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Pressemeldung

Nr. 91 / 2004

27. Mai 2004 : Elite unter den Theologen ihrer Zeit - Universität Osnabrück erforscht Tätigkeit hiesiger Weihbischöfe des Mittelalters

Sie stellten eine Elite unter den Theologen ihrer Zeit dar, wurden meist an Universitäten ausgebildet und waren häufig über den gesamten deutschsprachigen Raum mobil: Weihbischöfe seien im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit oftmals theologisch gebildeter gewesen als die Bischöfe selbst, erklärt der Osnabrücker Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Thomas Vogtherr. »Wir finden ihre Spuren zwischen dem Baltikum und Rom, und sowieso in den benachbarten Diözesen Paderborn und Münster.« Osnabrücker Weihbischöfe des 13. bis 17. Jahrhunderts werden zurzeit an der Universität Osnabrück erforscht. Das Projekt wird vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium mit rund 130.000 Euro unterstützt.

Mehr als drei Dutzend Personen sind zwischen etwa 1220 und 1648 als Weihbischöfe in der Diözese Osnabrück tätig gewesen. Ihre Lebensdaten und ihr Wirken sollen am Ende des Projektes in einem Buch dargestellt werden. Schon jetzt lassen sich Veränderungen in der Personalauswahl erkennen: »Im 13. Jahrhundert waren es vorwiegend Bischöfe aus baltischen Bistümern, die dort nicht Fuß fassen konnten und deswegen als Weihbischöfe in Osnabrück und anderen Diözesen des Nordwestens unterkamen«, erklärt die Projektmitarbeiterin Dr. Jana Jürgs. Gegen Ende des Mittelalters seien Weihbischöfe sehr häufig Angehörige der Bettelorden, also Dominikaner und Franziskaner gewesen. »Sie waren hoch gebildet und besaßen große Qualitäten in der Seelsorge, zwei Eigenschaften, über die die spätmittelalterlichen adligen Bischöfe häufig nicht verfügten.« Seit der Reformationszeit nahmen die Weihbischöfe vielfach die bischöflichen Amtshandlungen fast alleine vor, denn die regulären Bischöfe waren stärker in der Reichspolitik gebunden, als dass sie sich um die Diözese kümmern konnten.

Jürgs muss in beinahe detektivischer Kleinarbeit die Spuren der Weihbischöfe ausfindig machen. Sie finden sich bei der Erteilung des Ablasses, der Weihe eines Altars oder einer Kirche in der Diözese Osnabrück. Die Historikerin wird anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte in Osnabrück zwischen dem 5. und 7. Juni vor einem Kreis von Sachkennern erstmals über die bisherigen Ergebnisse des Projektes berichten.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Vogtherr, Universität Osnabrück,
Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften,
Schloßstr. 8, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969-4396, -4387, Fax +49 541 969-4397,
e-mail: thomas.vogtherr@uni-osnabrueck.de