Hauptinhalt

Topinformationen

Pressemeldung

Nr. 202 / 2005

29. September 2005 : Deutschland und Japan nach 1989 - Politikwissenschaftliche Fachtagung – Deutschland verharrt in Stagnation

»Während Japan ein "verlorenes Jahrzehnt" inzwischen überwunden hat und bei geringer Arbeitslosigkeit auf einen neuen Wirtschaftsboom zusteuert, zählt Deutschland immer noch zu den Nachzüglern der Weltwirtschaft.« Zu diesem ernüchternden Ergebnis kamen deutsche und japanische Politikwissenschaftler bei einer heute zu Ende gehenden Fachtagung an der Universität Tokyo. Der Kongress mit dem Titel »Deutschland und Japan nach 1989: Reformdruck und politische Systemdynamik« wurde von den Professoren Dr. Roland Czada (Universität Osnabrück) und Dr. Kenji Hirashima (Universität Tokyo) gemeinsam veranstaltet.

Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie Deutschland auf die Wiedervereinigung und Japan auf die Finanzmarktkrise reagiert haben. »Ein Grund, warum es Deutschland im Unterschied zu Japan bislang nicht geschafft hat, aus seiner Stagnation herauszufinden, liegt darin, dass die politischen Steuerungsinstrumente, die in Japan zum Erfolg führten - insbesondere massive öffentliche Investitionsprogramme und Wirtschaftseingriffe - der deutschen Regierung nicht mehr zur Verfügung stehen«, bilanziert Czada.

Die Souveränität über die Fiskal- und Währungspolitik sei in den 1990er Jahren in entscheidenden Punkten an die Europäische Ebene abgegeben worden. »Die Bundesregierung wird durch zahlreiche Vetospieler wie vor allem den Bundesrat, am effektiven Regieren gehindert«, so der Osnabrücker Politikwissenschaftler. Während Japan seine Marktwirtschaft weiterhin politisch steuern könne, verfolge Deutschland ein neoliberales Modell, ohne allerdings seinen teuren Wohlfahrtstaat spürbar abzubauen.

Die Tagung wird von der deutschen und japanischen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist zudem ein Beitrag zum »Deutschland in Japan-Jahr«, das noch bis März 2006 dauert.

Weitere Informationen

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Roland Czada, Universität Osnabrück,
Fachbereich Sozialwissenschaften,
Seminarstraße 33, D-49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 6024, Fax +49 541 969 4600
roland.czada@uni-osnabrueck.de