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Pressemeldung

Nr. 120 / 2004

24. Juni 2004 : Kulturschaffender und Kulturfunktionär - Literaturwissenschaftler Uni Osnabrück liest aus seiner Hanns Johst-Biographie

Hanns Johst war einer der bedeutendsten Kulturfunktionäre im »Dritten Reich«. Als Präsident der Reichsschrifttumskammer zwischen 1935 und 1945 entschied er unter anderen, wer auf dem deutschen Buchmarkt Erfolg haben durfte und wer nicht. »Johst war für das Regime der ideale Mann, um die ideologische Forderung nach Einheit von Kunst und Weltanschauung zu verkörpern«, erklärt Prof. Dr. Rolf Düsterberg. Der Literaturwissenschaftler an der Universität Osnabrück hat eine umfangreiche Biographie über Johst verfasst. Am Dienstag, 29. Juni, stellt er sie um 20 Uhr im Zimeliensaal der Universitätsbibliothek (Alte Münze) vor. Veranstalter ist die Buchhandlung zur Heide.

Johst, geboren 1890, war bereits während der Weimarer Republik einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller und Dramatiker. Seine ersten Stücke stehen noch unter dem Einfluss des Expressionismus und wurden unter anderem von Thomas Mann und Bert Brecht geschätzt. Später wandte sich Johst immer stärker der völkischen Ideologie zu. Gipfelpunkt dieser Entwicklung ist sein Drama »Schlageter«, das am 20. April 1933, am »Führergeburtstag« uraufgeführt wurde. Nach der Machtübernahme Hitlers wurde die Kulturpolitik zu seinem hauptsächlichen Betätigungsfeld. Zudem hatte er als SS-General und enger Freund Heinrich Himmlers die Aufgabe übernommen, die »Saga des Großgermanischen Reiches« zu schreiben. Sein Ansinnen sei es dabei gewesen, »die Eroberung Osteuropas einschließlich des damit zusammenhängenden Völkermords literarisch zu verklären«, so Düsterberg. In der Nachkriegszeit konnte der Schriftsteller nicht mehr an seine früheren literarischen Erfolge anknüpfen, er starb weitgehend vergessen im November 1978.

Die Darstellung Düsterbergs behandelt nicht allein die Werke des Dramatikers, sondern lenkt das Augenmerk vor allem auch auf dessen politische Aktivitäten. Dabei wird eines deutlich: »Der Dichter stellte sich vorbehaltlos in den Dienst des NS-Regimes«, erklärt Düsterberg. Die Johst-Biographie des 47-jährigen Literaturwissenschaftlers findet in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit, wobei die Rezensenten vor allem die sachliche und fundierte Darstellung loben. Das in einer anschaulichen Sprache geschriebene Buch wendet sich nicht nur an einen kleinen Expertenkreis, sondern auch an die breite interessierte Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
apl. Prof. Dr. Rolf Düsterberg, Universität Osnabrück,
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft,
Neuer Graben 40, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969-4085, Fax +49 541 969-4256,
e-mail:rduester@uni-osnabrueck.de