sechziger Jahren von der Neoavanguardia wiederentdeckt. Seitdem stößt sein Werk national wie international auf wachsendes Interesse. In deutscher Übersetzung liegen inzwischen einige seiner Bücher vor.

Die Ausstellung "Die andere Moderne: De Chirico/Savinio", die 2001 in Düsseldorf und anschließend in München gezeigt wurde, präsentierte zum ersten Mal den Maler Savinio in Deutschland. Mit dem Osnabrücker Kongress wird erstmals ausserhalb Italiens dem schriftstellerischen und malerischen Werk Savinios ein wissenschaftliches Kolloquium gewidmet. Das Programm der Tagung umfasst die Sektionen "Poetik zwischen Mythos und Wissenschaft","Theatrum mundi – Malerei und Theater" sowie "Alberto Savinio und Europa". Mit seiner Konzentration auf die Kultur der europäischen Zwischenkriegszeit knüpft das Kolloquium an eine Reihe von Veranstaltungen zu Avantgarde und Moderne an, die in den letzten Jahren an der Universität Osnabrück veranstaltet worden sind (Walter Benjamin; Rückblick auf die Avantgarde).

Zu den Referentinnen und Referenten, die aus Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz kommen, zählen Pia Vivarelli, die Herausgeberin des Œuvrekatalogs und Kuratorin der Düsseldorfer und Münchener Ausstellung, sowie die Herausgeber der Werkausgabe Savinios, der Theaterwissenschaftler Alessandro Tinterri und die Literaturwissenschaftlerin Paola Italia. Veranstalterin des Kolloquiums ist die Romanistin Andrea Grewe, Professorin für italienische und französische Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück. Neben einer Reihe von Aufsätzen hat sie dem literarischen Werk Savinios eine umfangreiche Monographie gewidmet, die 2001 unter dem Titel "Melancholie der Moderne. Studien zu Alberto Savinio" erschienen ist.

Weitere Informationen zur Tagung finden sich im Internet unter der Adresse:http://www.home.uni-osnabrueck.de/agrewe/savinio. Die Tagungssprachen sind Deutsch und Italienisch (mit Übersetzung).

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Andrea Grewe
Universität Osnabrück
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Neuer Graben 40, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-4477 oder -4278, Fax (0541) 969-4256