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Pressemeldung

Nr. 133 / 2003

15. August 2003 : Berliner Kulturleben aus erster Hand - Wissenschaftlerin der Uni Osnabrück gibt Memoiren des Grafen von Redern heraus

Mehr als 50 Jahre hat er das Musik- und Theaterleben Berlins maßgeblich beeinflusst und geprägt. Graf Friedrich Wilhelm von Redern, unter Friedrich Wilhelm III. Generalintendant der Königlichen Bühnen, starb hoch dekoriert 1883. Die Zensur verhinderte seinerzeit den Druck seiner Memoiren. Nun erscheint erstmalig das autobigraphische Werk. Bearbeitet und eingeleitet wird es von der Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Sabine Giesbrecht an der Universität Osnabrück. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Geheimen Staatsarchiv zu Berlin gefördert.

»Nach Rederns Wunsch sollten die Lebenserinnerungen zunächst von Theodor Fontane aufgezeichnet werden«, erklärt Giesbrecht, die mehrere Jahre an dem Memoirenwerks gearbeitet hat. Als Fontane dankend ablehnte, bestimmte der Graf den Schriftsteller Georg Horn zum Schreiber. Das Manuskript enthält auf rund 600 Seiten musik- und theaterwissenschaftliche Informationen, unter anderem über Meyerbeer, Spontini, Mendelssohn und Immermann. Darüber hinaus berichtet Redern über seine Gesandtschaftsreisen nach London, Petersburg und Moskau sowie über seine Kontakte zu Goethe. Zum 200. Geburtstag des Intendanten und Komponisten fand im vergangenen Jahr im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt ein musikalisch-literarischer Salon statt. Grundlage für die vom ORB und dem Konzerhaus gemeinsam ausgerichteten Veranstaltung war die Forschungsarbeit Giesbrechts.

Einige Passagen über Friedrich Wilhelm IV. sowie manche Intimitäten, unter anderem von der russischen Zarenfamilie, erregten das Missfallen Kaiser Wilhelms I. Daher fand der im Cotta-Verlag bereits angekündigte Druck nicht statt, und das Originalmanuskript wurde, wie Giesbrecht ausführte, vermutlich vernichtet. Die nun von der Wissenschaftlerin initiierte Herausgabe stützt sich auf ein Zweitmanuskript Georg Horns, das unter bisher ungeklärten Umständen im Geheimen Staatsarchiv gelandet ist. Es wird demnächst im Rahmen der »Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz« unter folgendem Titel veröffentlicht: »Friedrich Wilhelm von Redern. Unter drei Königen. Lebenserinnerungen eines preußischen Oberkämmers und Generalintendanten, aufgezeichnet von Georg Horn, bearbeitet und eingeleitet von Sabine Giesbrecht«.

Weitere Informationen:
Prof. em. Dr. Sabine Giesbrecht, Universität Osnabrück,
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften
Fachgebiet Musik und Musikwissenschaft
Neuer Graben/Schloss, 49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4147, Fax +49 541 969 4775