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Pressemeldung

Nr. 98 / 2001

08. Juli 2001 : IPR-Institut der Uni Osnabrück erhält wertvolle Bibliothek von Dr. Konrad Liebmann - Herausragende Bücher aus dem 15. bis 20. Jahrhundert im Wert von weit über einer Million DM

Der Osnabrücker Antiquar und Sammler Dr. Konrad Liebmann stiftet eine Bibliothek mit rund 100 herausragenden Werken aus dem 15. bis 20. Jahrhundert dem Institut für Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung der Universität Osnabrück. Wie der Direktor des Instituts, der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Christian von Bar, erläutert, umfaßt die Sammlung mit einem Wert von deutlich über einer Million DM "handverlesene" juristische Bücher sowie philosophische und politische Texte, die Schlaglichter auf die geistesgeschichtliche Entwicklung Europas werfen. Zu der offiziellen Übergabe der Liebmann-Bibliothek mit einer Prä-sentation der Buchbestände laden die Universität und der Stifter am Freitag, 13. Juli 2001, ein. Universitäts-Präsident Prof. Dr. Rainer Künzel erklärte: "Wir sind Dr. Liebmann zu großem Dank verpflichtet. Er ermöglicht Wissenschaftlern und Studierenden Zugang zu einer einzigartigen Buchsammlung, die eine junge Hochschule wie die Universität Osnabrück aus eigener Kraft nicht hätte erwerben können."

Im Bestand der Liebmann-Bibliothek befinden sich eine Reihe wertvoller Quellen zur Rechtsgeschichte. Dazu gehören die erste deutsche Übersetzung der römischen Institutiones Justinian (1536), ein Sammelband "Des Allerdurchleuchtigste großmechtigsten unüberwindlichsten Keyser Carols des Fünfften und des Heyligen Römischen Reichs peinlich Gerichtsordnung" (1565), der Sachsenspiegel in der Zobel’schen Ausgabe von 1569, die österreichische Strafgesetzordnung Theresiana (1769) mit einer Anleitung zur Durchführung der Folter, eine politisch hoch brisante Sammlung früher englischer Hochverratsgesetze (1709), das Preußische Allgemeine Landrecht (1791), die Erklärung der Menschenrechte (1793) oder der Code Napoléon aus der Privatbibliothek Napoleons (1803/1804). Im 19. Jahrhundert erschien die erste russische Übersetzung von Karl Marx Kapital, aus dem 20. Jahrhundert stammen Werke von Erzberger, Scheidemann, Keynes oder Churchill, dessen Geschichte des Zweiten Weltkriegs im Erstdruck vorliegt. Vertreten sind in der Liebmann-Bibliothek große Philosophen wie Hegel, Fichte, Kant, Descartes und Rousseau. Darüber hinaus umfaßt die Sammlung Mösers "Patriotische Phantasien" (1776 bis 1778), seine Abhandlung "Über die deutsche Sprache und Litteratur" (1781) und schließlich das Instrumentum Pacis, das Vertragswerk der Friedensschlüsse von Osnabrück und Münster aus den Jahren 1648 und 1649.

Wie der Direktor der Universitätsbibliothek Osnabrück, Dr. Eilhard Cordes, betont, handelt es sich bei der Liebmann-Bibliothek auch aus buchgeschichtlicher und aus biographischer Sicht um einen "hochinteressanten und äußerst wertvollen Bestand". Viele der Bände zeigten die Spuren ihrer früheren Besitzer, etwa durch handgeschrieben Einträge oder beigefügte Briefe. "Auch dies wäre einer wissenschaftlichen Bearbeitung wert." Ebenso spannend sei die kunstvolle Gestaltung der Bucheinbände, vielfach mit den Wappen Regierender Häuser. Nach den Worten von Prof. von Bar wird das Institut für Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung jede sich bietende Gelegenheit zur Erweiterung der Sammlung nutzen. Er erklärte weiter: "Über den materiellen Kern der Stiftung hinaus nehmen wir die Übergabe der Bibliothek auch als Geste wahr, als Geste für die Universität und als Geste für die Stadt, in der der Stifter lebt."

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Christian von Bar
Universität Osnabrück
Fachbereich Rechtswissenschaften
Institut für Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung
Heger-Tor-Wall 12, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-4462, Fax (0541) 969-4466